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LP: Ital Tek – Hollowed (2016)


Quelle: beko icons YouTube-Kanal


Ital Tek, der schon vor Jahren mit erstklassigen Dubstep/Electronica-Hybriden die Bühne betrat und sich nach und nach zum (neben Om Unit) wohl bedeutendsten Namen in der UK-Interpretation des Jukes hochschraubte, hat mich mit seinem neuen Album auf Planet Mu mehr als überrascht. Die Synthesizer sind geblieben, die Bässe ebenso, doch als vollkommene Antithese zu dem Sound, der die letzten Jahre seines Schaffens (und vor allem das 2012er NEBULA DANCE) dominierte, rücken auf HOLLOWED die vormals so angenehm aufdringlichen, stilprägenden Drums enorm in den Hintergrund – teils ist die LP sogar gänzlich von ihnen befreit.

Irgendwo tief in den Layern dieses vielschichten Sounds vergraben, gibt zwar ab und an noch eine vereinzelte Kick oder Hat den Halfbeat vor, doch dies liegt so weit im Hintergrund, so tief unter erhebenden Flächen und pulsierenden Synthies vergraben, dass man es sich – zu welchem Zwecke auch immer – bewusst vor Augen rufen muss, um es wahrzunehmen. Denn eigentlich regieren Flächen. Eine vereinnahmende Dichte aus melancholischen Klängen und versteckten Loops. Man hört den Regen förmlich plätschern. Das ist Musik, zu der man nur die Augen schließen muss, um im Geiste sofort in wahlweise einen Science-Fiction Film, der noch nicht gedreht wurde, oder die neuvertonte Variante der allerliebsten existierenden Szenen abzutauchen. Ich höre HOLLOWS und bewege mich wie einst Harrison Ford durch verregnete Megacities der Zukunft. Dabei bin ich mir sicher, dass es für den bald kommenden BLADE RUNNER II keinen besseren Soundtrack als dieses Album geben könnte.
Abheben.
Schweben.
Träumen.

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Film: Freaks Of Nature (2015)


Titelbild, Trailer & Bildausschnitte © by Sony Pictures Home Entertainment


Fakten
Jahr: 2015
Genre: Highschool-Komödie, Fun-Splatter, Horror
Regie: Robbie Pickering
Drehbuch: Oren Uziel
Besetzung: Nicholas Braun, Mackenzie Davis, Josh Fadem, Denis Leary, Ed Westwick, Vanessa Hudgens, Mae Whitman, Patton Oswalt, Keegan-Michael Key, Bob Odenkirk, Joan Cusack, Chris Zylka, Werner Herzog
Kamera: Uta Briesewitz
Musik: Fil Eisler
Schnitt: Craig Alpert


Review
Oh nooo – not another american Highschool-Comedy?!

Hä? Was? Wer den Trailer zum 2016er Direct-To-Video Streifen FREAKS OF NATURE zur Kenntnis genommen hat, dürfte sich über diesen pikierten Aufschrei der Entrüstung sicherlich ein wenig wundern – das sah doch nach etwas gänzlich anderem aus? Ja, sah es, doch im Kern ist FREAKS OF NATURE tatsächlich ein typisches amerikanisches Highschool-Filmchen – mit Bullying durch sich laut aufspielende Sportler-Prolls, coming-of-age und geheimer Verliebtheit in die super-sweete Highschool-Queen, sowie Konflikten von Teenagern mit Eltern (die es partout nicht blicken wollen), Gezeter zwischen verschiedenen Subkulturen und dem typischen “It was like.. so cool! Yeah, totally!”-Gequatsche. So weit, so gut, so bekannt – nur gibt es hier jedoch diesen einen, klitzekleinen Unterschied: Eben auch mit Vampiren, die als eigene Gruppe unter den Menschen leben. Und der Zombie-Apokalypse, die durch Elektroshock-Halsbänder im Griff gehalten wird. Und einer Alien-Invasion, die dieses sorgsam balancierte soziologische Konstrukt massiv in’s Wanken bringt. Und mit… okay, let’s not spoil it all!

