Trailer © by Concorde Film
Fakten
Jahr: 2012
Genre: Science-Fiction, Zeitreise, Action, Drama
Regie: Rian Johnson
Drehbuch: Rian Johnson
Besetzung: Joseph Gordon-Levitt, Bruce Willis, Emily Blunt, Paul Dano, Noah Segan, Piper Perabo, Jeff Daniels, Pierce Gagnon, Qing Xu, Garret Dillahunt
Kamera: Steve Yedlin
Musik: Nathan Johnson
Schnitt: Bob Ducsay
Review
Verblüffend, dass nach all den vielen Filmen zu einer bestimmten Thematik doch ab und an mal wieder einer daher kommt, der es schafft bereits mit dem andersartigen Spin seiner Grundidee zu faszinieren. Der Job des Loopers ist bereits für sich genommen eine bitterböse Idee – Ausftragskiller, die von Auftraggebern aus der Zukunft zurück geschickte Opfer eliminieren – eiskalt. Noch böser jedoch das Gedankenexperiment ihrer “Kündigung” – ab dem Tag ihres Ausscheidens aus der Organisation, dem Schließen des Loops, können sie 30 Jahre in Saus und Braus leben, um dann zurück geschickt zu werden… vor die Füße ihres früheren Ichs, dass sie gnadenlos eliminiert. “Closing the loop“. Eiskalt ist untertrieben, bei dem Gedanken sein zukünftiges Ich für Geld zu töten weht einem ein arktischer Wind entgegen – nahe dem absoluten Nullpunkt, krank, abstoßend, wahnsinnig…
Auf diesem Fundament baut LOOPER auf und zimmert um die kreative und starke Idee eine wirklich großartige Umsetzung herum. Ein starker Cast (schade, ich hätte Paul Dano gern länger gesehen) und ein gutes Gespür des Autors und Regisseurs Rian Johnson für Motive, welches in äußerst schicken Bildern resultiert, harmonieren mit dem wohldosierten Erzähltempo, nicht allzu viel Krawall (jedoch auch nicht zu wenig) und Charakteren, die in ihren Motivationen und Handlungsweisen äußerst nachvollziehbar erscheinen. Die starke, passend platzierte Musik (sowohl der Score, als auch die klassischen Oldie-Songs) rundet das Werk zu einem richtig starken Genre-Knaller ab – (nicht ganz) perfekt und trotz irrer, Hirne verdrehender Prämisse angenehm wenig verkopft und in seinen verknüpften Rätseln mit ziemlich hohem Zweitsichtungswert gesegnet.
Inhaltlich entwickelt sich der mit 30 Millionen Dollar budgetierte Film unvorhersehbar und interessant: Das schöne am Zeitreisethema ist doch, dass es keine definitive und absolut gültige Logik gibt. Ich bin kein Quantenphysiker und habe demnach weder die Quantenmechanik, noch Begriffe wie Raumzeit, etc. wirklich verstanden – zumindest nicht in einem Maße, dass ermöglicht, mir diese Dinge “bildlich” und greifbar vorstellen zu können (falls das überhaupt geht?) – doch auch ohne dieses Fachwissen glaube ich, dass wir, also der Mensch im Ganzen, den Begriff bzw. den Lauf der Zeit noch so wenig begriffen haben (weder aus wissenschaftlicher, noch philosophischer Sicht), dass es unmöglich ist vorherzusagen ob das “Großvater-Paradoxon” so tatsächlich eintreten würde, oder vollkommener Humbug ist. Was in LOOPER passiert, ist also eine von vielen Möglichkeiten.
Rian Johnson ist sich dieses (Un)Verständnisses durchaus bewusst. Betrachtete Willis’ letzter großer Zeitreisefilm 12 MONKEYS die Zeit in einem direkten Zusammenhang mit dem menschlichen Leben – als linearen, unveränderlichen Strahl, welcher unaufhaltsam auf einen Endpunkt zusteuert – und als Versinnbildlichung des unveränderlichen Schicksals, so ist LOOPER in seiner Abhandlung des Themas experimentierfreudiger und weniger stringent. Das Prinzip von Ursache und Wirkung wird freier ausgelegt, Aktion verursacht zwar Reaktion, doch nichts ist mit Bestimmtheit real. Das Leben und die Zeit als eine endlose Menge möglicher Zustände, vernetzt untereinander und durch den geringsten Impuls ineinander überführbar. Alles ist immer. Ziemlich philosophisch, bereits aufgrund der Natur der Sache.
Besonders stark ist unter diesem Aspekt vor allem die Art, wie Johnson diese Gleichzeitigkeit erlebbar macht, indem er das Konzept des “Loop” nicht nur als theoretisches, sondern auch als inszenatorisches Konstrukt kreiert. Die unmittelbare Aneinanderreihung der möglichen Konsequenzen von Joe’s Loop-Schließung macht deutlich, dass diese Möglichkeiten bereits beim ersten “Durchlauf des Lebens” in Joe’s Kopf existieren. Die Verblüffung in seinem Gesicht, nachdem diese Version seines weiteren Lebens einen Sekundenbruchteil vor dem inneren Auge präsent war, spielt Gordon-Levitt schlicht genial. Wie auch den Rest des Films, denn seine Leistung kann sich mehr als sehen lassen. Allerdings wurde ich das Gefühl nicht los, dass er irgendwie “seltsam” aussah. Vielleicht waren es nur die nachgepinselten Augenbrauen? Willis kann genau so überzeugen, weicht gelegentlich sogar von seinem hauptberuflichen Dasein als schroffer Haudegen mit übermenschlicher Coolness ab und Emily Blunt lässt keinen Zweifel an der Zerbrechlichkeit ihrer überspielend-kompensierenden semi-Powerfrau.
Das soll es sein mit dem kurzen, hoffentlich schmackhaft machenden Review – wollte man, könnte man sicher Romane über die Zeitstränge, Quervernetzungen, etc. dieses Werkes schreiben (mit Vorliebe in Form von “Diagrammen auf Servietten”), doch das sprengt den Rahmen. Fazit: Ein frischer Wind weht im Zeitreise-Universum und Rian Johnson sollte die nächsten jahre definitiv im Auge behalten werden.
Wertung
8 von 10 bekritzelten Servietten
Veröffentlichung
LOOPER ist bei Concorde Film als BluRay und DVD erschienen.
Weblinks
IMDB
MOVIEPILOT
LETTERBOXD
Streamen: Werstreamt.es
Leihen: LOVEFILM
AMAZON (*) (falls ihr das Widget nicht seht, wird es von eurem Ad-Blocker gekillt):
“Allerdings wurde ich das Gefühl nicht los, dass er irgendwie „seltsam“ aussah. Vielleicht waren es nur die nachgepinselten Augenbrauen?”
Er trägt auf alle Fälle auch eine Kinnprotese, damit er Willis ähnlicher sieht.
Danke für die Info! Nach dem Verfassen des Textes vor fast 3 Jahren hatte ich mich da auch noch etwas umgesehen und Kinn- & Nasenprothese entdeckt. Will die alten Reviews aber lassen wie sie sind, oder komplett neu schreiben