Archiv der Kategorie: Alle Tonträger

LP, EP, Download – egal!

LP: Kvelertak – Nattesferd (2016)


Quelle: Kvelertak YouTube-Kanal


Manchmal muss man ein Album wegen nur 1-2 Titeln teilen. Nicht dass NATTESFERD – Album Nummer drei der norwegischen Metalband Kvelertak – insgesamt nicht mein Ding wäre, aber der zweite Track namens 1985 hat sich so unglaublich in meinem Ohr festgesetzt, dass ich kaum aus dem Repeat-Modus heraus komme. Ich weiß nicht wie ich es in Worte fassen soll, denn in Bezug auf Gitarrenmusik ist mein Vokabular beschränkt, aber der Titel des Songs ist einfach Programm. Musik, die nicht in Death-, Thrash-, White- oder sonst was für Metal klassifiziert werden muss, sondern streng im Geiste der 80er noch schlicht und ergreifend als Heavy Metal durchgeht. Die Art, wie die Gitarre in kurzen Anschlägen den Rhythmus hält, während die andere ein simples, unheimlich eingängiges Solo darüber spielt – boah, da geht mir das nostalgische Herz auf. In der Paarung aus Metal, Rock & Roll und etwas Punk ist das konsequent retro, ohne dabei jedoch altbacken zu wirken. Wenn ich die Augen schließe, sehe die Skater aus POLICE ACADEMY 4 vor dem inneren Auge herum heizen (obwohl da im Original ja eigentlich Synthiepop lief, aber scheiß drauf). Wundervoller Vibe.

In den anderen Songs verweigern sich die Musiker übrigens angenehm eigensinnig vor klaren Genre-Zuordnungen. Etwas Hard- und Metalcore, etwas Rock & Roll, etwas Metal. Stark.

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Video: Rapping, deconstructed – The Best Rhymers Of All Time (2016)

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Ich habe in meiner Laufbahn als Musikfan, der eben nicht nur für ein einziges Genre offen ist, mehrfach bei Fans von Musikrichtung X eine abfällige Sicht auf Musikrichtung Y erlebt. Besonders hart wird von unwissenden immer mit Rap/Hip-Hop ins Gericht gegangen – nicht selten durfte ich Aussagen vom Typ “das bißchen Rappen kann doch nun wirklich jeder” belächeln (auch wenn so viel Ignoranz eigentlich zum weinen ist).

In diesem YouTube-Video wird ganz wundervoll analysiert, was ein paar der größten Rapper der Geschichte für unfassbare Wortakrobaten gewesen sind und wie komplex sie mit Sprache spielten. Besonders, wenn man Hip-Hop immer als diesen simplen Kinderreim-Quatsch abgetan hat, ist das mehr als einen Blick wert! Und ich hör jetzt erstmal Biggie und Mos Def


via Nerdcore Blog

LP: White Lies – To Lose My Life (2008)

White Lies – Death from Rodin Alper Bingöl on Vimeo.


Wie das so ist – wenn man mehrere ausgeprägte Leidenschaften (in meinem Fall Musik und Film) besitzt, befruchten diese sich ständig gegenseitig. In dieser Konstellation allerdings eher in die eine Richtung: ich entdecke ständig interessante Musiker und Bands in den Soundtracks von Filmen, die mir besonders positiv auffallen. Kein Wunder, das Scoring bzw. die Auswahl der Originalmusik ist mir in Filmen mittlerweile so wichtig geworden, dass ich teilweise sogar glaube, dass ein guter Soundtrack meine Meinung des Films enorm beeinflusst.

Die White Lies habe ich auf diesem Wege, nämlich im großartigen pseudo-iranischen Vampir-Western A GIRL WALKS HOME ALONE AT NIGHT entdeckt. In einer sehr sinnlichen Szene finden die Figuren ihre Liebe zueinander, während von Vinyl der Song DEATH läuft (schöner Kontrast übrigens). Daraufhin habe ich mir die LP namens TO LOSE MY LIFE mit besagtem Lied mal näher angehört und empfinde die Musik der Band als ziemlich interessant, weil sie auf mehreren Ebenen prickelnde Spannungsfelder aufmacht. Die Briten verbinden, was auf dem Papier so gar nicht zusammengehören will, denn ihr Sound ist gewissermaßen die pompöse, Indie angehauchte Stadionrock-Variante von New- bzw. Dark-Wave. Klingt komisch, aber besser kann ich es nicht beschreiben. Auch in den melancholisch-morbiden Texten sind (wie im Film) Liebe und Tod ständig nah beieinander – zumindest so weit, wie ich bis jetzt auf die Lyrics geachtet habe.

