Trailer © by Paramount
Dieser Post sieht etwas anders aus, als ihr es von meinen sonstigen Reviews gewöhnt seid – das hat einen simplen Grund: Ich möchte diesem gefährlichen, durch Hass und Rassismus gespeisten Schundwerk nur die mindeste nötige Aufmerksamkeit schenken, der es bedarf, um eine dicke Warnung auszusprechen, die ideologische Bedenklichkeit anzuprangern und zum Boykott aufzurufen. Demnach seht ihr oben einen Trailer, den den Stil des Films ziemlich passend wiedergibt, aber logischerweise keine Kauflinks, etc.
Fakten
Jahr: 2016
Genre: Pro-Kriegsfilm, Militär-Propaganda, Rassistischer Film, Hasspredigt
Regie: Michael Bay
Drehbuch: Chuck Hogan
Review
Dies soll kein „reguläres“ Review sein, das sich an filmischen Mängeln abarbeitet. Denn auch wenn ein solches in Anbetracht von Michael Bay’s massiver (erzählerisch wie inszenatorischer) Inkompetenz sicher ertragreich wäre, verblassen die dümmlich-leeren Figuren, die chaotische „Action“, welcher jegliches Gefühl für Raum, Bildkomposition und Bewegung fehlt, die zehrende, weil vollkommen unnötige Überlänge, die Abstinenz von Dramaturgie oder Spannung und der katastrophal deplatzierte Rührseeligkeits-Kitsch zunehmend, in Anbetracht der gefährlichen Ideologien, die der besagte Herr Bay hier mit vollster Überzeugung verbreitet. Bis dato hielt ich diesen Mann einfach nur für enorm einfach gestrickt (um nicht zu sagen dumm), aber eben harmlos. Die Sneak-Preview-induzierte Zwangssichtung seines neusten filmischen Verbrechens ändert diese Einstellung. Nun würde ich sogar ganz klar soweit gehen, ihn als gefährlich einzustufen – auf die Weise, wie Joseph Goebbels und Leni Riefenstahl gefährlich waren – denn 13 HOURS ist nicht weniger als die Definition eines Propaganda-Films, der versteckte Hebel betätigt, um Feindbilder zu schüren, Gewalt, Nationalismus und Krieg zu verherrlichen und „Helden“ zu feiern. Eines Films also, der uns unmissverständlich sagt: „KRIEG IST GEIL! Also schreibt euch ein und lasst ruhmreich euer Leben für euer Land, denn das ist es, was echte Helden tun!“
Das durch ähnlich geartete Propaganda und westliche Stimmungsmache geschürte Hass-Feuer nicht nur am Glühen zu halten, sondern liter-, vielleicht gar tonnenweise Öl rein zu schütten, ist Bay’s offensichtliche Intention. In (gemessen an ihrer unterbewussten Wirkung plötzlich gar nicht mehr so dummen) Suggestiv-Bildern wird ein etabliertes Araber-Feindbild nach dem nächsten bedient, das Handeln dieser „coolen“ Special-Forces-Muskelpakete mit ihren hippen Rauschebärten nicht nur (in Form einer Kombination cooler Sprüche und pathetischer Einstreuungen ihrer bangenden, zurückgelassenen Familien) unreflektiert legitimiert, sondern wissentlich heroisiert (alles für Gott, für die Familie, für Amerika) und die Gewalt des eskaliernden Krieges als etwas packendes, spannendes, Videospiel-artiges dargestellt. „Geh da runter“, sagt uns 13 HOURS, „dann kannst du endlich mal das Playstation-Pad aus der Hand legen, um den Ego-Shooter real werden zu lassen“. Dass man dabei Hände oder sein Leben lassen kann, ist nur lästiges Beiwerk, welches das Heldentum jedoch doppelt kompensiert.
