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Film: Terror In Der Oper – Opera (1987)


Titelbild, Trailer & Bildausschnitte © by Koch Media GmbH


Fakten
Jahr: 1987
Genre: Giallo, Slasher, Psychothriller
Regie: Dario Argento
Drehbuch: Dario ArgentoFranco Ferrini
Besetzung: Cristina Marsillach, Ian Charleson, Urbano BarberiniDaria NicolodiCoralina Cataldi-TassoniAntonella VitaleWilliam McNamaraBarbara Cupisti
Kamera: Ronnie Taylor
Musik: Brian EnoRoger EnoSteel GraveClaudio SimonettiBill Wyman
Schnitt: Franco Fraticelli


Review
Farben, Blut, Suspense – Dario Argento tut mal wieder das, was er bewiesenermaßen am besten kann: mit OPERA liefert der Altmeister 1987 noch einmal einen waschechten Giallo ab, der in den Augen vieler Genre-Liebhaber nach SUSPIRIA, ROSSO und co. als sein letzter wirklich großer gilt. Ist er das? 

Wie für die Masse an Vertretern dieser italienischen Spielart des Slasher-Films üblich, zeichnet sich OPERA nicht gerade durch außergewöhnlichen Inhalt, oder andere (klassische) filmische Qualitäts-Merkmale aus – von Story kann kaum die Rede sein: Eine Nachwuchs-Opern-Diva wird von einem perversen Killer geplagt, der zunächst nicht ihr nach dem Leben trachtet, sondern schlimmer noch, sie fesselt, knebelt und über eine bizarre Apparatur dazu zwingt offenen Auges Zeugin bestialischer Morde zu werden, die er mit Messern, Scheren und allerlei anderem spitzen Gerät vor ihren Augen verübt. Nach der Premiere des “verfluchten” MAC BETH dezimiert sich die sie umgebende Crew der Theater-Aufführung rapide und da es von dubiosen Figuren nur so wimmelt, fällt es nicht leicht den Täter einzugrenzen.

Wer schon mehr als einen Giallo gesehen hat, wird eines mit Gewissheit verstanden haben: Um eine klassische “Story” ging es in dieser Gattung noch nie – entscheidend ist die Form der Darreichung und passagenweise gelingt Argento auch hier wieder eine Umsetzung, der es nicht an Brillanz mangelt. Die schwebend-verspielte Kamera fungiert als direktes Stilmittel und greift oft genug den direkten, subjektiven Blick des Killers auf (ebenfalls ein typisches Merkmal dieser blutroten Filmchen).

Weil dabei immer das Wissen um das nächste üble Ereignis mitschwingt, steigt die Creepiness enorm. Überhaupt feuert OPERA audiovisuell eine Fülle an Stilmitteln ab, die verschiedene einzelne Szenen zu kleinen, meisterlichen, höchst intensiven Erlebnis erheben: Beklemmende Wahl der Musik, schräge Aufnahme-Winkel, geniale Schnittfolgen – Argento weiß um die direkte Wirkung seiner Bilder, erst recht wenn sie gekonnt im Gegensatz zum Ton stehen.

Als zum Beispiel zu leichter, tragender Opern-Musik der (uns) unsichtbare Killer durch die dunklen Flure einer Wohnung schleicht und in sporadischem Umschnitt die im Wind wehenden Federn eines zerfledderten Kissens in Slow-Motion den Bildschirm zieren, regieren aufwühlende Kontraste – so funktionieren derartige Szenen exzellent.

Schade ist nur (wie so oft), dass Argento, so stark er auch in der Lage war, seinen außergewöhnlichen Stil auf die Leinwand zu bringen, diese Qualität in nahezu allen sonstigen filmischen Elementen nicht annähernd erreicht. Die Dialogzeilen seines Drehbuchs sind mies (und zwar wirklich mies) geschrieben und erschreckend holzig dargeboten, Themen- uns Stimmungswechsel, sowohl der Handlung als auch der Figuren, kommen so sehr aus dem Nichts, dass es selbst mit zwei zugedrückten Augen schwer fällt sie zu kaufen (gleiches gilt für die befremdliche Musikauswahl) und sobald in (den zahlreichen) überbrückenden Szenen die audiovisuelle Form ins Konventionelle übergeht, ist semi- bis gar nicht unterhaltenden Leerlauf angesagt.

Daraus erwächst in OPERA ein maßgebliches Problem: der Film lebt zu wenig von der reinen Form, um durch die stellenweise exzellente Inszenierung konsequent bei der Stange zu halten – sobald die Suspense abklingt, geht dem Werk die Puste aus. Schade, so ist OPERA “nur gut”, hätte aber weit mehr sein können.


Wertung
6 von 10 blutroten Scheren-Stichen


Veröffentlichung
OPERA ist seit 2015 nicht mehr indiziert und nun bei Koch Media GmbH als Special Edition BluRay Mediabook (incl. 2 DVDs) erschienen. Die BluRay kommt remastered und mit Audiokommentar von Dr. Marcus Stiglegger und Kai Naumann. Auf der Bonus-DVD befinden sich etwa 2h Interviews und Q&As mit zahlreichen Beteiligten (z.B. “Blutroter Vorgang” mit Regisseur Dario Argento (21:39 Min.) oder “Die Rache der Krähen” mit Animatronikkünstler Sergio Stivaletti (15:09 Min.))


Weblinks
IMDB
MOVIEPILOT
LETTERBOXD
Streamen: Werstreamt.es
Leihen: LOVEFILM
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