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Film: The Host – Gwoemul (2006)


Titelbild, Trailer & Bildausschnitte © by Ascot Elite Home Entertainment


Fakten
Jahr: 2006
Genre: Drama, Monsterfilm, Satire
Regie: Bong Joon-ho
Drehbuch: Baek Chul-hyun, Bong Joon-ho, Ha Won-jun
Besetzung: Song Kang-ho, Byeon Hie-bong, Park Hae-il, Doona Bae, Ko Ah-sung
Kamera: Kim Hyung-ku
Musik: Lee Byung-woo
Schnitt: Kim Sun-min


Review
THE HOST von Bong Joon-Ho ist ein wildes Mashup der Genres und Stile – auf den ersten Blick ein Monsterfilm, auf den zweiten Blick ein Familiendrama und auf den dritten Blick ganz plötzlich noch weitaus mehr, als nur ein gelungenes Genre-Filmchen!

Der Fluss Han wurde verseucht. Jahre später wälzt sich plötzlich eine Kreuzung aus Fisch und Eidechse in absoluter Übergröße ans Ufer und beginnt sich fröhlich und reichhaltig die anwesenden Menschen in den Mund (bzw. das Maul) zu stopfen. Dabei wird leider auch Hyun-Seo, die Tochter des tollpatschigen, schläfrigen Kiosk-Verkäufers Gang-Du mitgerissen. Die Suche nach dem verschollenen Mädchen beginnt, doch rundherum entspinnt sich noch weitaus mehr.

Dabei ist diese Zusammenfassung zunächst eine simple Geschichte, die ziemlich geradlinig klingt. Doch THE HOST agiert in der Schichtung, Mischung und Verknotung seiner Inhalts-Ebenen ziemlich klug. Er zeigt weder abgrundtief bizarre Dinge (das Monster ist eigentlich nur ein riesiger Fisch), noch besonders irre Charaktere (alle in der Familie sind schräg, aber eben nur bis zu einem gewissen Grad), so dass weder die Familiengeschichte, noch das glitschige Flussmonster zu sehr im Vordergrund stehen. Das lässt genügend Raum dafür, relativ offensichtlich verpackt eine ziemlich bissige Botschaft an den Mann zu bringen. Scheinbar dominieren die Monster-Aspekte (oder die Erwartung an diese) bei der Filmrezeption jedoch immer noch so stark, dass die immerfort ausgeteilte subversive Kritik des Films bis auf ein leicht übersehbares Level herabgedämpft wird. So scheint es zumindest nach ersten Lesen von Meinungen und Reviews.

Hier reicht es schon, sich in Bezug auf die Handlung ein paar grundlegende Fragen zu stellen:

Was ist in THE HOST die Wurzel allen Übels? Was ist der hindernde Faktor, wenn es darum geht jegliche Misstände wieder ins Gleichgewicht zu bringen? Und was fällt letztendlich mit der Tür ins Haus, um die selbstgemachte Misere mit noch mehr Unheil “zu beenden”?

Richtig (bitte in inbrünstiger, Patriotismus-geschwängerter Brüllart vorstellen):
“U.S.A.!
U.S.A.!
U.S.A.!”

Was Bong Joon-Ho und seine zwei Co-Autoren hier für wütende Kritik an der amerikanischen (oftmals ja leicht imperialistischen) Außen-, Geo- und Konflikt-Politik üben, geht runter wie Öl. Amerikanische “Wissenschaftler” geben die Anweisung den Fluss mit Chemikalien zu verseuchen (“It’s a big river”) und führen sich im Verlauf der Monster-Krise als der große, alles im Griff habende Bruder auf, dem keine Situation zu heikel ist, der sofort mit einem ausgefeilten Krisenplan anrückt und für alles eine Lösung hat. Doch die Realität sieht anders aus: trotz brachialer, absolut Menschenrechts-fremder Methoden hinter den Kulissen, haben die Sergeants der Army nicht den blassesten Schimmer was eigentlich los ist. Aber es wäre nicht die Weltpolizei, wenn sie mit dieser Erkenntnis hausieren ginge – lieber wird im großen Stile vertuscht, als verzweifelter, letzter Schachzug den unschuldigen “Verseuchten” der Schädel aufgebohrt und letztendlich die eigene Unfähigkeit durch ein hirnloses und fatalistisches Ausräuchern einer halben Stadt überspielt (herrlich hier: “Agent Yellow” als heilbringendes Gift).
Das sitzt!

Nebenbei bekommt auch noch die koreanische Regierung zu gleichen Teilen Hiebe in die Rippen. Diese folgt blind den U.S.A., erklärt wahllos Menschen für durchgedreht und tut, geschuldet ihrer, der Besatzungsmacht äquivalenten, Unfähigkeit, ihr Bestes die Rettung des kleinen Mädchens zu verhindern. Fiese Satire, in der so viel wahres steckt, dass sie nicht einmal besonders starker Überzeichnung bedarf!

Abseits dieser immer wieder zum Schmunzeln anregenden Provokationen, überzeugt THE HOST zudem vollkommen. Für das geringe Budget, haben die Animatoren eine wirklich tolle Kreatur geschaffen, die zwar in manchen Szenen ihr Low-Budget Dasein nicht verleugnen kann, jedoch besonders in den actionreichen Shots vollkommen mitreißt. Ohne Frage ist das hauptsächlich der tollen Choreografie und Kameraarbeit dieser Momente geschuldet – Kameramann Kim Hyung-Ku beherrscht sein Handwerk vortrefflich, die langen Takes und häufigen Slow-Motion-Shots treffen (besonders in Verbindung mit dem bedrückenden Soundtrack) so sehr ins Schwarze, wie Park Nam-ju’s Pfeile.

Aufgrund der sympathischen Figuren und der irgendwie ruppigen, aber sympathischen Art innerhalb der Familie Park, geht auch Gang-du’s Suche nach seiner “entführten” Tochter richtig nah. Dem sympathischen Tollpatsch wünscht man so sehr, dass er nach all den Strapazen ans Ziel gerät. Familie ist hier ein zentraler Teil und sowohl die Akzeptanz von Menschen, die auf Anhieb etwas langsamer wirken, als auch den Zusammenhalt unter Geschwistern thematisiert THE HOST erfolgreich.

Humorvoller, spannender, actionreicher Film, der jedem auch nur entfernten Monster-Fan empfohlen ist. Und jedem, der sich bei satirischen Seitenhieben ins Fäustchen lacht, gleich noch dazu.


Wertung
8 von 10 glibberigen Monster-Fischen


Veröffentlichung
THE HOST ist bei Ascot Elite Home Entertainment im BluRay-Bundle mit Bong Joon-ho’s Debutfilm BARKING DOGS NEVER BITE und als DVD erschienen. Im Bonusmaterial befinden sich Kinotrailer, Behind the scenes Material, ein Interview mit Bong Joon-ho (Münchner Filmfest) und Trailershow. Die Discs kommen im Wendecover.


Weblinks
IMDB
MOVIEPILOT
LETTERBOXD
Streamen: Werstreamt.es
Leihen: LOVEFILM
AMAZON (*) (falls ihr das Widget nicht seht, wird es von eurem Ad-Blocker gekillt):

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