Trailer © by Concorde Film
Fakten
Jahr: 2012
Genre: Tragikkomödie, Romanze, Feel-Good
Regie: Lasse Hallström
Drehbuch: Simon Beaufoy, Paul Torday (Roman)
Besetzung: Ewan McGregor, Emily Blunt, Amr Waked, Catherine Steadman, Rachael Stirling, Kristin Scott Thomas
Kamera: Terry Stacey
Musik: Dario Marianelli
Schnitt: Lisa Gunning
Review
Lasse Hallström, seines Zeichens die Personifizierung der bildgewordenen Leichtigkeit, liefert mal wieder Feel-good-Kino in der pursten und reinsten Form – sanfte Romantik, märchenhaft, fernab jeglicher Realität, charmanter, ehrlicher Kitsch, warme Bilder, ein wenig seichter Humor.
Klingt fürchterlich? Ja! Und bei jedem anderen Filmemacher wäre es das ganz sicher, aber Hallstrœm legt genau die richtigen Schalter um und schafft es (wie kein zweiter) ein Gefühl der vollkommenen Schönheit zu erzeugen. Kein Kitsch ist bei ihm zu viel, die überbordende Romantik nicht bloß Klischee und auch noch so offenkundige Attacken auf die Tränendrüse fügen sich organisch und angenehm ins Gesamtbild. Zahlreiche Einzelbausteine, die sich puzzleartig zu einem modernen Märchen ergänzen.
Da interessiert es nicht weiter, dass bereits der Grundstein der Geschichte völlig unwirklich und absurd ist – was zählt ist die Aussage: auch das Unmöglich(st)e kann wahr werden – “you just gotta have faith my friend!”
Reichlich naiv ist das ganz gewiß, doch eben diese Naivität macht LACHSFISCHEN IN JEMEN besonders und schön. Weil sie es ermöglicht den Kopf (und allen Zwang zum Rationalismus) für zwei knappe Stunden auszuschalten und sich sanft der Träumerei hinzugeben. Träumen von unmöglichem, denn was der angelbegeisterte Scheich hier vollbringen möchte – in seiner Heimat Jemen die titelgebenden Lachse fischen – ist auf Anhieb erst mal genau das: Unmöglich!
So sieht das zumindest der ehr- bzw. merkwürdige Beamte der Landschafts- und Fischereibehörde und ist gar nicht glückliche durch ein paar unglückliche Verkettungen plötzlich mitten im Kern der Sache zu landen – mit der Pistole auf der Brust verpflichtet mitzumachen. Aber schien es nicht auch mal unmöglich die Erde zu umsegeln? Ohne Pferde von A nach B zu fahren? Auf den Mond zu fliegen? Das Higgs-Boson nachzuweisen? Stimmen Ressourcen, Talent und Ehrgeiz der Beteiligten, kann vieles was “unmöglich” schien, dennoch real werden.
Gemessen an dem was Hallström hier transportieren will, erweist sich die Besetzung als wahrer Glücksfall: Ewan McGregor hat seine Vielseitigkeit schon genügend unter Beweis gestellt und vermittelt alle Facetten seiner mehrdimensional angelegten Rolle – den mürrischen, gelangweilten Beamten, den verzweifelten Ehemann und auch den Wandel zum optimistischen Vorwärtsdenker, zum frisch und leidenschaftlich Verliebten – menschlich und überzeugend. Auch Emily Blunt versteht es in ähnlicher Qualität zu liefern und immer den notwendigen Gegenpol zu McGregor’s recht verschrobener Figur zu bilden. Sympathisches, blendend vorgetragenes Schauspiel, zwischen frech und einfühlsam, von tieftraurig bis optimistisch – die zwei Darsteller harmonieren perfekt und tragen den Film vollkommen. Zwar brilliert Kristen Scott-Thomas in ihrer Nebenrolle als zackiges PR-Biest des Premierministers in jedem Frame, die Bühne gehört hier trotzdem McGregor und Blunt.
Ein wundervoller Film für Momente, in denen all der Irrsinn uns über den Kopf steigt und einfach etwas Leichtigkeit von Nöten ist. Aber einem Regisseur, welcher selbst aus J-Lo noch Qualitätskino herauszukitzeln vermag, ist nichts anderes zuzutrauen. Disc einlegen und Seele baumeln lassen.
Wertung
8 von 10 fröhlich planschenden Lachsen
Veröffentlichung
LACHSFISCHEN IN JEMEN ist bei Concorde Film als BluRay und DVD erschienen.
Weblinks
IMDB
MOVIEPILOT
LETTERBOXD
Streamen: Werstreamt.es
Leihen: LOVEFILM
AMAZON (*) (falls ihr das Widget nicht seht, wird es von eurem Ad-Blocker gekillt):