Zugegeben, dieser Ansatz klingt zwar auch nach einer höllisch absurden, durchaus vergnüglichen Idee, primär jedoch vollkommen überladen – Leute, lasst uns doch einfach mal alles (!), was die Horror-Welt an gängigen Figuren zu bieten hat in einen Topf werfen, wild rühren und aus dem überwürzten Brei, der dabei heraus kommen mag, ein überdrehtes Mashup basteln. Schnell kommen Zweifel auf, ob die tatsächliche Umsetzung es im Gesamtbild über diese irre, vermeintlich recht schnell abgenutzte Idee hinaus schaffen wird. Prognose unmöglich, Bedenken berechtigt, denn häufig sind genau die Filme, die aus einer solchen “Wir setzen einen drauf“-Mentalität entstehen, weit weniger clever, als die Macher es (wahrscheinlich) glauben und verlieren sich in stumpfem Abfeuern von Referenzen und Zitaten, anstatt sinnvoll mit den Objekten ihres ausufernden Raubbaus umzugehen, um diese in einen eigenen Kontext zu setzen. Film: Freaks Of Nature (2015) weiterlesen

Film: American Ultra (2015)


Titelbild, Trailer & Bildausschnitte © by Concorde Film


Fakten
Jahr: 2015
Genre: Action-Komödie
Regie: Nima Nourizadeh
Drehbuch: Max Landis
Besetzung: Jesse Eisenberg, Kristen Stewart, Connie Britton, Topher Grace, Walton Goggins, John Leguizamo, Bill Pullman, Tony Hale, Michael Papajohn
Kamera: Michael Bonvillain
Musik: Marcelo Zarcos
Schnitt: Andrew Marcus, Bill Pankow


Review
Der Mythos des genetisch (oder technologisch) modifizierten Übersoldaten war stets in Filmen der lauteren Gangart präsent – in ROBOCOP bastelten skrupellose Rüstungskonzerne die sterblichen Überreste eines Polizisten zur kühlen Kampfmaschine um, in UNIVERSAL SOLDIER knatterten Action-Stars der B-Riege alles weg, was nicht bei drei auf dem Baum war, von der Basis unzähliger Superhelden-Origins (Captain America, oder aktuell im Kino Deadpool) ganz zu schweigen. Ein alter, oft getragener Hut. Doch wie die letzten Jahre zeigten, ist es verschiedensten Filmemachern mit den entsprechenden Ideen anscheinend möglich, selbst bis ins letzte auserzählten (böse Zungen würden sagen: totgetrampelten) Filmgattungen und -motiven einen frischen Spin zu verpassen – man schaue sich exemplarisch die Vampirfilme der letzten 5-10 Jahre an, deren belebende Ansätze eine deutliche Sprache sprechen. Nun nahmen sich Autor Max Landis und im folgenden Regisseur Nima Nourizadeh eingangs genannte Action-Stereotypen vor und sorgen für frischen Wind, indem sie zusammen schmelzen, was auf dem Papier rein gar nicht zusammen passen will.

Denn wenn man eine bestimmte Gattung Mensch von vornherein so weit es nur irgend geht entfernt von hyperkinetischem Nahkampf und präziser Nutzung von Schuss- und Stichwaffen jeglicher Couleur ansiedeln würde, dann wohl verplante Stonertypen, die in ihrer schluffigen Ziellosigkeit direkt aus PINEAPPLE EXPRESS stammen könnten. Dieser Gattung entstammen Jesse Eisenberg und Kristen Stewart als verranztes Kleinstadt-Pärchen Mike und Phoebe – hier nun mit fettiger Matte und staubigen Third-Hand Klamotten, fünf Jahre nach ADVENTURELAND, wiedervereint und zu guter Spielfreude aufgelegt. Ihr Leben zwischen Bong-Rauchen und Aushilfsjob plätschert ohne Highlights vor sich hin, doch mit diesem Status Quo sind sie relativ zufrieden – sie lieben sich, mehr braucht es nicht und Veränderung ist etwas, das vor allem Mike, der aufgrund wiederkehrender Panikattacken noch nicht mal die Stadt verlassen kann, aus der Bahn wirft. Braucht er nicht, denn Rauchen, zeichnen und chillen ist Erfüllung genug. Dass der arme Knilch dann zunächst ein wenig überfordert ist, als eine seltsame Dame ihm an der Supermarktkasse mehrfach unverständliches Kauderwelsch entgegen brabbelt, er nur Augenblicke später von schwer bewaffneten Unbekannten angegriffen wird, nur um diese, nochmals einige Augenblicke später und ohne zu wissen wie, mit einem Löffel zu eliminieren, ist verständlich. Wenn das kein Grund ist gehörig am Rad zu drehen? Doch was folgt, wird diesen Vorgeschmack des comichaft überdrehten Action-Gemetzels noch weit in den Schatten stellen – und Mike vor immer größere Rätsel in Bezug auf seine verschwommene Vergangenheit.  Film: American Ultra (2015) weiterlesen

Film: Horns (2013)


