Film: Robocop (1987)


Trailer © by 20th Century Fox


Fakten
Jahr: 1987
Genre: Science-Fiction, Dystopie, Action, Trash
Regie: Paul Verhoeven
Drehbuch: Edward Neumeier, Michael Miner
Besetzung: Peter Weller, Nancy Allen, Dan O’Herlihy, Ronny Cox, Kurtwood Smith, Miguel Ferrer, Ray Wise, Robert DoQui
Kamera: Jost Vacano
Musik: Basil Poledouris
Schnitt: Frank J. Urioste


Review
Was wäre wenn… die Gesellschaft vollkommen von Konzernen dominiert würde, die über Leichen gehen um ihren Umsatz zu steigern, dabei Mensch, Maschine und alles dazwischen versklaven und mit bitterer Härte ihre Ziele umsetzen? Haben wir dann a) ROBOCOP von 1987 oder b) Kapitalismus (und Politik) 2015? Ein Schelm, wer hier nun denkt, dass bei fehlender Option auf Mehrfach-Antwort das Ankreuzen zur Unmöglichkeit werden könnte.

Worum es in ROBOCOP geht, wissen wohl die meisten: Ehrlicher Cop wird von grotesken Gangster-Karikaturen zersiebt, böser Konzern bastelt aus seinen Überresten ein Killermaschine, doch in ihr wabert noch ein Fünkchen Bewusstsein – mehr braucht es nicht, denn Fakt ist dass Paul Verhoeven’s zynische ultra-Trash Zukunftsphantasie von vor knapp 30 Jahren diverse üble Entwicklungen der Gesellschaft (bzw. Wirtschaft) voraus ahnte und in Bezug auf aktuelle Missstände leider nur selten daneben lag. Zwar watschelt noch keine gegen ihren Willen forcierte Mensch-Maschine als metallener Vollstrecker durch unsere Metropolen und gibt den Bad-Boys und -Girls der Straßen 20 Sekunden Zeit bis zur bedingungslosen Kapitulation, doch was Verhoeven über Fremdsteuerung des Bürgers, mediales Werbe-Bombardement und Skrupellosigkeit des Kapitalismus (aus)malte, ist heutzutage leider höchst real.

ROBOCOP als vordergründige über-Gesellschaftskritik zu sehen, ist aber dennoch etwas überzogen. Natürlich sind besagte Themen im Film enthalten und ohne Frage mehr als unterhaltsam verpackt – es wäre gar blauäugig sie als Zufall abzutun, Verhoeven wollte kritisieren – aber der Fokus des Films liegt auf gut gelauntem, brachial-überzogenem Sci-Fi-Action-Trash voll grinsendem 80er-Charme und nettem World-Building. Die vollkommen jenseits von gut und böse gezeichnete Gang um Boddecker, welche gehirnamputiert gackernd ihre Shotgun-Magazine in den armen Rechtshüter pumpt, die absurden Produkte (“Nuke’em”) in den Fernsehwerbungen, oder die abgedrehten Momente, in denen z.B. Robocop einem Vergewaltiger die Eier weg schießt – “I’ll buy that for a dollar!” – alles cool, alles mordsmäßig spaßig, aber “subtile Gesellschaftskritik”? Da beschreiben andere Attribute diesen Film treffender!

Eine Kernqualität ist ohne Frage die Kompromisslosigkeit, mit der ROBOCOP in Szene gesetzt ist. Auf dem Action- bzw. Gewalt-Level werden keine Gefangenen gemacht (vom ED-209 auch nicht), jeder kriegt was er verdient und wenn es eigentlich längst reicht, legt Verhoeven noch zwei Schippen drauf, so dass auch der letzte Zweifel ausgeräumt wird. Den Herren aus den Niederlanden kann man, besonders in Bezug auf seine drei SciFi-Actioner, sowieso eher als Mann für’s Grobe einstufen: Auch TOTAL RECALL und STARSHIP TROOPERS (zu dem ich ein etwas gespaltenes Verhältnis habe) jonglieren über ihre Action-Trash-Ebene hinaus mit gesellschaftlichen Themen, sind aber primär tauglich um (mir zumindest) eine fast komödiantisch-irre Zeit zu bescheren. Da ist es egal, dass das Drehbuch gern mal Fünfe gerade sein lässt, teilweise sogar gar keinen Sinn macht, weil in dieser Welt filmische Kontinuität und nachvollziehbare Figurenwandlungen problemlos zum Zwecke des nächsten überzogenen Shootouts hinten angestellt sind.

