Trailer / Film © by KT Corp.
Fakten
Jahr: 2011
Genre: Mystery, Fantasy
Regie: Park Chan-wook, Park Chan-kyong
Drehbuch: Park Chan-wook, Park Chan-kyong
Besetzung: Lee Jung-hyun, Oh Kwang-rok
Kamera: Park Chan-wook, Park Chan-kyong
Musik: –
Schnitt: Ana Garcia
Review
Wenn man in den Kurzfilm PARANMANJANG der Brüder Park Chan-wook (bekanntermaßen Erschaffer großer Werke wie OLDBOY, I’M A CYBORG, DURST, etc.) und Chan-kyong eine besondere Intention hinein lesen will, dann wohl dass die zwei Macher durch die besondere Erschaffungs-Geschichte wohl eines erreichen wollten: eine klare und in dieser Form noch nicht dagewesene Aussage über das Filme machen in den 2010er Jahren zu treffen. Denn fernab von Inhaltes und Geschichte formuliert PARANMANJANG folgendes:
“Wenn du eine Vision hast, die du filmisch umsetzen willst, dann fürchte keine Limitierung! Budget, Schauspieler, Drehorte, Technik – alles machbar, du kennst jede Hürde überwinden, also überleg dir wie das funktionieren könnte und wenn alle Stricke reißen, dann schnapp dir zur Not dein verdammtes Smartphone, und dreh drauf los!”
Das lese ich in diesem Werk und daher werte ich den Film (in Deutschland als NACHTANGELN vertrieben) als ein filmisches, bzw. filmemacherisches Experiment, welches auf spezifische Art die Grenzen des Mediums an sich, nämlich über Betrachtung der schöpferischen Grenzen eines Werkes, ausloten möchte. Wir alle (bzw. die meisten von uns) schleppen mittlerweile einen hoch komplexen, multifunktionalen Computer mit uns herum, da war es doch nur eine Frage der Zeit, bis mal von kompetenter Seite – und kompetent ist wohl eine sehr zurückhaltende Beschreibung von Park Chan-wook’s Fähigkeiten – ein Versuch gestartet wurde, die finalen Limitierungen dieser kleinen rechteckigen Dinger mit Display unter die Lupe zu nehmen.
Man sehe sich doch einfach mal die durchschnittlichen Netz-Aktivitäten heutzutage an: Dass sich durch pre-designte Instagram-Retro-Filter nahezu jeder in der Lage fühlt tolle Fotos zu schießen (da schließe ich mich nicht aus, denn diese One-Click Verschönerung von absolut jedem denkbaren Motiv übt einen nicht von der Hand zu weisenden Reiz aus), ist gang und gäbe – dass 99.9999% all dieser geknipsten Online-Bilder in etwa so spannend, wie der Dia-Abend nach Oma Käthe’s Schwarzwald-Urlaub sind übersehen die Meisten. Was sagt uns das? Die Technik ist da, doch sie macht noch keine Kunst (weil es eben viel mehr als nur Technik braucht)? Oder liegt es doch an der Technik und der vereinfachende Fortschritt gaukelt uns vor, beim Schöpfen von Kunst fördernd zu sein, man kann aber noch so viel probieren und wird nie mit einem Telefon so toll fotografieren, wie mit einer Spiegelreflex, etc.?
Probe aufs Exempel: Hat ein iPhone genug Hardware, Bearbeitungsmöglichkeiten und schlussendlich hochwertigen Output, um damit Kunst zu schaffen? Einen kompletten Film zu drehen wurde hiervor wahrscheinlich noch nicht auf den Grund gegangen (falls die Mumblecore-Bewegung bereits so weit war und die Park Brüder nun deren Lorbeeren einheimsen: Sorry!) und so überlegten sich die Park-Brüder die Geschichte eines Mannes, der beim Angeln stirbt und eines Medium, welches mit seinem Geist Kontakt aufnimmt. Übersinnlicher Stoff also – und somit in direkter Konkurrenz zu CGI, 4K-Kameras und ausgefeilten Special-Effects. Wenn schon mit dem iPhone 4 einen Film drehen, dann auch richtig – und das ist gut so, denn einen Dialog per Handy zu filmen ist ganz sicher keine Kunst, die Illusion von etwas übersinnlichem, an sich kaum greifbarem zu erschaffen schon!
Im Resultat ist der Film kein riesiges Werk voller Ebenen und Bedeutungen geworden, als Resultat des Experimentes jedoch beachtlich. Natürlich sehen die Nachtaufnahmen nicht aus wie mit High-Eng Kameras gefilmt. Natürlich sind Bild und Klang allgemein sehr roh und schroff. Aber egal, denn unterm Strich steht: es geht. Kurzfilm drehen aber keine Mittel? Ab jetzt heißt es, her mit dem iPhone – das 6er eignet sich jetzt ja sogar, dank ultra-SloMo-Funktion, schon für Actionfilme…
Wertung
6 von 10 multifunktionalen Smartphones
Weblinks
IMDB
MOVIEPILOT
LETTERBOXD
Streamen: Werstreamt.es
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