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Meinung: Media Monday #189

Neue Woche, neues Glück – nachdem ich heute einfach mal GAR NICHT aus dem Bett kam und so spät, wie nie zuvor bei der Arbeit war, kann es ja nur Berg auf gehen Der erste Schritt ist ein halber Tag Maloche, der zweite der Media Monday #189
Auf jetzt…


1. Ein wenig bedaure ich es ja, bisher nie einen Artikel zu den frühen Filmen von Darren Aronofsky verfasst zu haben, denn REQUIEM FOR A DREAM und PI waren zwei der ersten Filme, die mich vollkommen umgehauen haben und mir zeigten, dass feel-bad eine wertvolle Komponente des Kinos ist.

2. In punkto Filmen/Serien können Geschmäcker ja erstaunlich vielfältig sein. Womit man mich allerdings eigentlich immer ins Boot bekommt: mysteriöse, geheimnisvolle, surreale Stoffe mit viel Interpretationsspielraum, düsterer Stimmung und schwammigen Realitätsebenen (habe ich durch David Lynch kennen und lieben gelernt).

3. Es wird mir wohl immer unerklärlich bleiben, wieso HAI ALARM AM MÜGGELSEE in der Allgemeinheit nicht denselben Kultstatus innehat wie bei mir, denn schließlich ist dieser Film die ultimative gesellschafts-Satire-Trash-Abfeier-Granate (wie ihr im verlinkten Review lesen könnt). Auf köstlichste Art und Weise werden deutsche Eigenarten und Vorort-Phänomene seziert.

4. Es wird allerhöchste Zeit, dass der heutige Tag sich dem Abend neigt und ich süffisant grinsend in der Premiere von INHERENT VICE sitze! PTA ist ein dermaßen fähiger Autor/Regisseur und der Trailer zu seinem neusten Film sah ziemlich vergnüglich aus!

5. Um mich fesseln zu können, muss ein Buch einen straighten Schreibstil besitzen. Ich bin leicht abzulenken und wenn zu krasses Sprachgeschwurbel auf endlose Schachtelsätze trifft, merke ich ständig wie ich abschweife, oder Sätze doppelt lesen muss (Ausnahme: Franz Kafka!).

6. Bill Murray ist eigentlich in all seinen Rollen überzeugend, habe ich ihn schließlich schon in sämtlichen Stadien seiner schauspielerischen Verwandlung wertgeschätzt. Es begann mit skurrilen, reinen Comedys (z.B. BLAST oder CADDYSHACK), irgendwann spielte er zwar immernoch lockere, aber zunehmend substantiellere Rollen (z.B. GROUNDHOG DAY) und ist heute bei nachdenklichen, aber trotzdem wenig massenkonformen Filmen (z.B. LIFE AQUATIC oder BROKEN FLOWERS) angekommen. Dabei war er immer auch Bill, aber nie nur Bill. Einfach ein super Typ!

7. Zuletzt gelesengesehen habe ich (wo wir doch gerade bei Murray waren) HYDE PARK AM HUDSON und das war trotz einer ungewöhnlichen Performance seinerseits ein relativ schwacher Film, weil er die meiste Zeit einfach vor sich hin lief, ohne so recht auf den Punkt zu kommen. Nett, aber ich weiß nicht, was ich daraus ziehen soll?


Das war es schon wieder, manchmal gehen die Antworten richtig schnell. Eine schöne Woche wünsche ich

23 Gedanken zu „Meinung: Media Monday #189“

    1. Und Roni Size (der ja bis ca. 2002 auch wahnsinnig gute Musik gemacht hat)
      Ich mag ja außer NOAH alle Aronofskys, aber PI ist auf jeden Fall sehr eigen, weil noch die Rohe Energie und Frische des Erstlingswerks drin steckt!

      1. Stimmt. Ich erinnere mich vage, dass auch Moby dabei war. Ich mag sie alle, wobei NOAH tatsächlich der kommerziellste ist. Hast du dann auch die Director’s Cut-Comics zu THE FOUNTAIN und NOAH gelesen? Beide gehen tiefer als die Filmversionen…

  1. Magst du mir in Kurzform mal bitte sagen, was einen mit PI erwartet? Immer und immer wieder stößt man auf den, aber irgendwie habe ich einen enormen Respekt, wenn nicht sogar etwas “Angst” vor dem Streifen, weil ich keinen Bock auf einen Reinfall habe. Obwohl ich Feel-bad Filme wirklich gerne hab.

    1. Ein Mathematiker ist besessen von der Zahl Pi, rechnet und sucht sich eine eigene Realität zusammen und verfällt immer mehr dem Wahn, was sich zunehmend in seltsamen Blackouts und Anfällen bemerkbar macht. Das ganze ist in körnigem Schwarz/Weiss gefilmt und von treibender, düsterer 90er jahre UK-breakbeat und Jungle-Mukke unterlegt.

      Kann was!

