Titelbild & Trailer © by Warner Home Video
Fakten
Jahr: 2003
Genre: Action, Science-Fiction
Regie: Andy Wachowski, Lana Wachowski
Drehbuch: Andy Wachowski, Lana Wachowski
Besetzung: Keanu Reeves, Hugo Weaving, Laurence Fishburne, Carrie-Anne Moss, Monica Bellucci, Lambert Wilson, Harry Lennix, Harold Perrineau, Helmut Bakaitis, Jada Pinkett Smith, Nona Gaye
Kamera: Bill Pope
Musik: Verschiedene
Schnitt: Zach Staenberg
Review
Es gab wahrscheinlich unter den Filmfreunden, die in den Jahren 1999 und 2000 von MATRIX heftigst geflasht wurden, so gut wie niemanden, der vier Jahre später nach ewig erwarteter Sichtung des Sequels nicht leicht, ziemlich, oder in häufigen Fällen auch unendlich enttäuscht war. Wie auch nicht? Denn MATRIX hatte einen bis Dato in der Form noch nicht gemeisterten Spagat geschafft – opulentes Blockbuster-Actionkino in Perfektion geliefert, sich aber ganz selbstverständlich dabei noch mit tiefen psychologischen, moralischen, ja sogar existenzialistischen Themen beschäftigt – und war für eine ganze Generation Inspiration zur Reflektion der Welt und des Daseins gewesen. Klingt vielleicht etwas übertrieben, ist aber so, denn nicht jeder hat den Hang sich über philosophisch angehauchte Fragestellungen den Kopf zu zerbrechen und MATRIX hat es damals unmöglich gemacht, ihn als Teenager zu sehen und sich im Nachhinein mit den Freunden nicht in endlosen “was wäre eigentlich, wenn…”- und “wie würden wir entscheiden, wenn…”-Diskussionen zu verlieren. Denk- und Diskussionsfutter aus einem Blockbuster zu ziehen, das gab es selten und gibt es heute bekanntlich noch viel seltener.
Und dann klopfte da MATRIX RELOADED an der Tür und konnte eigentlich nur verlieren – weil es ein Sequel ist und die grundlegenden Thematiken der MATRIX-Filmwelt bereits vorher hinreichend ausformuliert wurden. Daraus resultierend konnte natürlich vor allem der extreme Flash des Neuen, der nicht mehr zu klappende Kiefer den MATRIX hervorrief, nicht ein zweites Mal auftreten – absolut neu funktioniert eben nur einmal. Und da kommt die Erwartungshaltung ins Spiel – ich habe mir damals lange Gedanken gemacht, womit sich MATRIX RELOADED und REVOLUTIONS wohl inhaltlich befassen könnten und bin ich immer wieder zu der gleichen (recht ernüchternden) Konsequenz gekommen: Es kann nur um einen aufkommenden Krieg zwischen Menschen und Maschinen gehen, den die Menschen am Ende vielleicht gewinnen, vielleicht nicht und die Menschheit als Konsequenz aus der Matrix befreien oder eben nicht. Die existenzialistischen Fragen waren eben schon gestellt.
Dazu kommt, dass MATRIX auch Optik und Effekte des modernen Kinos revolutionierte und mit abgefahrensten Slowmotion-Effekten in der Action mitreißen konnte. Und da es sich bei RELOADED um ein Sequel handelt, musste auch jedem (besonders aufgrund der allerletzten, völlig unnötigen Szene in Teil 1) klar sein, dass es hier höher, schneller, weiter, lauter und bombastischer zugehen wird.
Lange Einleitung, nun endlich mal zum tatsächlichen Film:
Genau meine Erwartungen von damals sind eingetroffen. MATRIX RELOADED ist, da gibt es absolut gar keinen Zweifel, “nur noch” ein reiner SciFi-Actioner, der mit haufenweise Faustkämpfen, 2003er-State-of-the-art-Computeranimationen, reichlich cyberpunkigen Ledermonturen und einer leicht kitschigen Lovestory an den Start geht, aber leider jeglichen Tiefgang verloren hat. Ebenfalls den Erwartungen entspricht der Umgang mit den einst so revolutionären und faszinierenden Effekten. Als ich damals aus dem Kino kam, habe ich mich schon fast geärgert, weil der Umgang mit der Zeit-verlangsamenden Bullet-Time mir geradezu inflationär erschien. Seitdem habe ich den Film mehrfach gesehen und man ist wohl mittlerweile wesentlich abgehärteter, was überbordende CGI-Spektakel betrifft, denn zu viel erschien mir das dieses Mal gar nicht – teilweise völlig unpassend gesetzt, jedoch schon.
