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Horrorctober 2015, Film #4: Katakomben – As Above, So Below (2014)


Titelbild, Trailer & Bildausschnitte © by Universal Pictures Germany GmbH


Fakten
Jahr: 2014
Genre: Found-Footage, Horror, Abenteuer
Regie: John Erick Dowdle
Drehbuch: John Erick Dowdle, Drew Dowdle
Besetzung: Perdita Weeks, Ben Feldman, Edwin Hodge, François Civil, Marion Lambert, Ali Marhyar, Cosme Castro
Kamera: Léo Hinstin
Musik: Keefus Ciancia
Schnitt: Elliot Greenberg


Es ist wieder so weit: der #horrorctober hat gerufen. Was das ist und was das soll erfahrt ihr auf dieser Info-Seite (die auch alle Links zu meinen Filmbesprechungen im Rahmen des “Events” enthält). Wer alles mitmacht, kann man auf dieser Info-Seite der CineCouch nachlesen. Also haut die Zombies weg, packt die Kettensäge aus und lasst euch nicht mit frechen Geistern ein – fröhliches Gruseln!


Review
Steile These: sobald auf einem Film das Label Found-Footage klebt, gehen 90 Prozent der Kinogänger wahlweise mit der Einstellung “Das kann ja eh nur Mist werden” an den Film heran, oder geben auf Bewertungs-Skalen aus Prinzip schon mal drei Punkte weniger. Klar, das Kamera-gewackele aus der Ego-Perspektive und der vollkommene Verzicht auf eine “filmische” Erzählweise sind gewöhnungsbedürftig, außerdem ist das Genre wahrscheinlich selbst im Horror noch das am günstigsten zu produzierende und daher mittlerweile recht stark überstrapaziert, weil inflationär eingesetzt – aber trotzdem hat es (bzw. kann es einen) Sinn (haben), diesen speziellen Ansatz zur Umsetzung eines Stoffes zu wählen. Man will ein bestimmtes Ziel erreichen, nämlich Immersion zu maximieren. Und das KATAKOMBEN an diesem Ziel so elementar scheitert, wie ein Großteil der Zuschauer es behauptet, zweifle ich hiermit stark an. Wenig Mittel, einige Schwächen, aber dennoch lang nicht der Anwärter auf den schlechtesten Film 2014.

Eine junge Archäologen, Tochter eines bekannten (aber anscheinend in den Wahnsinn abgedrifteten) Wissenschaftlers, der auf der Spur der alten Alchemisten unterwegs war, findet auf einer versteckten Tafel im Iran Hinweise darauf, dass unter Paris der Stein der Weisen gelagert ist. Da die Neugier der draufgängerischen jungen Frau schnell über die Vernunft siegt, wird im dortigen Party-Underground ein Team zusammengestellt, das sich in dem hunderte Kilometer umspannenden Netz aus Gängen unter der Stadt auskennt. Der Clou: das labyrinthartige System ist das größte Massengrab der Geschichte – ca. sechs Millionen Menschen wurden hier über hunderte von Jahren begraben, ihre Gebeine dominieren immer noch diesen beklemmende Mikrokosmos, durch den kommerzielle Guides schaurige Wanderungen anbieten. “Aus seinem fantastischen Setting würde der Film absolut nichts machen”, ist wohl der gängigste und hartnäckigste Vorwurf den sich KATAKOMBEN anhören muss. Doch analysieren wir mal was der Film vorlegt:

Schnell läuft auf dem Trip ins Dunkel natürlich einiges schief, für den Rückweg benötigte Kammern brechen in sich zusammen und trotz der erfahrenen Untergrund-Guerillas verliert die Gruppe zunehmend die Orientierung – plötzlich stößt ein seit zwei Jahren in den Tunneln vermisster, vollkommen paralysierter Freund der Pariser zu ihnen und treibt sie, unter dem Vorbehalt den Ausgang zu kennen, immer tiefer in die Erde. “The only way out is down”. Als dann schleichend jegliche Logik auszusetzen scheint, gerade verlaufende Gänge plötzlich im Kreis führen, okkulte Inschriften ein unheilvolles Abkommen vom Wege verlautbaren und sich die Hinweise verdichten, dass die Abenteurer auf dem Weg zu einem Ort sind, den gewiss kein Mensch real erleben will, kommt eine Gesamtstimmung auf, die mich die Gegenfrage stellen lässt: Wie viel mehr soll man aus derart begrenzten Mitteln denn bitte noch heraus holen? Die Macher spielen das Potenzial des Settings wirkungsvoll aus,  spielen mit Klaustrophobie und Dunkelheit, zeigen  schauriges nur kurz, aber dennoch lang genug um unter die Haut zu gehen. Besonders durch den Found-Footage-Stil, hier meist eine quasi Ego-Sicht der Helm- und Schulter-GoPros, ist man als Zuschauer voll dabei, spürt die beklemmende Enge, mäandert mit dem Team durch ewige Dunkelheit und meint den Gestank der aufkeimenden Panik (die sich Stil-bedingt natürlich sofort in den unruhigen Bildern wieder spiegelt) riechen zu können. “Abandon all hope, ye who enter here.”

