Trailer © by ARD
Fakten
Jahr: 2013
Genre: Krimi
Regie: Özgür Yildirim
Drehbuch: Markus Busch
Besetzung: Wotan Wilke Möhring, Petra Schmidt-Schaller, Sebastian Schipper, Achim Buch, Bernhard Schütz, Lo Rivera, David Berton, Philipp Baltus
Kamera: Matthias Bolliger
Musik: Christoph Kaiser, Julian Maas
Schnitt: Sebastian Thümler
Review
“Hier brennen jede Nacht die Autos-Mautos, Diggah“
Ah ja. So, so. Verstehe. Nicht dass ich so merkwürdige Formulierungen noch nicht im “echten Leben” gehört oder gelesen hätte, allerdings war ich bis jetzt immer klar der Meinung, dass derartig wundersamer Webslang noch nicht in den Alltag Einzug gefunden hätte. Sowas schreibt vielleicht mein nach Hamburg gezogener, dauerspaßender Kumpel Max Mustermann augenzwinkernd auf Facebook, aber sonst?
Fazit: Ich werde alt, so redet man nämlich scheinbar tatsächlich in den Hamburgäar-Gheddo-Streets, Allär! Genauso sagt der gemeine Hamburger selbstverständlich auch nach jedem Satz “Diggah” und genauso soll überhaupt alles in diesem TATORT-Debüt wirklich exakt wie “in echt” auf dem Asphalt der Straße sein. Ein Anspruch der Möhring’s Debut als Kommissar in so katastrophalem Ausmaß das Genick bricht, dass es nicht mal mehr nötig ist, sich kritische Gedanken zur Authentizität der dargestellten Hamburger Ghetto-Kids machen zu müssen.
Selten hat sich die Leistung eines Top-Darstellers mehr nach erkennbarem Schauspiel, nach auswendig gelernt, nach aufgesetzt angefühlt. Selten ist eine Figur dank (bewusst) sparsam gesetzten Einblicken in ihre Vergangenheit und Privatleben so flach und charakterlos zurück geblieben. Selten ist ein Kriminalfall dank Realitätsnähe und Vermeidung von filmischer Übertreibung noch öder über den Schirm geflimmert.
Schade, denn Wotan Wilke-Möhring kann eigentlich – wenn man ihn lässt. Seine Klasse, vor allem die Wucht mit der er einzuschlagen vermag, scheint in diesem TATORT leider nur in zwei, maximal drei Szenen durch, zu denen vor allem die Verhöre im kalten Neonlicht zählen. Den Rest der Zeit wirkt er, als ob die Skript-bedingte Unterforderung – denn für dieses Skript ist er klar überqualifiziert – eine Art Gleichgültigkeit in seinem Spiel hervorruft. nach dem Motto: Wenn eh nix zu spielen ist, braucht man sich auch nicht mehr anstrengen.
Verglichen mit dem Plot ist Möhring hier dennoch das klare Highlight. Ohne Linie und ohne Spannung “ermitteln” (meint: raten und mutmaßen) sich er und seine ansehnliche “Partnerin”, ohne die diesem TATORT eine recht hübsche Frau auf dem Schirm, aber sonst rein gar nichts gefehlt hätte, durch ein überaus orangefarbenes Hamburg – Gefallen an Farbfiltern in allen Ehren, Anpassungen an die Feuer-Thematik auch, aber das war absolut zu viel des guten! Diese Zufalls-basierte Vorgehensweise gipfelt nach ein paar ebenso zufälligen Fortschritten in einer der lahmsten Auflösungen überhaupt: Der völlig überraschende Täter (what a hell of a twist) verliert nach ganz zufälligem Verplappern die Nerven und gesteht dann halt direkt mal alles, dazu, damit auch wirklich nicht die geringste Abstrahierung gefordert wird, läuft das Verbrechen parallel noch schön bebildert über den Schirm und dann ist Ende – bloß nicht an die Vorstellungskraft des Zuschauers appellieren. Gähn!
Absolut lahm, blass bis zum Anschlag und visuell auch nicht mein Fall. Dann doch lieber Til Schweiger mit seiner an Hollywood anbiedernden Action-Trash-Nummer oder ein Wilke-Möhring mit einem Fall (meint: Drehbuch) und in einer Inszenierung, die seinen Fähigkeiten auch gewachsen sind.
Wertung
3 von 10 brennenden Karren, Diggah!
Veröffentlichung
TATORT: FEUERTEUFEL lief erstmalig am 28. April 2013 in der ARD.
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