Film: Das Ende einer Nacht (2012)

Fakten
Jahr: 2012
Genre: Justizthriller, Krimi
Regie: Matti Geschonnek
Drehbuch: Magnus Vattrodt
Besetzung: Barbara Auer, Ina Weisse, Jörg Hartmann, Matthias Brandt
Kamera: Judith Kaufmann
Musik: Florian Tessloff
Schnitt: Ursula Höf


Review
Die Polizei bekommt einen Anruf, im Hintergrund Lärm und Schreie: “Lass mich rein!”.
Als die Beamten an besagter Adresse ankommen, finden sie eine Frau – hilflos, blutüberströmt, geschunden – die behauptet ihr Mann habe sie übelst misshandelt. Er, einflussreich, Leiter einer großen Firma, streitet alles ab. Was nun? Zunächst, die finanziellen Mittel machen es möglich, eine Anwältin einer “Star”-Kanzlei engagiert und schon bald geht die juristische Schlammschlacht los. Die Suche nach der Wahrheit.

Doch was ist diese Wahrheit?

DAS ENDE EINER NACHT behandelt das essentielle Problem der Justiz: Egal was Beweise zu sagen scheinen, egal was vermeintliche Zeugen für Aussagen machen, egal was Angeklagte/r und/oder Geschädigte/r behaupten – so lange nicht WÄHREND des Ablaufes einer Tat eingegriffen wurde – die alte Redensart “auf frischer Tat ertappt” zutrifft – kann nie völlig eindeutig geklärt werden, was passiert ist. Wenn Aussage gegen Aussage steht, ist alles weitere nur eine Suche nach der größtmöglichen Plausibilität, eine Aufsummierung von Wahrscheinlichkeiten – und egal wie dingfest alles scheint, wie eindeutig die Sachlage gelesen werden kann, es steht Aussage gegen Aussage und somit MUSS immer ein Rest-Zweifel bleiben, wenn er auch nur winzig ist. Die Wahrheit kennen nur Kläger und/oder Angeklagter – manchmal vielleicht nicht mal diese.

In diesem Film scheint die Sache zunächst eindeutig zu sein. So eindeutig, dass es kaum weiterer Recherche bedarf. Doch Schritt für Schritt gelingt es Ina Weisse als Anwältin Eva Hartmann die heftigen Anschuldigungen zu dekonstruieren und die Anklagepunkte plötzlich gar nicht mehr so eindeutig erscheinen zu lassen – hierbei ist die Behauptung immer wieder: Meine Damen und Herren, machen sie die Augen auf, um hinter das Offensichtliche zu schauen, denn es KÖNNTE auch anders gelaufen sein.

Was Author Magnus Vattrodt dabei sehr gut gelingt, ist ein Gefühl für den Mantel der Ungewissheit zu schaffen – und daraus resultierend auch für den Druck, der auf allen Beteiligten lastet. Der Angeklagte Werner Lamberg (fantastisch und intensiv von Jörg Hartmann gespielt) ist mächtig und reich – sind also vielleicht die Aussagen der Zeugen gekauft? Neigt vielleicht die Richterin dazu ihn vorzuverurteilen, da sie offen immer wieder betont, dass Geld nicht vor Strafe schützt? Ist er vielleicht ein perfekter Schauspieler und außerhalb des Gerichtssaals ein ganz anderer Mensch? Hat sich seine geschundene Frau vielleicht tatsächlich nur einen perfiden Plan ausgedacht, um ihn ins Verderben zu reißen? Ist vielleicht jedem alles zuzutrauen?

Vielleicht, vielleicht, vielleicht – wie ein dunkler Schatten zieht sich das “vielleicht” durch alle Aspekte der Verhandlung.

Leider erreicht Geschonnek’s Inszenierung nicht ganz die Qualität des Skripts – es mag auch an der Natur der Sache liegen, Gerichts-Thriller/Dramen balancieren oft nah an der Grenze zur Drögheit – und der Film gestaltet sich audiovisuell unspektakulär und teilweise etwas zäh. Inhaltlich trotzdem ein starker Justizfilm, der genau die richtigen moralischen Dilemmata streift.


Wertung
6 von 10 beeinflussten Gerichtsvertretern


TRAILER (nur extern verfügbar)


Weblinks
IMDB
MOVIEPILOT
LETTERBOXD
Streamen: Werstreamt.es
Leihen: LOVEFILM
AMAZON (*) (falls ihr das Widget nicht seht, wird es von eurem Ad-Blocker gekillt):

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.