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Film: The Lobster (2015)


Titelbild, Trailer & Bildausschnitte © by Sony Pictures Home Entertainment


Fakten
Jahr: 2015
Genre: Satire, Dystopie, Drama
Regie: Yorgos Lanthimos
Drehbuch: Yorgos Lanthimos, Efthymis Filippou
Besetzung: Colin Farrell, Rachel Weisz, Jessica BardenAriane LabedAngeliki PapouliaJohn C. ReillyLéa SeydouxBen Whishaw
Kamera: Thimios Bakatakis
Musik: Verschiedene Originalmusik
Schnitt: Yorgos Mavropsaridis


Review
Nachdem Yorgos Lanthimos vor mittlerweile bereits sieben Jahren mit dem Meisterwerk DOGTOOTH die internationale Filmszene in Aufruhr versetzte – selten wurden das Wesen des Menschen, die Formung von dessen Weltsicht und der elementare Antrieb unseres Handelns scharfsinniger hinterfragt – und in 2011 mit dem ähnlich starken ALPEIS nachlegte, der gekonnt hinter alltägliche Fassaden und unser aller selbstdarstellerisches Schauspiel blicken lies, war die Erwartung hoch. Konnte dieses Niveau gehalten werden? Welcher menschlichen Eigenart wird der griechische Autorenfilmer sich als nächstes annehmen? Welche unbequemen Wahrheiten aus dem Miteinander unserer Spezies heraus filetieren?

Eine verdammt schwere Last auf den Schultern eines Kreativen, doch Lanthimos wuchtet sie und überzeugt in THE LOBSTER erneut durch eine unglaubliche Beobachtungsgabe und die folgerichtigen Schlüsse aus all dem Treiben, was es 24/7 um jeden von uns herum zu sehen gibt. Punktlandung. Denn die Art, wie der modernen Gesellschaft hier ein Spiegel vorgehalten wird, schmerzt erneut bis tief ins Mark. Natürlich stecken in diesem neusten Werk wieder unzählige Facetten und Gedankengänge – vor allem zu Gesellschaft, dazu später mehr – oberflächlich sind jedoch zunächst Partnersuche und menschliche Bindung Thema. Oder eher: das obskure Etwas, zu dem “moderne” Entwicklungen, das Internet und der omnipräsente Selbstdarstellungswahn dieser Zeit, sie gemacht haben.  Film: The Lobster (2015) weiterlesen

Film: Die Zwei Gesichter Des Januars (2014)


Titelbild, Trailer & Bildausschnitte © by STUDIOCANAL


Fakten
Jahr: 2014
Genre: Neo-Noir, Drama, Thriller, Roadtrip
Regie: Hossein Amini
Drehbuch: Hossein Amini (Vorlage: Patricia Highsmith)
Besetzung: Viggo Mortensen, Kirsten Dunst, Oscar IsaacDaisy BevanJames Sobol Kelly
Kamera: Marcel Zyskind
Musik: Alberto Iglesias
Schnitt: Nicolas ChaudeurgeJon Harris


Review
Der Autor (und nun auch Regisseur) Hossein Amini hat in den letzten Jahren mit seiner Arbeit weder wirklich überzeugen, noch endgültig abschrecken können, weil keine der Verfilmungen seiner Drehbücher wirklich Rückschluss auf selbiges zuließen. Zwar war und ist DRIVE ein Meisterwerk, dies liegt jedoch zu großen Stücken an Nicolas Winding Refn’s stilsicherer Inszenierung und Ryan Gosling’s subtilem über-Schauspiel. Dazu gesellen sich Filme wie 47 RONIN oder SNOW WHITE AND THE HUNTSMAN, die ganz offensichtlich alles andere als gelungen sind und sich auch auf den zweiten Blick, unter der Oberfläche ihres ermüdenden CGI-Bombasts, als ziemlich platt darstellen. Doch war da das Skript schuld? Derart opulente, auf Krawall fixierte Inszenierungen sind durchaus in der Lage ein solides Skript zu verdoofen – den Zuschauern beim Filmgenuß auch noch (mit)denken abzuverlangen, ist bekanntlich im Hollywood der letzten Jahre ein rotes Tuch. Durchwachsene Vorzeichen also, für Amini’s nun erfolgten nächsten Schritt auf der Leiter des Film-Business.  Film: Die Zwei Gesichter Des Januars (2014) weiterlesen

Film: Alpen – Alpeis (2011)


Titelbild, Bildausschnitte & Trailer © by Rapid Eye Movies


Fakten
Jahr: 2011
Genre: Drama, Satire
Regie: Yorgos Lanthimos
Drehbuch: Efthymis Filippou, Yorgos Lanthimos
Besetzung: Stavros Psyllakis, Aris Servetalis, Johnny Vekris, Ariane Labed, Angeliki Papoulia, Erifili Stefanidou
Kamera: Christos Voudouris
Musik: –
Schnitt: Yorgos Mavropsaridis


