Trailer © by FX Networks / 20th Century Fox
Fakten
Jahr: 2013
Genre: Thriller, Drama
Showrunner: Joseph Weisberg
Crew (Writer, Director, Cinematographer, Editor): IMDb-Übersicht
Besetzung: Keri Russell, Matthew Rhys, Annet Mahendru, Noah Emmerich, Holly Taylor, Keidrich Sellati, Alison Wright, Margo Martindale, Derek Luke
Musik: Nathan Barr
Review
Der kalte Krieg – unter dem dauerhaften Damokles-Schwert des drohenden Atomkriegs überbieten sich die Nachrichtendienste aus Ost und West, um dem Feind im Ernstfall immer einen vermeintlichen Schritt voraus zu sein – wie wir alle wissen, ist dies der Stoff aus dem die Thriller sind und das nicht erst seit gestern. Die Serie THE AMERICANS geht jedoch einen Schritt weiter (oder biegt zumindest recht früh auf einen anderen Weg ab), als die üblichen Krimi-Stoffe, die sich wahlweise kleinteilig auf die konkrete Arbeit der Geheimdienste stürzen, oder vorwiegend daran interessiert sind unbesiegbare Action-Helden mit viel Wumms den bösen Buben die Hintern versohlen zu lassen. In dieser Serie soll es um die Menschen hinter der eiskalten Beschattungs- und Eliminierungs-Maschinerie gehen. Menschen, mit Innenleben, Wünschen, Träumen und Gefühlen.
Wie war das wohl, mit falscher Identität in den USA zu leben, nach außen hin die patriotische, rechtschaffene Familie zu mimen, aber in Wirklichkeit als lebenslang gedrillter, russischer KGB-Agent von innen heraus gegen den Feind zu agieren? Sicher krass vereinnahmend, unendlich zehrend und ob ein Unterhaltungsprodukt auch nur annähernd den Druck, die Sorgen und die aufkeimenden Zweifel der betroffenen Personen abbilden kann ist fragwürdig – so weit dies jedoch überhaupt möglich erscheint, macht THE AMERICANS einen guten Job.
Wir lernen die “Familie” Jennings zu einem Zeitpunkt kennen, in dem ihr Leben eine brenzlige Wendung nimmt: Mit achtzehn Jahren sind die zwei bereits in den USA als Ehepaar “stationiert worden“ – ein Job auf Lebzeit – und nun schon weit über ein Jahrzehnt dort, haben, wie das Protokoll es vorschreibt, Familie gespielt, Kinder bekommen und verrichten präzise ihren Job. Doch seit kurzem beginnt Phillip zu zweifeln – ist die Ideologie der er seit langem blind folgt, wirklich die richtige? Sind all die Personen aus seinem täglichen Leben nicht auch Menschen, die trotz falschem Pass verdient hätten ein glückliches Leben zu leben? Macht das alles eigentlich Sinn – der Auftrag, die Fassade, die viele Gewalt? Zu allem Überfluss bezieht das Nachbarhaus eine neue Familie – der Vater: gerade im C.I.A. befördert und nun gegen KGB und die kommunistische Bedrohung eingesetzt.
Nachdem die Serie zunächst noch den Anschein macht, ein wenig zu sehr die amerikanische Perspektive einzunehmen und lediglich das perfide Schaffen der feindlichen Russen anzuprangern, schleicht sich nach und nach, je mehr wir besagen Nachbarn Stan kennen lernen, die nötige Ambivalenz ein. All diese Figuren sind Menschen die zwar tief in sich einem warmen Kern tragen – teilweise sehr tief eingesperrt und weggeschlossen, aber vorhanden – doch die schlimmen Dinge die sie tun, stellen die aufkeimenden Sympathien immer wieder auf eine harte Probe. Das Geschäft ist so dreckig, dass schnell die Frage im Raum steht, ob es hier überhaupt ein richtig oder falsch gibt? Kann man liebende Mutter sein, aber um die Fügung einer zu instrumentalisierenden Personen zu erzwingen, diese mit dem Mord ab deren Kindern erpressen? Derartige Spannungsfelder erschafft THE AMERICANS zuhauf, zweifelt die eigenen Behauptungen immer aufs neue an und überlässt es dem Zuschauer die entstehenden Sympathien zu verteilen.
In einer gesunden Mischung aus Fall der Woche, Rückblenden in die Vergangenheit und übergeordneten Storylines verstehen wir immer besser, wieso die alles verdeckende Fassade nach und nach auch ins Innere der Agenten-Familie wanderte, warum nie wirklich das Eis zwischen den beiden dienstlich zusammen gebrachten Menschen gebrochen ist und warum der kleinste Zweifel am Sinn des eigenen Handelns zu stetigem Misstrauen führen kann. Emotional wie körperlich scheut die Serie keine Härte, schießt dabei manchmal etwas übers Ziel hinaus, aber bleibt auf menschlicher Ebene größtenteils glaubhaft. Abseits dieser Drama-Ebene vergisst sie zudem nicht, das zu liefern was die eigene Prämisse verspricht: spannenden und ausgeklügelten Agenten-Thrill. Auch hier wird zeitweise etwas zu viel des guten geliefert – obwohl das Pärchen später zunehmend in Bedrängnis gerät, scheinen sie zunächst so gut wie jedes Problem im Handumdrehen zu lösen, lesen blind Fährten, deuten subtilste Zeichen richtig und schwingen sich wenn nötig zu den Fähigkeiten einer Spiderwoman auf – doch in Summe kann gesund mitgefiebert werden, weil das Gefühl arger Bedrängnis präsent bleibt und der Einsatz dieses bizarren Spiels klar ist. Sowohl auf persönlicher, als auch auf dritter Weltkriegs-Ebene.
Eine gute Staffel, die gemütlich beginnt, zum Ende hin stark anzieht und definitiv Lust auf mehr macht.
Wertung
7 von 10 geheimen Abhör-Vorrichtungen
Weblinks
IMDB
MOVIEPILOT
Streamen: Werstreamt.es
Leihen: LOVEFILM
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Oje, beim Lesen deiner Kritik hier fällt mir siedendheiß ein, dass mein nächster Quartalsrückblick eigentlich schon wieder anstünde – da wäre dann “The Americans” auch dabei! Mir gefällt die Serie bisher sehr gut, ich mag diese moralischen Dilemma sehr. Außerdem mag ich ja insbesondere Philip, Stan und Nina. Ach, und die gute Margo Martindale ist halt immer ganz groß!
Hehe, was man im Blog immer alles tun will, aber dann von der rennenden Zeit abgehalten wird. Immerhin ist es bei dir ja nicht so, dass du in den letzten 3 Monaten nicht genügend “unmediale” Erlebnisse ins Blog gefüttert hättest Das steht als Quartalsrückblick quasi für sich.
Den Subplot um Stan und Nina fand ich regelrecht tragisch – ein klasssicher Fall von enormer Zerrissenheit und Gefangensein in der eigenen Haut. Und Frau Martindale hat mich hier ebenfalls (wieder) überzeugt – ich kannte sie bis jetzt (bewusst) nur aus AUGUST: OSAGE COUNTY, den wir ja beide mochten. Hast du noch Empfehlungen in Bezug auf ihre Rollen?
Klingt doch recht brauchbar – glücklicherweise, denn ich hab mir neulich erst die erste Staffel gekauft!
Vor allem weil ich Keri Russell und Matthew Rhys sehr gerne sehe, die Thematik ist zudem spannend und war noch nicht drölftausend mal da.
Ist sogar mehr als “recht brauchbar”, hehe! Vor allem, weil die zwei genannten eine sehr starke Leistung liefern…