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Film: Alles eine Frage der Zeit – About Time (2013)


Titelbild, Trailer & Bildausschnitte © by Universal Pictures Germany GmbH


Fakten
Jahr: 2013
Genre: Drama, Romantische Komödie, Zeitreisefilm
Regie: Richard Curtis
Drehbuch: Richard Curtis
Besetzung: Domhnall Gleeson, Rachel McAdams, Bill NighyLydia WilsonLindsay DuncanRichard CorderyTom HollanderMargot RobbieWill MerrickVanessa KirbyTom Hughes
Kamera: John Guleserian
Musik: Nick Laird-Clowes
Schnitt: Mark Day


Review
Ein warmer, wundervoller, äußerst substantieller Film, der der Beschreibung “RomCom” trotz formaler Entsprechung erfolgreich trotzt, da er einfach weit mehr als eine standardisierte Boy-meets-Girl Geschichte ist.

ABOUT TIME ist sowohl Liebesgeschichte, wie auch Familiendrama, zaubert ein Lächeln ins Gesicht und kombiniert geschickt Coming-of-Age mit dem am wenigsten nahe liegenden Genre, dem Zeitreisefilm. Ein riesiges Chaos also? Durchatmen, alles halb so wild, denn so absurd es klingt, so stark fügt es sich zu einem stimmigen Ganzen.

Protagonist Tim wird zum Ende seiner Jugend von seinem Vater in eine uralte Familientechnik eingewiesen: Die Männer der Sippe sind und waren schon immer in der Lage durch die Zeit zu reisen. Nicht wohin sie wollen und nie in unbekannte Zukunft, lediglich zurück in Momente, die sie schon erlebt haben. Einen dunklen Ort aufsuchen, Fäuste gen Boden Ballen, an den Zeitpunkt denken – fertig. So simpel kann es sein. Mit verständlichem Unglauben seitens Tim folgt der erste Test, nach dem ersten Test ein überraschtes Erkennen der sich auftuenden neuen Möglichkeiten. Tim, der wirklich toll, witzig und charismatisch von Brendan Gleeson’s Sohn Domhnall verkörpert wird, kann es nicht fassen und nutzt (wie auch sonst als pubertierender Junge) seine Gabe zunächst lediglich, um sein unsicher-tollpatschiges Auftreten zu kaschieren und endlich mal ein hübsches Mädel abzubekommen. Klappt nicht und schon liegt der erste Fakt auf dem Tisch:

Es gibt Dinge im Leben, die man noch so wollen und für die man sich ins Zeug legen, geradezu selbst aufgeben kann, doch manchmal funktioniert es einfach nicht. Speziell wenn Gefühle im Spiel sind, lässt sich nichts erzwingen. Eine Lektion, die Tim früh lernt und die ihn zunächst in eine leichte Lethargie verfallen lässt. Bis er dann Mary kennenlernt und die fehlende Fähigkeit sich zweizuteilen zu einem kleinen Dilemma führt.

Entgegen der gängigen “Genre-Mechanismen”, arbeitet Drehbuchautor und Regisseur Richard Curtis hier mit dem Time-hopping in eine vollkommen andere Richtung – zunächst dreht sich viel um Liebe und ABOUT TIME hat den reinen Charme eine gelungenen Komödie. Mit zunehmender Laufzeit kommen jedoch zunächst familiäre Dramen und später tiefgehende seelische Konflikte des armen Tim dazu. Die Fähigkeit zur Zeitreise löst in ihm den unbändigen Wunsch, immer alles richtig zu machen aus. Jede Situation perfekt gelöst, jeder Konflikt vermieden, jeder ihm nah stehende Mensch beschützt und in Sicherheit. Doch wie wahrscheinlich sämtliche Zeitreisefilme uns lehren: in der Realität geht das nicht. Jede Entscheidung für, ist auch die Entscheidung gegen etwas. Wir stehen immer an der Weiche, die Gleichung geht nie vollkommen perfekt für alle Beteiligten auf. Das muss Tim nach und nach (durch einige sehr, sehr schmerzhafte Erfahrungen) lernen und Richard Curtis nutzt diese Erkenntnisse um seinen Film fließend in eine bestimmte Richtung zu formen.

Anfangs noch von enormer Leichtfüßigkeit getragen – der Film ist von gesundem Kitsch (und warmem Licht) durchflutet, durch schöne Situationskomik sehr witzig und funktioniert aufgrund der tollen Chemie zwischen Gleeson und Rachel McAdams (die selten so gut war) auch auf emotionalem Level – kippt ABOUT TIME immer mehr zu einer umfassenden Betrachtung des Lebens an sich: Der Blick den wir auf unser Leben haben, die Akzeptanz, die wir für unsere persönliche, vielleicht komplizierte Situation hegen, die Aufmerksamkeit mit der wir unsere Umwelt – schön wie hässlich – wahrnehmen.

Summa Summarum ist ABOUT TIME ein durch und durch lebensbejahender Aufruf an den Zuschauer das Leben – sein Leben – bewusst zu (er)leben. Nicht abzuschalten und die Realität an sich vorbei rieseln zu lassen. Zu kämpfen so lang es sich lohnt, aber auch loslassen zu können, wenn es notwendig, oder gar unausweichlich wird. Und vor allem: auch mal die Kontrolle aus den Händen zu geben, weil es Dinge gibt, die sich auf höherer Ebene unseres Einflusses entziehen.

Eine mal vollkommen echt, mal vollkommen übertrieben, aber dabei immer eine toll gespielte, charmant geschriebene, inhaltsvolle Ode an das Leben in allen seinen schönen und weniger schönen Formen und Farben.


Wertung
8 von 10 unveränderlichen Schicksals-Momenten


Veröffentlichung
ALLES EINE FRAGE DER ZEIT ist im Februar 2014 bei Universal Pictures Germany als BluRay und DVD erschienen. Im Bonusmaterial der Discs befinden sich die Features: Unveröffentlichte Szenen mit Intros von Regisseur Richard Curtis, Patzer – Filme zu drehen ist eine ernsthafte Sache, Über Tim und Zeitreisen, Der Look, der Stil und die Drehorte, Die Welt des Richard Curtis, Musik “The Luckiest”, Musikvideo “How long will I love you?” von Ellie Goulding, und der Audiokommentar mit Regisseur Richard Curtis und den Darstellern Domhnall Gleeson, Bill Nighy, Vanessa Kirby, Lydia Wilson und Tom Hollander.


Weblinks
IMDB
MOVIEPILOT
LETTERBOXD
Streamen: Werstreamt.es
Leihen: LOVEFILM
AMAZON (*) (falls ihr das Widget nicht seht, wird es von eurem Ad-Blocker gekillt):

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