Film: Wag The Dog (1997)


Trailer © by Warner Home Video


Fakten
Jahr: 1997
Genre: Satire, Medienkritik, Komödie
Regie: Barry Levinson
Drehbuch: Larry Beinhart, Hilary Henkin, David Mamet
Besetzung: Dustin Hoffman, Robert De Niro, Anne Heche, Denis Leary, Kirsten Dunst, William H. Macy, Woody Harrelson
Kamera: Robert Richardson
Musik: Tom Bähler, Mark Knopfler
Schnitt: Stu Linder


Review
“Who killed Kennedy? I read the first draft of the Warren report. It said he was killed by a drunk driver.”

Die Medien, die Wirklichkeit und die Kluft dazwischen. Eine einerseits endlos weite, andererseits völlig unsichtbare Kluft aus Geschichten, Details, Halbwahrheiten, Ganzwahrheiten. Eine Kluft in der nach Belieben Fakten verschwinden können, oder wie der Hase aus dem Zylinder herausgezogen werden. Wie man es gerade braucht. Denn was Realität und was wahr ist, liegt im Ermessen der Berichterstatter. Journalistische Kodizes und moralische Leitlinien sind schön und gut – ganz sicher hält sich auch ein Großteil der Schreiber und co. an sie.
Doch der Rest?

Was verkauft der?
Was ist wahr und was manipuliert?
Formt nicht jede Story immer eine alternative Realität, eben weil sei genau das ist: eine Story!?
Gibt es Objektivität?
Wo beginnt Subjektivität?
Und wichtiger: Wo endet Subjektivität und wo beginnt Manipulation?

WAG THE DOG breitet diese vielen Fragen zum höchst spannenden Themenkomplex “Manipulation durch Berichterstattung” aufs allerfeinste lang und breit auf den gebohnerten Fliesen des Weißen Hauses aus. Der amtierende Präsident wird kurz vor der Wahl der sexuellen Belästigung beschuldigt – das könnte der Todesstoß für Image, Kampagne und Wiederwahl sein, also was nun? PR-Berater Conread Brean (wirklich fantastisch gespielt von Robert DeNiro – vielleicht seine (vor)letzte großartige Performance?) kennt die Antwort: Das Volk wird daraus nur seine wütenden Konsequenzen ziehen, wenn es überhaupt Zeit zum Nachdenken hat! Bzw. die Medien Zeit haben den Präsidenten zu befeuern. Und um diese Zeit anderweitig zu füllen, fädelt Brean mit Hilfe des Hollywood Produzenten Motts (auch Dustin Hoffman trifft ins Schwarze) einen medialen Ablenkungs-Rundumschlag ein.

“You watched the Gulf War, what do you see day after day? The one smart bomb falling down the chimney. The truth? I was in the building when we shot that shot – we shot in a studio, Falls Church, Virginia. One-tenth scale model of a building.”

Was lenkt die Leute besser ab als ein Krieg? Nichts, und deswegen streuen Brean und Motts blitzschnell in Pressekonferenzen die losen Enden seltsamer Gerüchte – über B3 Bomber, albanische Terroristen, die Bomben auf US-Gebiet bringen wollen und verschollene Soldaten der US-Army – und inszenieren einen Krieg. Gegen Albanien, denn: “What do you know about Albania? Nothing! And that’s exactly the point!”

Die umfassende Manipulations-Maschinerie der weltweiten Regierungen (und von ihnen instrumentalisierten Massenmedien) bekommt hier mit doppelt beschleunigtem Anlauf einen Arschtritt, der sich gewaschen hat. Dabei ist Barry Levinsons Film von 1997 aufgrund der absurden Prämisse und den spielfreudigen Leistungen des sichtlich motivierten Casts primär unheimlich witzig – denkt man jedoch nur einen Millimeter hinter die komödiantische Fassade, kann das Lachen schnell im Halse stecken bleiben. Denn nun, 17 Jahre später, haben wir eines gelernt: Wie absurd die Vermutungen über skrupellose Machenschaften von Regierungen, Nachrichtendiensten, etc. auch sein mögen, die Realität stellt die Behauptungen immer noch um ein Vielfaches in den Schatten. Auf WAG THE DOG bezogen folgt also: Wie irre die Prämisse auch scheint, im Kern des Films steckt so viel Wahrheit über (falsche) Inszenierung, Manipulation, Täuschung und eben auch Rezeption all dessen, dass diese Wahrheit für einen temporären Knockout reicht.

Bezeichnend für die mediale Illusion, der wir alles täglich erliegen, ist eine bestimmte Szene: Nicht dass es reicht eine gecastete Schauspielerin vor blue-Screen ein armes albanisches Mädchen auf der Flucht spielen zu lassen – und somit eine vollkommen falsche Vorstellung einer nicht existenten Realität auf Band und ins TV zu bringen – in einer schönen Verdeutlichung des Kontrastes aus Realität und Illusion, beschließen die Macher irgendwann, weil sie sich nicht für eine Fellfarbe entscheiden können, selbst das Kätzchen in den Armen des Mädchens durch eine Chipstüte zu ersetzen und später per Computer einzufügen. Schöner hätte man: “Glaub nicht was du siehst” nicht formulieren können. Warum sollte CGI auch nur in Blockbustern alles möglich machen?

Wenn dieser Film eines lehrt, dann ist es folgendes: IMMER eine gewisse Distanz zu den Medien wahren, IMMER reflektieren, verarbeiten und eine eigene Meinung bilden, IMMER eine, zwei, drei weitere, möglichst unabhängige Quellen konsultieren, bevor das gedruckte Wort die eigene Weltsicht formt, oder auch nur beeinflusst. Informationen erstmal kauen, dann schlucken – oder eben eventuell auch wieder ausspucken. Don’t trust the BILD-“Zeitung” and don’t believe the hype. Zumindest nicht den, um den Albanien-Krieg. Oder Schweine-Grippe. Oder Bestechungs-Affären. Oder. Oder…

“Brean: The war is over, i’ve seen it on TV.
Motts: The war isn’t over, til I say it’s over”


Wertung
8 von 10 inszenierten Osteuropa Kriegen


Weblinks
IMDB
MOVIEPILOT
LETTERBOXD
Streamen: Werstreamt.es
Leihen: LOVEFILM
AMAZON (*) (falls ihr das Widget nicht seht, wird es von eurem Ad-Blocker gekillt):

3 Gedanken zu „Film: Wag The Dog (1997)“

  1. Danke euch bedien für den Kommi

    @ Fiammmetta: Genau, der ist das. Der gefallene “Soldat” der im Rahmen des fiktiven Kriegs nie die Grenze überschritten hat =))
    Ich muss schon wieder lachen.. Solltest du dir ruhig mal wieder ansehen wenn du mal Lust auf was witziges hast!
    Johnny Cash kam glaube ich auch, aber vor allem hab ich im Abspann gelesen, dass der Musiker, welcher die Songs zur Kriegs-Kampagne schreiben soll Folk/Country Legende Merle Haggard war..

  2. Ich kann mich erinnern, diesen Film vor vielen Jahren mal im Fernsehen gesehen zu haben. Ist das nicht der, wo sie alle im Gedenken an einen gefallen Soldaten ihre Schuhe durch die Gegend schmeißen? Und es kommt doch Musik von Johnny Cash vor, oder?

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