Film: Drug War – Du Zhan (2012)


Trailer © by Koch Media GmbH


Fakten
Jahr: 2012
Genre: Thriller
Regie: Johnnie To
Drehbuch: Wai Ka-Fai, Yau Nai-Hoi, Ryker Chan, Xi Yu
Besetzung: Louis Koo, Lam Ka-Tung, Sun Honglei, Lam Suet, Huang Yi, Wallace Chung, Tao Guo, Michelle Ye
Kamera: Cheng Siu-Keung
Musik: Xavier Jamaux
Schnitt: Allen Leung, David M. Richardson


Review
Zwei Wochen ist es her, dass DRUG WAR über meinen Schirm geflimmert ist. Zwei Wochen, in denen der Film – völlig untypisch, für einen ultra-straighten Genrefilm – nicht mehr aus dem Gedächtnis gewichen ist. Immer wieder spielen sich vor dem Inneren Augen die verschiedensten intensiven Szenen ab. Immer wieder das doppelte Spiel – Zhang trifft sich mit Haha, studiert in wenigen Minuten dessen Art ein und gibt sich danach als eben dieser aus – immer wieder auch die unglaubliche Stürmung der Drogenküche und immer wieder das eiskalte, furiose Finale.

Awesome.
F#*§king Awesome!

Dabei ist DRUG WAR von Johnnie To ganz klar kein Film, der sich primär über die wenigen handfesten Action-Szenen definiert, viel mehr sind es die leisen Töne zwischen den Schüssen, welche die leicht fiebrige Atmosphäre formen und einen unvergleichlichen Sog auslösen. Es ist eine für mich (in dieser Konsequenz) bis jetzt einzigartige Straightness, die vollkommen in den Bann der Ereignisse zu ziehen vermag. Man hat es in Filmen dieser Art schon zur Genüge gesehen, es existiert gar eine Blaupause: Ermittlerteams ermitteln, Gangster ziehen ihren Hals gerade so aus der Schlinge und entgehen der Polizei. Da wird mit allem was geht als Einsatz verhandelt, übel getrickst und im erstbesten Moment in den Rücken gefallen. Drumherum das übliche Beiwerk: Private Probleme der Cops, ständig Druck, auf den Versagensängste antworten, die inneren Zwists erschweren alles, die Herren stehen sich selbst im Weg . Oft kommen auch noch plötzlich Familien ins Spiel, Ehefrauen die flehen den gefährlichen Job aufzugeben, Kinder die als Druckmittel gekidnappt werden. Die Liste der Tropes ist endlos.

In DRUG WAR gibt es das alles nicht, denn DRUG WAR braucht das alles nicht – es herrscht genau EIN THEMA vor und dominiert ALLES: Den Krieg der chinesischen Spezialeinheiten gegen die Drogenkartelle. Punkt. Alles was nicht vollkommen der Story (und Story meint hier eben ausschließlich den “Drug War”) förderlich ist, wird über Bord geworfen – unnötiger Ballast, den Johhnie To nicht braucht und deshalb gar nicht erst in Betracht zieht. Nur der Fall: Polizist Zhang und sein Team haben durch Zufall einen ranghohen Boss des Drogenkartells in Haft genommen, um der Todesstrafe zu entgehen liefert dieser häppchenweise Informationen um seine sechs Kollegen ans Messer zu liefern. Ausrufezeichen. Die Dinge nehmen ihren Lauf und To skizziert hier eine eisig-kalte, völlig ent-emotionalisierte Welt, in der Zeit und Raum an Bedeutung verloren haben und private Lebensrhythmen dem Ziel untergeordnet sind. Privatheit existiert so wenig wie Moral – einzig die Sprengung des Drogenrings ist von Bedeutung, dafür geben Zhang und sein Team alles.

In völliger Harmonie aus fantastischer Fotographie (Kamera: Siu-keung Cheng, nicht zum ersten Mal an Tos Seite), pulsierendem Score (Musik: Xavier Jamaux) und extrem gelungenem Pacing (Schnitt: Allen Leung), schafft To es, ein über alle Maße stimmiges Gesamtwerk zu kreieren. DRUG WAR ist vollkommen aus einem Guß – die reduzierte Story trifft auf reduzierte Figuren, die kalte Welt umschmiegt wie selbstverständlich die handfeste, greifbar geerdete Action. Am Ende der Gleichung steht ein so hoffnungsloses Ergebnis, dass jeglicher Optimismus im Halse stecken bleibt. Das Ende von DRUG WAR ist kein Ende, denn zwischen den Zeilen steht: Es wird nie aufhören. Gewinner gibt es nicht, Verlierer genau so wenig. Nur Menschen die gestorben sind und Menschen die noch leben – bis die nächste Welle des Krieges über Chinas Straßen fegt. Und dann die übernächste.

Wirklich großartig und vielleicht der konsequenteste Genrefilm, den ich je gesehen habe!


Wertung
8-9 von 10 Nasen Koks zu viel


Weblinks
IMDB
MOVIEPILOT
LETTERBOXD
Streamen: Werstreamt.es
Leihen: LOVEFILM
AMAZON (*) (falls ihr das Widget nicht seht, wird es von eurem Ad-Blocker gekillt):

2 Gedanken zu „Film: Drug War – Du Zhan (2012)“

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