Wenn ein Film sich nahezu vollständig über Action definiert, muss diese natürlich durchweg stimmen. RELOADED braucht eine ganze Weile, um in der Beziehung so richtig seinen Rhythmus zu finden. Wobei, eigentlich braucht er auch erzählerisch lange bis endlich der nötige Flow drin ist – und das ist dann der Punkt, wo es nur noch knallt. Also nochmal zur Action: Ab Sekunde eins steigen wir voll ein – Trinity jagt ihr Motorrad mit großer Explosion in ein Wachhäußchen, direkt wird deftig geprügelt, Coolness-triefend aus Hochhäusern gesprungen, wild geschossen – das alles schon ständig in Zeitlupe – plötzlich trifft eine Kugel ins Ziel, Boom, Neo erwacht – alles nur ein Traum? Oder eine Vorahnung? Immerhin ist er ja “the one”, der Auserwählte.
Was die Vision genau war, erfahren wir noch, zunächst wird jedoch trotz ganz wenig Matrix und ganz viel trist-grauer real-world in regelmäßigen Abständen gekämpft und dann nicht zu knapp. Diese Faustkämpfe sind toll choreographiert, wirken handfest und echt – aber warum bauen die Wachowski-Geschwister ständig ihre Slowmotion-Effekte ein und untergraben dadurch fast die eigene Dynamik? Diese Momente wirken fast durchweg irgendwie deplatziert – nicht an der jeweiligen Stelle eingefügt, weil sie gerade Sinn machen, also besonders interessante Einblicke in das Geschehen bieten, sondern eben weil es die typischen Effekte aus MATRIX sind. Musste oftmals unverständlich den Kopf schütteln.
Um die Action herum – denn hier ist ein Film um die Action gebastelt, nicht Action in einen Film integriert – flammen zwar immer wieder interessante Ideen (Agent Smith und seine Veränderung!) und abgedrehte Figuren (Merowinger, Geister, Schlüsselmacher) auf, so richtig Linie hat das alles aber leider nicht. Neo und co. stolpern zum Orakel, dann mal hier hin, mal dort, wieder zum Orakel, usw. Ohne das Orakel liefe nichts, vor allem könnte Keanu Reeves nicht zwecks ihrer kryptischen Botschaften bedeutungsschwer in die Kamera oder Ferne gucken.
So richtig passt das alles nicht – nach dem Kampf ist vor dem Kampf und das meiste “ruhige” wirkt wie Füllstoff bis zur nächsten Prügelei, die Oneliner wirken bemüht cool, zwischen den Actionszenen schleppt sich der Film oft ein wenig vor sich hin und man merkt ganz klar dass die Wachowskis hier massiv Budget und absolute Narrenfreiheit hatten – die “Party” in Zion ist z.B. viel zu lang, Zion an sich unglaublich ausufernd und monumental inszeniert und auch sonst gibt es von allem doppelt so viel wie nötig. Was daran jedoch wieder passt, ist dass dieser beinahe-Größenwahn (der dann im Abschluss der Trilogie zum völligen Wahnsinn ausartet) irgendwie visionär wirkt – die zwei hatten definitiv vor Augen was sie da machen wollen und haben es gnadenlos durchgezogen. Diese Straightness führt im Abschluss dann zu einer der größten Action-Sequenzen ever – einer völlig ausufernden Highway-Verfolgungsjagd mit irren Kampf- und Motorradszenen, die trotz endloser Länge nicht eine Sekunde zu viel auf der Uhr hat.
Völlig ohne Kontext auch noch erwähnenswert: Hugo Weaving als Agent Smith ist der Wahnsinn – für mich DIE Figur und sein diabolisches Lachen nach der Zusammenkunft mit dem Orakel mein (einer von zwei) Moment(en) der Trilogie. Was der Mann hier über maschinelle Emotionslosigkeit transportiert, ist wahre Schauspielkunst!
Im Fazit ist MATRIX RELOADED ein unterhaltsamer Actioner geworden, der sich trotz einiger Schwächen absolut nicht nach 135 Minuten anfühlt. Eine Kurzweiligkeit die für den Film spricht, denn obwohl er lange braucht um seine Linie zu finden und wenig Tiefe bietet macht er letztendlich eine Menge Spaß. Immerhin.
Wertung
7 von 10 konsultierten Architekten
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Ein Gedanke zu „Film: Matrix Reloaded (2003)“