Bay’s Version von Benghazi in Libyen ist die Hölle auf Erden. Wenn sich die Protagonisten des Films (wohl offiziell keine Soldaten, sondern vertraglich engagierte ex-Militärs) durch die Straßen dieser Stadt bewegen, machen die Bilder keinen Hehl daraus, dass Bay JEDEN der anwesenden 600.000 Einwohner für einen Bombenleger, einen Terroristen und einen hasserfüllten Menschen hält. Auf Bazaren werden keine Lebensmittel, sondern AKs und Panzerfäuste gehandelt, die Menschen (auch Kinder) tun kaum etwas anderes, als mit erhoben Maschinengewehren brüllend durch die Straßen zu laufen und an JEDER Ecke stehen dubiose, bärtige Unbekannte, die lauernd beobachten und nur drauf warten patriotische Amerikaner ermorden zu können. Später, kurz vor dem finalen Angriff auf den US-Stützpunkt, legt Bay dann offen die Karten auf den Tisch und macht endgültig keinen Hehl mehr aus seiner Weltsicht: in einer Kameraeinstellung gehen die Angreifer (als Vorbereitung auf den Angriff) dem morgendlichen Gebet auf ihren Teppichen nach, im gleichen Frame lehnen einen Meter weiter die Maschinengewehre an der Wand und warten nur darauf benutzt zu werden. Ein Bild das alles über Bay’s hasserfüllte, fremdenfeindliche, dumme Sicht sagt: Islam, Terrorismus und Gewalt sind nicht nur essentiell miteinander verknüpft – nein, für ihn sind sie schlichtweg das selbe. Diese Männer greifen zur Waffe, WEIL sie dem Islam angehören und WEIL der Islam die Quelle allen Übels ist. Doch die bibeltreuen Patrioten werden sie aufhalten. Sie werden die Welt retten – die immer wieder wie selbstverständlich gesprochenen Nebensätze voller Bibelferse und Gottesfürchtigkeit (für den RICHTIGEN Gott, versteht sich) der ex-Marines, werden in ihrer Subtilität nur noch von den prominent platzierten Amerika-Flaggen übertroffen. Und der Inszenierung von Waffen. Da 13 HOURS, rein personell bedingt, mit keiner Megan Fox, die sich nass auf Motorhauben räkelt, aufwarten kann, inszeniert Bay dieses Mal die Waffen als ein ästhetisches Objekt der Begierde. Als die Truppe sich im Zuge des ersten Angriffs auf die US-Botschaft aufrüstet und gefechtsbereit macht, füllen die komplexen High-Tech-Gewehre mehrfach das gesamte Bild aus, bekommen Raum sich zu entfalten – Einstellungen aus denen einen tiefe Liebe spricht. Bay feiert das Kriegsgerät so sehr, wie jede der Explosionen, die noch folgen sollen, motiviert uns genau hinzusehen, um diese machtvollen Geräte, die es den dreckigen Arabern gleich so richtig zeigen werden, ebenso ins Herz zu schließen. Widerlich.
Ein schönes Welt- und Menschenbild, das der Regisseur uns hier vorsetzt: Immer wieder wird davon gesprochen „nun handeln zu müssen, denn es stünden AMERIKANISCHE Leben auf dem Spiel“. Betonung auf AMERIKANISCH. Übersetzt man Michael Bay in verständliche Sprache, bedeutet das: Leben die etwas wert sind. Nicht wie diese dreckigen Mullahs und Kameltreiber, die er hier wie Vieh zum Abschuss freigibt, um (wort-wörtlich) aus Ego-Shooter-Perspektive, eingebettet in coole Badass-Sprüche der US-Soldaten, ein ums andere Mal wieder die Kopfschüsse die sie ermorden zu zelebrieren. Um uns direkt teilhaben zu lassen, wie diese Feinde der strahlenden Demokratie niedergemäht, teilweise regelrecht zerfetzt werden. Durch Wahl der filmischen Mittel uns beinahe selbst die Waffe in die Hand gibt – auf dass jeder mal mitmachen kann, bei der notwendigen Ausrottung dieser Untermenschen. Die harten Militär-Hunde des C.I.A. lässt das natürlich völlig kalt, denn sie tun es ja für das richtige Land und um wertvolle amerikanische Leben zu retten. Damit dem Zuschauer die letzten Zweifel an der Legitimität des ganzen Geballers (und den zynischen Kommentaren der Soldaten) genommen werden, dürfen die harten Kerle zwischen den Feuergefechten sogar zu Menschen werden und beim Gedanken an ihre Familien weinen. Das macht sie zugänglich. Sind doch eigentlich nette Jungs, was schreibe ich hier eigentlich?
Als Bay dann auf den letzten Metern auffällt, dass er bestimmt Ärger bekommt, wenn er das ganze vollkommen unkritisch auf die Leinwand bringt, folgt ein Maß an Verlogenheit, das jeder Beschreibung trotzt: plötzlich äußern sich die Badass-Helden anti-amerikanisch „sie wüssten ja gar nicht für welches Land sie das eigentlich tun“ und Bay untermauert ihr Opfer (nach einem „verdammt stylischen“ Tracking-Shot, der der Fluglinie einer Granate in Slowmotion folgt) mit einigen zerfetzten Körpern und abgetrennten Gliedmaßen auf Heldenseite, die uns die Drastik des ganzen vor Augen führen sollen – schade nur, dass die gesamten zweieinhalb Stunden lang seine Bilder eine gänzlich andere Sprache sprechen. Sie zweifeln das gezeigte nicht eine Sekunde an, anstatt kritisch auf das Geschehen zu blicken, schlachten Gewalt und Krieg zum Zwecke der “Unterhaltung” aus. Wie war das noch: PEGIDA-Anhänger behaupten, sie seien nicht rechts? Bay behauptet auch, er stünde dem ganzen kritisch gegenüber, suhlt sich aber bis zum Erbrechen in US-Flaggen, Pathos, endloser Action und manipulativen Bildkompositionen.