Sollte man mal rein hören!
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LP: Ital Tek – Hollowed (2016)


Quelle: beko icons YouTube-Kanal


Ital Tek, der schon vor Jahren mit erstklassigen Dubstep/Electronica-Hybriden die Bühne betrat und sich nach und nach zum (neben Om Unit) wohl bedeutendsten Namen in der UK-Interpretation des Jukes hochschraubte, hat mich mit seinem neuen Album auf Planet Mu mehr als überrascht. Die Synthesizer sind geblieben, die Bässe ebenso, doch als vollkommene Antithese zu dem Sound, der die letzten Jahre seines Schaffens (und vor allem das 2012er NEBULA DANCE) dominierte, rücken auf HOLLOWED die vormals so angenehm aufdringlichen, stilprägenden Drums enorm in den Hintergrund – teils ist die LP sogar gänzlich von ihnen befreit.

Irgendwo tief in den Layern dieses vielschichten Sounds vergraben, gibt zwar ab und an noch eine vereinzelte Kick oder Hat den Halfbeat vor, doch dies liegt so weit im Hintergrund, so tief unter erhebenden Flächen und pulsierenden Synthies vergraben, dass man es sich – zu welchem Zwecke auch immer – bewusst vor Augen rufen muss, um es wahrzunehmen. Denn eigentlich regieren Flächen. Eine vereinnahmende Dichte aus melancholischen Klängen und versteckten Loops. Man hört den Regen förmlich plätschern. Das ist Musik, zu der man nur die Augen schließen muss, um im Geiste sofort in wahlweise einen Science-Fiction Film, der noch nicht gedreht wurde, oder die neuvertonte Variante der allerliebsten existierenden Szenen abzutauchen. Ich höre HOLLOWS und bewege mich wie einst Harrison Ford durch verregnete Megacities der Zukunft. Dabei bin ich mir sicher, dass es für den bald kommenden BLADE RUNNER II keinen besseren Soundtrack als dieses Album geben könnte.
Abheben.
Schweben.
Träumen.

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LP: The Arcs – Yours, Dreamily (2015)

Titelbild © by Nonesuch Records



Quelle: Warner Music Germany YouTube-Kanal


Was Dan Auerbach anfasst, wird zu Gold. Sofort. Das bewies ein jedes Album der Black Keys (ganz klar eine meiner Lieblingsbands), wie auch sein Soloalbum KEEP IT HID. Die BLAKROC Compilation stellte keine Ausnahme dar und sein neues Project namens “THE ARCS” trifft erneut voll ins Schwarze. Volle Punktzahl, fantastisch.

Wer oder was THE ARCS sind, ist schnell erklärt: Auerbach plus seine 5 Freunde (und langjährigen Session- und Tour-Musiker) Leon Michels, Nick Movshon, Homer Steinweiss, Richard Swift und Kenny Vaughan haben nun offiziell eine eigene Band gegründet. Anders als früher schreibt nicht nur Auerbach die Songs, sondern der writing credit teilt sich unter den Namen auf – es soll eine Formation aus gleichwertigen Mitgliedern sein.

Und die Musik? Eine Reminiszenz an den Vintage Sound vergangener Tage, die frischer nicht klingen könnte! Es stecken die 60er und 70er genauso drin, wie ein wenig Keys und ganz viel eigenes. Verzerrte Gitarren, Orgeln, tiefe Bässe – in Ermangelung des passenden Vokabulars fällt eine Beschreibung schwer. Einfach hören. Unbedingt. Denn in den 8 Monaten, das gute Stück nun draußen ist, dudelt es hier immer und immer und immer wieder und wird nur besser. Wirklich.  LP: The Arcs – Yours, Dreamily (2015) weiterlesen