Titelbild, Trailer & Bildausschnitte © by Universal Pictures Germany


Fakten
Jahr: 2013
Genre: Drama, Thriller, Lovestory, Horror, Mystery
Regie: Alexandre Aja
Drehbuch: Keith BuninJoe Hill (Romanvorlage (*))
Besetzung: Daniel Radcliffe, Juno Temple, Max MinghellaJoe AndersonKelli GarnerDavid MorseHeather Graham
Kamera: Frederick Elmes
Musik: Robin Coudert
Schnitt: Baxter


Review
Als Alexandra Aja im Jahr 2003 mit dem knallharten Genre-Kracher HIGH TENSION schlagartig auf den Schirmen der Horror-Gemeinde erschien und drei Jahre später mit dem mehr als gelungenen Remake des Wes Craven Terror-Klassikers THE HILLS HAVE EYES nachlegte, war sich das Gros der Genre-Freunde einig: Hier hat ein vielversprechender Filmemacher, einer der uns in den nächsten Jahren schonungslos und kraftvoll seelisch zermarternde Bilder um die Ohren knallen wird, die Bühne betreten. Mit dem zwei Jahre später folgenden MIRRORS (wieder einen Remake, dieses Mal jedoch eines asiatischen Films) setzte die erste, dafür jedoch umso intensivere Ernüchterung ein. Der verflixte dritte Film, die Allgemeinheit war wenig angetan – die erhoffte Härte war weg, der Film wenig stilsicher erzählt, die zuvor etablierte eigene Handschrift schien verwässert. Gutes Stichwort: Wasser. Mit dem wieder zwei Jahre später auf die Leinwand gebrachten PIRANHA 3D (nunmehr das dritte Mal in Folge, dass Aja bereits vorliegende Stoffe konservierte) polarisierte er enorm, da dieses formelle Experiment voll Blut und Titten die endgültige Abkehr von beklemmender Verstörung markierte. Die einzige Intention: durch ins Groteske überzeichnete Blut-Fontänen und unmissverständlichen Party-Appeal simpel Spaß machen – mehr sollte PIRANHA 3D nicht. Nur vier Filme seit dem Durchbruch also und doch schon ein großes auf und ab in der Wahrnehmung der Karriere dieses Horror-Filmers. Schön an derartiger Varianz im Werk eines Filmemachers ist jedoch die vollkommene Unberechenbarkeit seines nächsten Beitrags – wo also positioniert sich nun die gleichnamige Adaption des Joe Hill Romans HORNS? Die Antwort ist nicht leicht, denn das einzige was vollkommen klar erscheint, ist das Aja sich mit diesem (international schon 2013-2014 veröffentlichten) Werk in Gefilde vorwagt, die für ihn bis dato noch brachliegendes Terrain darstellten.  Film: Horns (2013) weiterlesen

LP: Oneohtrix Point Never – Garden Of Delete (2015)


Quelle: Oneohtrix Point Never YouTube-Kanal


Zwei Jahre nach dem durch und durch großartigen R PLUS SEVEN legt der gute Mann mit dem griffigen Namen die nächste LP namens GARDEN OF DELETE nach. Im Vorfeld schon mit einigen Singles (zumindest auf Spotify) angeteased, waren Vorfreude und Erwartungen hoch – als das Album dann auf WARP droppte, wurden sie übertroffen.

Wer dachte es würde evtl. wieder leichter werden, hat sich geschnitten, denn Oneohtrix‘ abstrakte Klangwelten sind sperrig, fordernd und vertrackt wie nie zuvor: Synthesizer flackern, Flächen schweben, Persussion sprintet, stolpert, stürzt und rappelt sich auf, um das eigene Tempo spielend zu überholen. Musik, die die Massen an “2 Bars produziert, geloopt und fertig ist der Electronica-Tune”-Sound aus den Tiefen des Netzes süffisant grinsend in seine Schranken verweist. So wie das hier, wird Musik gemacht. Mit Liebe für’s Detail, mit Hingabe und mit dem seltenen Gespür, genau das zusammen zu führen, was auf Anhieb so konträr scheint. Kein Sound, der aus Presets und auf Eingängigkeit oder gar Clubtauglichkeit hin geschneidert wurde, sondern ein Exemplar einer seltenen Gattung: Ein vollkommen eigensinniges Album, in dem es auch beim zehnten Hören noch Details und Facetten zu entdecken gibt, die in der Fülle an Layern, Klängen und Strukturen zuvor ent- oder untergangen sind. Überladen ist hier dennoch keine einzige Sekunde, vielmehr hat Oneohtrix Songs erschaffen, die lebendig sind, eine Geschichte erzählen und darauf hoffen, dass man wirklich zuhört.  Ein kleines Meisterwerk in bester WARP-Tradition. LP: Oneohtrix Point Never – Garden Of Delete (2015) weiterlesen