Um es nochmal klar zu sagen: anders inszeniert, hätte 13 HOURS vielleicht kein guter Film, aber dennoch ein ANTI-Kriegsfilm werden können, denn wenn überhaupt ist dem Drehbuch von Chuck Hogan nur zu Teilen die Schuld zu geben. Es wäre problemlos möglich gewesen – ohne Pathos, ohne „coole Action“, ohne die generelle rassistische Verurteilung eines JEDEN im Film zu sehenden Arabers (selbst die Helfer der C.I.A. sind für Bay zwar keine Terroristen, dafür aber Idioten), sondern stattdessen mit menschlichen, glaubhaften Figuren – einen beklemmenden, unangenehmen Film zu machen. Doch Bay spricht diese Sprache nicht und unangenehm ist 13 HOURS zwar zu jeder Sekunde, jedoch aus gänzlich anderen Gründen. Vielleicht ist der Filmemacher tatsächlich zu dumm, um zu realisieren, was er hier zwischen den Zeilen eigentlich erzählt und (wie so viele Menschen) so sehr durch die medialen Feindbilder dieser Zeit geleitet, dass ihm nicht mal auffällt wie fatal sein Menschenbild in 13 HOURS eigentlich ist – doch erstens ist das in Anbetracht seiner Erfahrung in der Werbung und dem damit verbundenen Wissen um die unterbewusste Wirkund der Bilder HÖCHST unwahrscheinlich und zweitens würde Unwissenheit nicht vor Strafe schützen. Und so ist das einzige was zählt, dass der Film uns in jeder Einstellung (von den einleitenden „This is a true story“-, bis zu den abschließenden „The lifes of 26 Americans were saved this day“-Tafeln) suggeriert, es wäre etwas ehrenvolles, cooles und patriotisches für sein Land zu kämpfen und zu sterben, erst recht wenn es gegen die terroristischen Araber geht. Somit ist 13 HOURS genau der erz-reaktionäre Film, den die Republikaner für ihren Wahlkampf brauchen und ein gefundenes Fressen für PEGIDA-Anhänger und AfD/NPD-Wähler. Mir war schlecht, als ich das Kino verließ, mir ist immer noch schlecht und ich hoffe inständig, dass dieses gefährliche Schundwerk außerhalb der USA mit Pauken und Trompeten untergeht. Aufgrund des realen Bezugs ist 13 HOURS mit Abstand das Schlimmste, was Michael Bay bis jetzt gemacht hat – menschenverachtend, gefährlich, ekelhaft. Somit ein Aufruf: Boykottiert diesen Film. Bitte! Ihr tut euch und der Gesellschaft einen großen Gefallen.
Wertung
0 von 10 – die Ideologie überstrahlt hier die wenigen formellen Rest-Qualitäten vollkommen
Ich habe selten so eine undifferenzierte Filmkritik gelesen.
In vielen Situationen passt die Beschreibung schon, insbesondere die letzten 10 Minuten sind so schmalzig.
Völlig anders interpretiere ich jedoch, ob der Film ein Pro-Kriegsfilm ist und Lust auf Krieg durch ihn verursacht wird. Man muss selbst schon ziemlich krank sein, um Kriegslust zu verspüren (bzw. es bei anderen zu erwarten), wenn Arme abgerissen werden und Todesangst usw. so offen gezeigt werden. Das absolute Gegenteil versucht man teilweise darzustellen.
1. Der amerikanischen Regierung ist es völlig egal, ob man dort stirbt..sie mobilisieren nicht die nötige Hilfe
2. Jack fragt sich in einer Feuerpause vor seinem Chef, was mit ihm nicht stimmt, dass er trotz seiner 2 Töchter wieder in so ein gefährliches Land gegangen ist, obwohl ihn das ganze Land nicht’s angeht.
Ich würde zustimmen, dass es kein Meisterwerk der Anti-Kriegsfilme ist, aber die Bewertung von Jacker ist völlig einseitig und scheinbar ideologisch motiviert.
Ich empfehle… Einfach selber schauen und bewerten
Fast eine Warnung vor Sneak-Vorstellungen. Klingt wirklich widerwärtig.
Naja, ab nächster Woche läuft man ja keine Gefahr mehr den sehen zu müssen. Dann aber anderer Unsinn, wie LONDON HAS FALLEN, oder DER SPION UND SEIN BRUDER
Ein Film, dem man im Grunde auch ohne Sichtung die Null bzw. in deinem Fall den Schädel geben kann. Wäre bei mir garantiert dasselbe. Dass die Betonung bei dem Film immer auf amerikanisch liegt kennt man ja von Bay bereits zu genüge, deshalb spare ich mein Geld lieber für den hoffentlicgh noch dieses Jahr realisierten “Dead Snow 3”
Ich hätte ihn ohne Sneak nicht geguckt, aber als ich dann drin saß, war ich anfangs noch recht offen. Das verflog schnell.
Seit “The Rock” kam nix ordentliches mehr von dem Mann. Schade, denn mit dem hatte er bewiesen dass er eigentlich was drauf hat!