Review
Das kann man wohl eine Bilanz nennen – Giorgos Lanthimos dreht seinen zweiten, wieder von ihm selbst und Efthymis Filipou geschriebenen Film und trifft erneut voll ins Schwarze. DOGTOOTH von 2009 war bereits einer der vielversprechendsten Debutfilme, die der interessierte Kinogänger in jüngster Zeit zu Augen bekommen konnte – nun zeigt Lanthimos mit dem Nachfolger ALPEN eindrucksvoll, dass er ganz sicher keine Eintagsfliege, sondern vielmehr einer der besondersten und intelligentesten Filmemacher des jüngeren Weltkinos ist.

“Intelligent” – das ist mal eine kühne Behauptung, doch wer sich die Mühe macht DOGTOOTH und ALPEN nicht nur “an”-zusehen, sondern versucht hinter die Fassade des verstörenden Unverständnisses zu treten und in diese Werke “hinein”-zusehen, der wird Probleme haben Filme zu finden, die die Begriffe der Realität und des menschlichen Seins präziser hinterfragen und reflektieren.

Stellte Lanthimos in DOGTOOTH noch die Frage nach den elementaren menschlichen Ur-Trieben, nach Konditionierung, Instinkt, Neugier und der Freiwilligkeit des Strebens nach Mehr, so ist es nun in ALPEN eine differenzierte Durchleuchtung der Begriffe Charakter, Identität und Persönlichkeit. Wer sind wir eigentlich? Sowohl in dieser uns umgebenden Gesellschaft, wie auch im Rahmen unserer Liebsten? Was definiert uns, was ist uns eigen, was ist austauschbar? Sind wir kopierbar? Ersetzbar? Film: Alpen – Alpeis (2011) weiterlesen

Film: Dogtooth – Kynodontas (2009)


Titelbild, Trailer & Bildausschnitte © by Störkanal


Fakten
Jahr: 2009
Genre: Drama, Kopfkino, meta-Film, Fragenkatalog
Regie: Yorgos Lanthimos
Drehbuch: Efthymis Filippou, Yorgos Lanthimos
Besetzung: Christos Stergioglou, Michele Valley, Angeliki Papoulia, Hristos Passalis, Mary Tsoni, Anna Kalaitzidou
Kamera: Thimios Bakatakis
Musik: –
Schnitt: Yorgos Mavropsaridis


Review
Vater: “Eure Mutter wird bald zwei Kinder und einen Hund gebären. Wenn ihr euch anstrengt und euer Verhalten sich bessert, kann eventuell von den Kindern abgesehen werden

Wie(so) funktioniert unsere moderne Gesellschaft?

Vereinfacht, ist sie wohl am ehesten als ein präzise ineinander greifendes Uhrwerk aus anerzogenen, erlernten und am wichtigsten, von einer übergeordneten Führung vorgegeben Regeln und Normen, kommuniziert durch etablierte und mit unveränderlichem Sinn behaftete Sprache, zu beschreiben. Wir verstehen uns durch das Erlernen von Begriffen (die einem von außen zugetragen werden) als Beschreibung für erlernte Taten (die einem von außen vorgegeben werden). Konditionierung von Tag eins an. Wir tun also das, was man uns als gut und richtig eingeimpft hat – ein Zustand, der als gegeben und selbstverständlich hingenommen wird. Unser gesamtes Weltbild ist ein Produkt unserer Umgebung – “normal” ist das, was tagtäglich auf uns einwirkt.

Doch inwieweit entsteht diese gültige Realität aus dem tiefen Innersten des Menschen heraus und wieviel davon ist ein künstliches Konstrukt – über die Zeit gewachsen, um den Interessen einer bestimmten (wie auch die Gesellschaft ebenfalls in dauerhaftem Wandel stehenden) Gruppe in die Arme zu spielen? Heruntergebrochen von gesellschaftlicher auf individuelle Ebene, folgt eine essentielle Frage von enormer Tragweite: Wie viel in uns stammt ungefiltert und pur aus unserem Wesen? Also wie viel ist im Gegenzug von rein artifizieller, von anderer Seite aus erschaffener Natur und wurde lediglich durch gezielte Implementierung dieses artifiziellen Konstruktes in unserem, bis dato noch unbefleckten, Geist ein Teil von uns?

Unser Hirn als Festplatte – mit beliebigem Inhalt beschreibbar, in jede mögliche Richtung programmierbar? Oder der Mensch, als sich selbst definierendes Wesen, welches – sofern er in eine ihm unwohle Form gepresst wurde – beim geringsten Störimpuls Versuche des Ausbruchs unternehmen wird?

Diese Fragen stellt DOGTOOTH. Film: Dogtooth – Kynodontas (2009) weiterlesen