Trailer © by ARD
Fakten
Jahr: 2015
Genre: Drama, Krimi
Regie: Züli Aladag
Drehbuch: Benjamin Braeunlich
Besetzung: Jörg Hartmann, Anna Schudt, Aylin Tezel, Stefan Konarske, Albrecht Schuch, Inez Bjørg David, Mats Hugo, Constantin von Jascheroff
Kamera: Yoshi Heimrath
Musik: Karim Sebastian Elias
Schnitt: ?
Review
Das Team rutscht durch das private Leid der einen in einen Fall, dieser spiegelt in dauerhafter Präsenz das private Leid des anderen und die dritte (plus dem vierten) lässt ihre privaten Probleme durch die Erlebnisse bei der Ermittlung hinter sich. Nix los mit einem Krimi-Fall, in SCHWERELOS werden tonnenschwere Seelenqualen gelitten und emotionale Barrieren überwunden.
Drama-seitig funktioniert das größtenteils ganz gut, auch weil Regisseur Zuli Aladag nicht scheut die emotionale Wirkung durch direkte, schonungslose Bilder zu erschaffen, die auch noch dort lange verweilen, wo es ziemlich weh tut. Für sich genommen effektiv, in Summe rangiert der TATORT dabei leider nah an der Grenze zur Übertreibung – noch mehr persönliche Probleme, noch mehr Leid, noch mehr Beziehungskisten – und die Intensität nutzt sich über die Laufzeit relativ stark ab. Gleichzeitig verschenkt die Episode auch massiv Potential, da Naturgewalt Jörg Hartmann als Kopf des Teams kaum dazu kommt seine wuchtig-frontalen Quergeist-Qualitäten auszuspielen. Auf seine die vorherigen Episoden durchziehende Wut folgt nun scheinbar Besonnheit, Nächstenliebe und Verständnis – ob das der Figur besser steht, sei dahingestellt.
Visuell findet Aladag eine konsistente, sehr bewusste Sprache (für öffentlich-rechtliches Sonntagabend-Programm nicht selbstverständlich) geht jedoch visuell mehrfach dreist auf Tuchfühlung mit der jüngst etablierten Malick/Lubetzki Golden-Hour Im-Fluss-des-Lebens-Ästhetik. Aylin Tezel in goldenes Licht getaucht, von spielerischer Kamera umschmiegt, ein Lächeln der Erlösung auf den Lippen – da hätten jeden Moment Olga Kurylenko oder Jessica Chastain ins Bild tanzen können. Im Fazit ist dies jedoch weniger ein Problem – Malick hat schließlich derartige Einstellungen nicht patentiert. die Grenze zwischen Hommage und Plagiat muss jeder selbst ziehen und mir zeigt es lediglich, dass Kameramann Yoshi Heimrath die richtigen Vorbilder hat. Neben dieser bewussten Kameraarbeit können zudem die vereinzelten Dronen-Aufnahmen eine starke Wirkung erzielen.
Atmosphärisch stark und Alles in Allem in Ordnung – Hartmann (sowie der Krimifall) könnten aber mehr (und Dortmund hat sicher auch mehr, als die verlassenen Industrie-Ruinen des Potts zu bieten, die nun schon den zweiten Dortmunder TATORT in Folge als Schauplatz des Verbrechens herhalten mussten).
Wertung
5 von 10 Adrenalin-geschwängerten Basejumps
Weblinks
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Hm, ich fand ihn eigentlich ganz gut, weil hier mal mehr die Ermittler als der Fall im Mittelpunkt stand. Gut, das ist ohnehin was, das mir am Dortmunder Tatort gefällt, aber ich fand diese gedrückte Atmosphäre irgendwie stimmig. Dass ausgerechnet Kommissar Faber diesmal nicht ausflippt, fand ich gerade gut.
Auch die Chemie zwischen Nora und dem Base-Jumper fand ich äußerst gut rübergebracht, auch wenn ich den Sprung vom Damm ins Wasser schon SEHR lebensmüde fand, noch dazu fast im Dunkeln. Irgendwie mochte ich diesen Tatort, weil er so wenig Krimi war. Wenn das irgendwie Sinn macht.
“Ganz gut“ fand ich ihn ja auch Und was du schreibst macht selbstverständlich Sinn! Zugunsten eines großartigen Dramas darf der Fall gerne bis zur Unkenntlichkeit in den Hintergrund gerückt werden, hier mochte ich sie Atmo auch, aber es war mir für 90 Minuten einfach zu viel: der verschollene Sohn, der gestorbene Vater, bei dem Faber gleich noch mit trauert, dann die Beziehungs Kiste, etc. Das geht in TATORT in meinen Augen oft schief, weil einfach nicht genug Zeit im Sendeplatz ist..