Trailer © by 20th Century Fox
Fakten
Jahr: 1980
Genre: Drama, Komödie
Regie: Woody Allen
Drehbuch: Woody Allen
Besetzung: Woody Allen, Charlotte Rampling, Jessica Harper, Marie-Christine Barrault, Tony Roberts, Amy Wright
Kamera: Gordon Willis
Musik: Verschiedene
Schnitt: Susan E. Morse
Review
“Can I talk to you about an idea for a movie I have in mind? It’s a comedy about the whole Daytona mass suicide”
Applaus Woody, STARDUST MEMORIES, das bist du in Reinform!
Ein bissiger Blick auf das Berühmt sein, auf den “Dialog” mit der Gesellschaft aus Fans und die oftmals völlig abstrusen Erwartungen und Forderungen, die jeder Einzelne dieser Fans an das Werk des Künstlers stellt. Warum immer nur witzig? Diese Frage zieht sich als roter Faden durch den Film – er, der Künstler der sich neu erfinden möchte, neue Pfade beschreiten will und in sich hinein weit tiefer gräbt, als dass es weiterhin nur bis zur lustigen Oberfläche reichen würde. Er möchte sein Innerstes auf die Leinwand bringen, doch die Fans wollen das, was es schon immer gab. Never change a running system.
“I love your movies, especially the early funny ones!” / “You were so great back then when you were funny!”
Wer Allens Schaffen chronologisch begutachtet wird feststellen, dass STARDUST MEMORIES zu einer Zeit entstanden ist, in der Allen genau diese Wendung selbst durchgemacht hat. Die Menschen mochten wohl seine “early movies, the funny ones”, den frühen Slapstick und auch noch den sprühenden Charme von ANNIE HALL. Mit MANHATTEN und INTERIORS hatte er aber bereits mehrere (leicht bis sehr) ernste Filme vorgelegt und reflektiert nun vielleicht deren Außenwirkung und Rezeption? Möglich. Fakt ist, dass sein Skript hier meisterhaft mit der Diskrepanz zwischen öffentlich wirksamer Fassade und seelischer Aufgewühltheit spielt. Smile for the Camera, auch wenn in dir ein Sturm tobt.
– “You need to rest, you need to go to the sea shore..”
– “When I was a kid my mother used to take me to the sea shore, in an old building with large windows, and…”
– “Here, just take a valium”
In Regisseur Sandy Bates sieht es ziemlich chaotisch, neurotisch und niedergeschlagen aus. Nicht dass die Schaffenskrise bereits ausreichen würde, auch die Frauen, der Tod und die Liebe bringen ihn (wie so oft) beinahe um den Verstand. In einer wundervoll ausgeglichenen Mischung aus tiefschwarzem Humor (nah am Zynismus), mitreißender Tragik und herzerwärmender Emotion setzt Allen fragmentarisch, fast traumartig einige Episoden aus dem Leben (und auch den Träumen) des Protagonisten Bates zusammen. Surreal muten die Horden von Menschen an, die pausenlos auf Bates einplappern, während er sich abgestumpft durch die wabernde Masse hindurchkämpft, wenn er mal wieder auf Veranstaltung XY sein Gesicht in die Kamera hält. Durch die sprunghafte Inszenierung folgen im nächsten Moment oft auch direkt wieder ehrliche, schöne und intime Momente.
“I’ve never seen such a sexy classical violinist before. I mean usually they are escaped Hungarians or so..”
Momente die Allen hier, neurotisch wie immer, plappernd wie immer, aufgekratzt wie immer, mit besonders gelungenen Zeilen gefüllt hat. Nicht selten muss man laut und lange lachen, weil die versteckten Pointen so sehr auf den Punkt treffen – die Absurdität des Daseins konnte Allen schon immer gut aus der Hülle schälen
– “Your spaghetti could use another 20 Minutes!”
– “You said Al dente, I’m giving my best shot here”
Ein toller Film über Kunst, über das Innere des Menschen und nicht zuletzt über den Autor/Regisseur selbst: Einen Woody Allen der sich zum Zeitpunkt des Drehs im Umbruch befand und auf humoristische Weise mit STARDUST MEMORIES einforderte, dies doch bitte endlich zu akzeptieren!
“To you I’m an atheist, to god I’m the loyal opposition”
Wertung
8 von 10 egozentrischen Regie-Genies
Weblinks
IMDB
MOVIEPILOT
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Ein Gedanke zu „Film: Stardust Memories (1980)“