  2. An “Requiem for a Dream” habe ich mich nie herangetraut. Wenn es düster und schwermütig sein soll, dann doch lieber mit dem Schuss Wahnsinn, wie bei Lynch…

    1. Dann Copy & Paste ich mal was ich vor Monaten schon auf Second Unit geschrieben habe….

      Thema: Warum ich REQUIEM FOR A DREAM liebe

      Ich habe einen Freund namens JK.
      Wir treffen uns gerne um zu spielen, Musik zu hören oder Filme zu schauen, wobei unsere Geschmäcker meistens konform gehen.
      In einer Richtung unterscheiden wir uns allerdings sehr; er mag kritiklos alles mit Drogenbezug, und mir geht seine Haltung auf die Nerven.
      In der Literatur PHILIP K. DICK, im Comic THE FREAK BROTHERS, in der Musik alles von PETE DOHERTY oder OASIS, und im Filmbereich TRAINSPOTTING, ANANAS EXPRESS, SPUN, CHEECH AND CHONG, QUADROPHENIA, HANGOVER und natürlich seinen Lieblingsfilm FEAR AND LOATHING IN LAS VEGAS. Sobald ein paar Leute etwas einwerfen und Scheiße bauen ist sein Humorzentrum getroffen. Bulls Eye sozusagen.
      Natürlich freute er sich wie ein kleines Kind auf REQUIEM als er die Inhaltsangabe las, und begab sich in seine Kicherstellung (Schneidersitz 4 cm vom Bildschirm entfernt), und war eine gute halbe Stunde begeistert.
      Danach rückte er immer mehr vom TV weg um den Rest der Zeit nichts mehr zu sagen.
      Auf Nachfrage meinerseits wie er den Film fand maulte er nach der Sichtung fast beleidigt: “Der war nicht lustig.”
      Seitdem lässt er mich mit seinem Drogenfimmel in Ruhe, und wir können völlig cleanen Musikern wie den BEATLES lauschen.

      Dafür liebe ich REQUIEM FOR A DREAM sehr, vielen Dank Herr Aronofsky.

    2. Sind in meinen Augen schwer (bis gar nicht) vergleichbar. RFAD ist ein bewusst durchgestylter Drogenfilm, der in der ersten Hälfte aufgrund seiner Machart ein schillerndes Bild erschafft, nur um dann mit aller Kraft die emotionale Abrissbirne zu schwingen – was funktioniert und mit einem riesen Klos im Hals zurück lässt – während Lynch ja eher intuitiv psychologisch-surreale Weltene rschafft, in die man viel von sich selbst und dem menschen projizieren kann. Ich finde beides ganz großartig!

  3. Oh, in punkto “Requiem for a dream” bin ich dir dann voraus. Ich hab die Kritik dazu immerhin schon fertig geschrieben. Jetzt muss ich sie nur noch veröffentlichen.

      1. Lynch? Ein schwieriges Pflaster. Sehr verwirrend. Immer wieder… Mit seinem letzten Werk (das ja nun auch schon ziemlich weit zurück liegt) “Inland Empire” bin ich irgendwie gar nicht warm geworden. Aber hey, so lange er “Twin Peaks” wiederbelebt ist alles gut.

      2. Ich finde, so richtig verwirrend sind eigentlich nur seine letzten 3 Filme. LOST HIGHWAY und MULHOLLAND DRIVE sind schon sehr kryptisch. Das “grande Finale” ist dann aber tatsächlich INLAND EMPIRE. Für mich stellt dieser auch echt nur ein Werk für hardcore-Lynch-Fans dar, das wie nie zuvor einem lynch’schen Stream-of-Consciousness gleichkommt. Den Film hat er ja tatsächlich vollkommen fragmentarisch produziert, teils abends am Set zwischen den Drehtagen geschrieben, die Darsteller hatten keine Ahnung was sie selbst da tun und das Resultat ist je nach Sicht (bzw. emotionaler Response) entweder eine dreistündige Ansammlung wirrer, zusammenhangsloser Szenen oder ein höllisch intensiver Trip durch die dunklen Windungen eines genialen Geistes. Für mich letzteres

  4. Woah, danke, dass Du mir “Hai-Alarm” wieder in Erinnerung gerufen hast. Nach dem Trailer wollte ich den unbedingt sehen, hab aber bis eben voll den DVD-Release verpennt. Gleich mal bestellt.

    Für mich ist Bill Murray der komödiantischere Bruder von Tom Hanks, der in letzter Zeit die wirklich ernsten Rollen nimmt. Murray hat solche rein ernsten Rollen bisher glaube ich noch nicht gehabt.

    1. Kann den Film nur uneingeschränkt empfehlen. Benno Fürmans Overacting macht phänomenal Sinn, der humorvolle Folk-/Singer-Songwriter-Sountrack ist toll und es werden eben ganz viele Eigenarten des Menschen in ihrer Absurdität dargestellt!

      In bezug auf Bill stimme ich dir bedingt zu, aber irgendwie auch nicht. Klar hat er nicht so todernste, harte Stoffe, wie z.B. Hanks mit CAPTAIN PHILIPS gemacht, aber gerade in den letzten 10 jahren sind schon einige Werke dabei, die sich mit sehr ernsten menschlichen themen/Problemen befassen (Suche nach Anerkennung / Identitätsfindung, bzw. -losigkeit / Selbstaufgabe und Leid). Kennst du ebsagten BROKEN FLOWERS?

      1. Kenne ich nicht, aber gerade habe ich seine IMDb-Liste überflogen und gesehen, dass da noch so einiges auf mich wartet. Vielleicht tue ich ihm mit der Beschreibung tatsächlich unrecht. Die neuesten Film aus der Liste, die ich gesehen habe, sind “Zombieland” und die letzten paar Wes Anderson-Filme. Da hatte er bis auf “Die Tiefseetaucher” auch nie die Hauptrolle. Aber auch bei “Lost in Translation” war soweit ich mich erinne etwas Komödie dabei.

      2. Wie gesagt, die Filme sind auch nicht tonnenschwer oder todernst, eher etwas melancholische Tragik-Komödien mit viel Substanz im Kern.

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