Perfekt ist KATAKOMBEN zwar keineswegs, dafür werden auf dem Weg nach unten einige Klischee-Stolpersteine zu viel mitgenommen und sich in den kurzen Schock-Momenten, gemessen daran worauf der Film hinaus will, zu sehr auf etablierte Motive und simple Jump-Scares verlassen – jedoch eignet sich die gewählte Machart optimal, um den Zuschauer in die Lage der Protagonisten zu versetzen. Keinerlei Wissensvorsprung gegenüber ihnen zu haben, weil die Kamera quasi ihren Blick aufgreift, lässt das erlebte Grauen auch zum eigenen werden: gemeinsam durch enge Schächte und über Knochen zu klettern und immer tiefer ins Ungewisse abzuseilen, sorgt für reichlich emotionale Involviertheit. Und je länger man das ist, umso mehr entsteht ein Strudel, der sogartig immer tiefer und tiefer in eine dröhnende Welt voller Visionen und bizarrer Wesen hinab zieht – Angst erlebbar gemacht, die hektische Panik gegen Ende wird nachvollziehbar anstatt zu nerven. Kurz vor Schluss vermittelt KATAKOMBEN dann vollkommen das Gefühl, in einer Welt gelandet zu sein, in der kein lebender Mensch je etwas zu suchen hatte – alles nur noch obskur, böse und gefährlich. Das packt. Mich zumindest. Wenn es nicht “Klick macht”, gestaltet sich das ganze wahrscheinlich als Ansammlung enorm hektischen Kamera-Geschwenkes (wer unter Wackel-Allergie leidet, sollte sowieso lieber fern bleiben), passt allerdings der Grad an Immersion, kann hier wahrlich ein Höllentrip erlebt werden.


Wertung
6 von 10 tiefgelegenen Un-Orten


Veröffentlichung
KATAKOMBEN ist im Januar 2015 bei Universal Pictures Home Entertainment als BluRay und DVD erschienen. Im Bonusmaterial der BluRay befindet sich ein “Hinter den Kulissen” Feature.


Weblinks
IMDB
MOVIEPILOT
LETTERBOXD
Streamen: Werstreamt.es
Leihen: LOVEFILM
AMAZON (*) (falls ihr das Widget nicht seht, wird es von eurem Ad-Blocker gekillt):

4 Gedanken zu „Horrorctober 2015, Film #4: Katakomben – As Above, So Below (2014)“

  1. Endlich sagt es mal jemand. So schlecht wie er ständig gemacht wird, ist er beileibe nicht. Gerade das Beengte macht hier richtig Spaß. Zwar sollte man nicht alles inhaltliche in Frage stellen, aber mir gefiel sogar einigermaßen die Auflösung. Hätte wesentlich schlimmer sein können!

    1. Freut mich, dass du das auch so siehst Für Nicht-Kenner des Films Achtung, jetzt leichte SPOILER: Vor allem ist halt die Frage auch, inwiefern es SINN macht inhaltlich alles in Frage zu stellen?! Quasi ab dem zweiten UG beginnt ja die komplette Realität, Wahrnehmung, etc. der Figuren nach und nach keinen Sinn mehr zu machen. Es ist schlicht nicht logisch was da passiert, weil sie eben in einen Strudel geraten, der sie immer näher vor die Tore der Hölle spült. Dass das völlig absurd ist tut doch insofern nichts zur Sache, dass ich mir einen Horror-Film ja gerade ansehe, um solch abgedrehte, mystische und okkulte Dinge vorgesetzt zu bekommen. Ich muss mich ja auf sowas einlassen, sonst kann ich doch ausnahmslos jeden Horrorfilm mit übernatürlichem Einschlag nur fürchterlich finden… Und da ich mich drauf eingelassen habe, fand ich die Vorstellung relativ beängstigend (egal wie fremd mir christliche Lehre, etc. im Real Life sind) und das Wesen mit der Kutte auf dem Hocker “Creeped the hell out of me”!

      1. Ich habe ihn damals ja vollkommen unerwartet in der Sneak gesehen und ich kannte gar nichts davon im voraus. Gerade am Anfang geht es ja nie wirklich über die Andeutungen hinaus, als dass sich ahnen ließe, hier etwas “abstrakteres” zu sehen, abgesehen eben vom Ziel dieser Tour. Schätze vielen ist es einfach schwer gefallen, sich auf dieses etwas vertracktere Ding einzulassen und gewollt auf diese Tour de Force aufzuspringen. Etliche Klischeenäpfchen machen es einem ja auch nicht leicht… Allerdings fand ich den Found Footage Style nach kurzer Eingewöhnungszeit sehr sinnvoll und spaßig. Auch wenn das in Krisensiuationen immer so eine Sache ist… die Verrisse kann ich jedenfalls überhaupt nicht nachvollziehen.

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