Titelbild, Trailer & Bildausschnitte © by Wild Bunch Germany
Fakten
Jahr: 2012
Genre: RomCom, Tragikkomödie
Regie: David O. Russell
Drehbuch: David O. Russell, Matthew Quick (Roman)
Besetzung: Bradley Cooper, Jennifer Lawrence, Robert De Niro, Jacki Weaver, Chris Tucker, Anupam Kher, John Ortiz, Shea Whigham, Julia Stiles, Paul Herman
Kamera: Masanobu Takayanagi
Musik: Danny Elfman
Schnitt: Jay Cassidy, Crispin Struthers
Review
Wie schön doch eine romantische Komödie sein kann, wenn man das glattgebügelte ein wenig aufraut, den sonst so perfekten Menschen diverse Ecken und Kanten verpasst, das Normale ins Skurrile verschiebt und – am wichtigsten – die Dampfhammerinszenierung in der Garage stehen lässt, um sich stattdessen, zumindest zwischenzeitlich, das Adjektiv “subtil” auf die Fahne zu schreiben. Subtil in Bezug auf die ganz großen Gefühl, subtil in Bezug auf widerlich überbordende Fake-Romantik, subtil in Bezug auf die genrebedingte omnipräsente Gefahr des Schmalzes.
SILVER LININGS PLAYBOOK macht sich von all den dauerpräsenten Genre-Stereotypen frei und schafft es, uns eine Geschichte über zwei aus der Spur geratene Menschen zu erzählen: sie sind skurril, verdorben, emotional holprig unterwegs. Sie verhalten sich seltsam, nicht nachvollziehbar, unsicher – mal gelingt ein Blick in ihre Seele, mal überwiegt der aggressive Selbstschutz und jede Annäherung wird direkt geblockt. Zwei verletzte Wesen. Und obwohl das alles ein wenig überspitzt ist (und sich somit klar als Fiktion / Märchen / ausgedacht zu erkennen gibt), sind sie gerade deshalb ziemlich menschlich – vor allem weil Bradley Cooper gerade im Begriff ist sich von seinem Ur-Image frei zu spielen, um in die absolute Top-Liga der (Charakter-)Darsteller aufzusteigen. Und auch weil Jennifer Lawrence eine ganz wundervolle Performance liefert (ob Oscar-würdig, sei jedem selbst überlassen). Frech, frontal, laut – und unter der Schale so zerbrechlich. Schön auch Robert DeNiro mal wieder in einer Rolle zu sehen, die Freude (anstatt fassungslosem Kopfschütteln) bereitet.
Das Zusammenspiel der Akteure funktioniert brillant – ihre offensichtlichen Spannungen, die darunter verborgene Zuneigung und Sorge, ihr wildes, aufgeladenes durcheinanderplappern, dass sowohl durch Art, wie auch Inhalt der großartigen Dialoge an Klasse gewinnt, ihre unkontrollierten Ausbrüche und die darauf folgende Resignation. SILVER LININGS funktioniert wie es bei dieser Marschrichtung sein sollte: Das Skript ist der Kern und das Herz dieses Films, es ist liebevoll und hochwertig geschrieben und (als logische Konsequenz von David O. Russel‘s Autorenfilmer-Ansatzes) mit Wärme und Herzblut in Szene gesetzt.
Sicher muss sich Russel‘s Werk im Rahmen einer objektiven Analyse dem Vorwurf der Romantisierung bzw. Bagatellisierung psychischer Erkrankungen stellen. Beide Hauptfiguren leiden an solchen – ein Zustand, der in der Realität keineswegs eine dauerhafte Basis für witzige Situation bietet. Aber mal ehrlich: Erstens sprechen wir hier von einer Komödie. Welche realen Äquivalente humoristisch überzeichneter Film-Figuren lassen sich auch nur entfernt mit den Film-Charakteren zur Deckung bringen? Kann man kritisieren, kann man sich sicher auch sehr dran stören, mir erscheint es unbedenklich, denn zweitens wird immer wieder (auf amüsante, aber nicht minder wirkungsvolle Art) thematisiert, dass die beiden offensichtlich Probleme haben im Leben Fuß zu fassen (und diese Probleme auf ihren psychischen Störungen beruhen). Die Psyche holt sie immer wieder ein.
Ganz toller Film, trotz Überzeichnung gefühlvoll und weit weg von typischer RomCom-Genre-Kost. Weitestgehend wirklich schön und stilvoll ins Ziel gebracht.
Wertung
7-8 von 10 befreienden Tanz-Einlagen
Veröffentlichung
SILVER LININGS ist bei Senator, bzw. Wild Bunch Germany als BluRay und DVD erschienen. Im Bonusmaterial befinden sich: . Die Discs kommen im Wendecover ohne FSK Logo.
Weblinks
IMDB
MOVIEPILOT
LETTERBOXD
Streamen: Werstreamt.es
Leihen: LOVEFILM
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