Film: Affären à la carte – Le Code a Changé (2009)


Trailer © by Prokino


Fakten
Jahr: 2009
Genre: Komödie, Liebesfilm, Drama
Regie: Danièle Thompson
Drehbuch: Danièle & Christopher Thompson
Besetzung: Karin Viard, Dany Boon, Marina Foïs, Patrick Bruel, Emmanuelle Seigner
Kamera: Jean-Marc Fabre
Musik: Nicola Piovani
Schnitt: Sylvie Landra


Review
Irgendwie eine typische Neuzeit-Liebeskomödie: Ein Haufen Freunde, Verwandte, Kollegen, etc. kommt zusammen – teils freiwillig, teils weil sie sich etwas voneinander versprechen – zu einem von der Gastgeberin straff durchgeplanten Abendessen. Jeder hat so seine Probleme, der eine mit sich selbst, der nächste mit dem Job, der letzte in der Liebe, die Beziehungen sind heimlich, kompliziert, über Kreuz, oder nur in einer sehnsüchtigen Träumerei vorhanden. Je mehr Zeit vergeht, umso mehr kommen die Karten auf den Tisch, es gibt Seelen-Striptease, Vorwürfe, etc. – alles ein Produkt der jeweiligen Lebenssituationen: Bei den einen gab es schon auf dem Weg zur Adresse der Einladung Streit, die Schwester der Gastgeberin geht an die Decke, weil der verhasste Vater sich einquartiert hat (bzw. es aktiv wurde), alte Lieben flammen auf, Unzufriedenheit wird spürbar.

Verwoben ist die Geschichte über Zeitsprünge zum Tag des gleichen Diners im nächsten Jahr, und wie der Originaltitel LE CODE A CHANGÉ schon andeutet: Hier ist kaum noch etwas so wie es zu Beginn war. In einigen Passagen ist das alles wirklich charmant und lustig-leicht inszeniert, streift zart auch mal bittere Töne und wird von einem gut aufgelegten Cast ganz gut getragen. Aber emotional krankt der Film an zwei maßgeblichen Problemen:

1. Es wird so ziemlich jedes Problem des modernen Menschen in der westlichen Gesellschaft angesprochen: Unerfüllte Liebe und Sehnsucht. Unzufriedenheit mit Beruf und Lebenssituation. Familiäre Probleme, die unüberwindbar erscheinen. Unfähigkeit sich in gesellschaftliche Normen einzugliedern. Krankheit und der Umgang mit ihr, sowohl von Ärzte-, als auch Patienten-Seite. Behinderung. Affären und ihre Folgen. Überhöhter beruflicher Ehrgeiz und seine privaten Folgen. Selbstfindung und die daraus resultierende gesellschaftliche Ächtung. Und, und, und. Die Liste geht noch beliebig weiter, doch problematisch ist die fehlende Tiefe in dieser Fülle von Themen – es wird wirklich alles nur gestreift. Jedes Mikro-Problem bekommt seine 5 Minuten und löst sich auch irgendwie wieder. Das ist ganz sicher Absicht, warum sonst sollte Danièle Thompson so viele, bewusst auf Verschiedenheit angelegte Figuren in einen Film stopfen, der gerade mal knapp über 90 Minuten geht? Doch es bleibt die Emotion auf der Strecke. Ein schweres Problem, dass den Betroffenen sehr bewegt und ihm das Leben schwer macht, darf nicht den Charakter einer Lapalie bekommen. Das Resultat kennt man am besten von deutschen Fernsehfilmen der öffentlich rechtlichen: Sie wollen schwere Themen ansprechen, scheuen aber den Zuschauer auch wirklich zu treffen. So auch hier.

2. Nachdem der Film vorbei ist, bleibt die Frage “What’s the point?” bzw. “Qu’est-ce que le film me veut dire?” (excuse my french) in großen Lettern im Raum stehen. Es ist wirklich nicht klar, was uns Thompson durch den Kontrast dieser zwei, ein Jahr auseinander liegenden Momentaufnahmen erzählen möchte. “Sei ehrlich zu dir” ist wohl eins der Themen. Auch “Die Zeit wird irgendwie deine Probleme lösen.” könnte LE CODE A CHANGÉ uns sagen wollen – sich also dem Schicksal zu fügen und sich mit ihm zu arrangieren? Ein Aufruf zur Passivität, der auf keinen Fall gut geheißen werden kann, erst recht nicht, wenn man das Konzept des Schicksals als groben Unfug ansieht. Auch könnte die Message noch banaler sein: “Die Zeit verändert alles”. Das ist zwar formell recht nah am legendär-bitteren “Le temps destruit tout” aber doch in der Wucht seiner Aussage um Welten entfernt.

Ich weiß es wirklich nicht, werde aber den Eindruck nicht los, dass LE CODE A CHANGÉ weit mehr als eine lockere Komödie sein möchte – doch auf der Ebene eines Dramas scheitert der Film, von kleinsten Momenten abgesehen, geradezu komplett. Daher insgesamt leider nicht wirklich gut.


Wertung
5 von 10 drei-Gänge Menus


Weblinks
IMDB
OFDB
MOVIEPILOT
ROTTEN TOMATOES
LETTERBOXD
Streamen: Werstreamt.es
Leihen: LOVEFILM
AMAZON (*) (falls ihr das Widget nicht seht, wird es von eurem Ad-Blocker gekillt):

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