Funktionieren tut es trotzdem – auf eine eigene Weise – denn ich lache wenn ich diese Filme sehe. Ich lache viel – genau genommen mehr als bei den meisten Komödien und daher kann ich auch nicht anders, als sie als die für mich positivste Definition von Trash zu handeln: Alles irgendwie ziemlich stumpf und grobschlächtig, die Regler auf 11 um völligen over-the-top-Abriss zu veranstalten, aber gerade daher ist ROBOCOP so unglaublich unterhaltsam, dass der Spaßfaktor gen Himmel steigt (in TOTAL RECALL sogar noch mehr). Der Film macht mächtig Krawall, ist voll von ikonischen Figuren, effektivem Sound- und tollem Setdesign und im Gegensatz zu vielen anderen B-Actionern der Epoche sogar mit solider Substanz angereichert. Ein Klassiker mit legendärer Wirkung – immerhin gab man Verhoeven in Folge ein mega-Budget für TOTAL RECALL in die Hand. Passt.


Wertung
7-8 von 10 Konzern-eigenen Roboter-Sklaven


Weblinks
IMDB
MOVIEPILOT
LETTERBOXD
Streamen: Werstreamt.es
Leihen: LOVEFILM
AMAZON (*) (falls ihr das Widget nicht seht, wird es von eurem Ad-Blocker gekillt):

6 Gedanken zu „Film: Robocop (1987)“

  1. ROBO kriegt von mir die volle Dröhnung!!
    10 Kisses on my metal shining butt, weil mir alles, alles an dem Film gefällt.
    Schade das Verhoeven nur die drei erwähnten Kracher rausgetan hat, wobei ich FLESH & BLOOD nochmal checken muss (seit Ewigkeiten nicht mehr gesehen), und DER VIERTE MANN auch noch nett in der Erinnerung ist (der cineastische Traum jeder “Schwanz ab”-Lesbe, hahaha).

    Aber zum Arnie-Bonus:
    Manche Leute sehen ihn ja gerne noch als steroidgepuschte menschliche Comicfigur mit Trashfaktor, aber für mich hat dieser republikanische Reagan/Bush-Günstling, spätestens mit der Unterzeichnung diverser umstrittenen Todesurteile zur Zeit seiner Regentschaft als Gouverneur von Kalifornien, jegliche Sympathien verspielt. Den Typen noch irgendwo zu sehen macht mir ähnlichen Spaß wie Tier-Snuff oder eine Zahnwurzelbehandlung. Aber vielleicht verwechselte er auch das Barbarentum aus CONAN mit der Realität des 20 Jahrhunderts, wer weiß?

  2. Ist ja lustig, gestern ist meine Blu-ray-Trilogy-Box aus UK angekommen. Die letzte Sichtung des Films liegt schon ewig zurück, doch mag ich ihn sehr. “Total Recall” und “Starship Troopers” sind mir dann als Verhoevens aber doch noch lieber. Die Fortsetzungen kenne ich noch gar nicht. Der dritte Teil soll ja total Banane sein, doch der zweite erfreut sich durchaus noch einer gewissen Beliebtheit. Mal schauen…

    1. Solche Zufälle finde ich auch immer witzig (z.B. als ich nach Jahren mal wieder SUNSHINE geschaut hatte und beim nächsten Öffnen der WordPress-App als ersten Artikel Schlopsi’s frische Review zu genau dem Film geladen wurde)

      Ich selbst kenne auch nur den ersten Teil, aber der hält sich bei mir unabdinglich in hoher Gunst. Hab gerade deinen Text gelesen und kann mir kaum vorstellen, dass sich deine Sicht (trotz 9 Jahren Abstand) beim nächsten Schauen maßgeblich verändert.

  3. Mensch, du haust sie ja raus, die ganzen Kommis zu meinen Lieblingen bei RoboCop stimme ich dir einmal mehr zu. Gesellschaftskritik ist zwar vorhanden, aber hier stehen ganz andere Dinge im Vordergrund. Zum Beispiel die überzogene, aber hammergeile Brutalität! Verhoeven selbst hat sich angeblich riesig gefreut, als das Studio ihm die Genehmigung gab, zu zeigen wie eine Hand weggeschossen wird
    Ich lache auch immer sehr gerne über den Film, besser gesagt mit dem Film. Schwarzer Humor ist einfach unübertreffbar! “Hol doch mal jemand nen Arzt!”, nachdem Ed-209 das arme Vostandsmitglied buchstäblich zerkleinert hat

    RoboCop find ich aber ne Spur besser und unterhaltsamer als Total Recall. Letzteren habe ich dafür gestern erst wieder gesehen, und ich bin noch immer am Spekulieren, was nun eigentlich mit Quaid (oder Hauser) passiert ist

    1. Haha, das ist Verhoeven zuzutrauen!

      Was du sonst schreibst ist völlig richtig: Man lacht ja nicht, weil es schlecht ist, sondern weil es völlig überdreht und irre ist – das macht einfach Spaß! Ich hab die beiden Filme zuletzt an zwei aufeinander folgenden Tagen geguckt und denke TOTAL RECALL kommt bei mir wegen des Arnie-Bonus noch ‘nen Deut besser weg. Bei dem ist es aber genauso – dieses Mindgame ist nettes Beiwerk, aber eigentlich ist es ein trashiger SciFi-Actioner!

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