Trailer © by Ascot Elite Home Entertainment
Fakten
Jahr: 2013
Genre: Polit-Thriller, Gesellschaftskritik
Regie: Daniel Harrich
Drehbuch: Daniel Harrich, Ulrich Chaussy
Besetzung: Benno Fürmann, Nicolette Krebitz, Heiner Lauterbach, Jörg Hartmann, August Zirner, Udo Wachtveitl, Miroslav Nemec, Isolde Barth
Kamera: Walter Harrich, Tobias Corts
Musik: Ian Honeyman
Schnitt: Georg Michael Fischer
Review
Ein Anschlag auf dem Münchner Oktoberfest, schnell spricht die Ermittlung von einem fanatischen Einzeltäter, obwohl alles auf eine Vernetzung mit ultra-rechten Wehrsportgruppen hindeutet. Sämtliche Versuche Licht ins Dunkel zu bringen, werden jedoch vehement abgewehrt. Ein wirklich wichtiges, leider sehr aktuelles politisches Thema also, doch es kollidiert aufs Heftigste mit einer gehobenen deutschen Fernsehfilm-Ästhetik und – sorry, Benno – wird von Benno Fürmann endgültig von der Straße gedrängt. Diese zwei Faktoren hindern DER BLINDE FLECK daran ein guter Film zu sein.
Die spannungsarme Inszenierung wäre kein Problem – man hätte den Kampf gegen Windmühlen eines investigativen Journalisten problemlos völlig dokumentarisch verpacken können – würde der Film nicht nonstop eine quasi-Dramatik vorgaukeln, der er nicht im Ansatz gerecht werden kann. Besonders der Score suggeriert eine dunkle Wolke über den Köpfen der Beteiligten, die sich jeden Moment zu entladen droht. Was dann ganz spät zwar passiert, jedoch nur wie eine Knallerbse, nicht wie ein großes Gewitter. Dazu kommt eine immer voll und ganz ausgeleuchtete TV-Studio-Optik. Isoliert betrachtet ist das gesamte Setting in seinen Ausstattung nicht schlecht gestaltet und bildet die gezeigte Zeit eigentlich recht authentisch nach. Aber diese Ausleuchtung lässt sämtliche Kulissen und Szenen (wie so oft) billig und unecht aussehen. Trotz eingestreutem Original-Nachrichtenmaterial, etc. wird man immer wieder aus dem Film herausgeworfen und zweifelt das Gezeigte an. So tangiert das, was eigentlich völlig umhauen sollte, schließlich kaum – nämlich die entscheidende Erkenntnis, dass offensichtlich auch damals schon quasi-öffentlich und mit skandalöser Dreistigkeit manipuliert und im großen Stil vertuscht wurde, wenn es darum ging (und heute geht) die Gefahr von rechts klein zu reden und vom Tisch zu wischen.
Und dann ist da halt der Benno. “Hat sich stehts bemüht”, steht doch heutzutage auf den Zeugnissen, oder? Benno bemüht sich, gibt mal wieder alles was er hat und liefert damit viel zuviel und viel zuwenig zugleich. Maximale Mimik mit minimaler Wirkung. Ich empfinde ihn als einen sympathischen Typ – in Interviews, oder ähnlichem – deswegen fühlt es sich echt blöd an ihn zu bashen, aber der Mann kann einfach nur selten wirklich überzeugend spielen. Man frage sich immer wieder, was wahlweise sein Agent für ein Genie, oder wie die Verantwortlichen in den Castings zwei Augen zu drücken müssen? Ich beobachte Fürmann’s Gesichtsakrobatik, seine ernst zusammengekniffene Augenpartie, die in Falten gelegte Stirn, die schockierten Blicke in dramatischen Momenten – und zitiere in Gedanken Helge Schneider: “Was macht der Mann da?”. Nur dass die Antwort eben nicht lautet: “Er tanzt die diebische Elster für sie”, auch wenn Fürmanns Entgleisungen in eine ähnliche Richtung gehen. Dabei ist er als Schauspieler gewiss nicht unbrauchbar, denn z.B. die völlig abgedrehte Rolle in HAI ALARM AM MÜGGELSEE hat er göttlich umgesetzt – aber eben nur, weil sein Overacting gut zur Figur passte und man ihn demnach ganz bewusst eingesetzt hat. Ernste Momente kann er nicht überzeugend – im Gegenteil, sie verkommen zu einer Groteske – und ist somit leider nicht in der Lage einen Film wie DER BLINDE FLECK zu stemmen, welcher sich zu 100% um den von ihm verkörperten Reporter dreht.
Schade, dieser wahren Story hätten eine bewegendere, schockierendere Umsetzung, als auch ein Hauptdarsteller mit einer umfassenderen Bandbreite weit besser gestanden.
Wertung
5 von 10 geschwärzten Akten
Weblinks
IMDB
OFDB
MOVIEPILOT
ROTTEN TOMATOES
LETTERBOXD
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