Trailer © by STUDIOCANAL
Fakten
Jahr: 1974
Genre: Selbstjustiz, Gesellschaftskritik
Regie: Michael Winner
Drehbuch: Wendell Mayes
Besetzung: Charles Bronson, Hope Lange, Vincent Gardenia, Steven Keats, William Redfield, Jack Wallace, Jeff Goldblum
Kamera: Arthur J. Ornitz
Musik: Herbie Hancock
Schnitt: Bernard Gribble
Review
Schwieriges Ding.
Ist der knallharte Selbstjustiz-Reißer DEATH WISH stark und atmosphärisch inszeniert, zeigt beeindruckend-ernüchternde Bilder der “Kloake” New York in den 70er Jahren, ist zudem solide gespielt und lässt sich kurzweilig anschauen? Eindeutig ja. Aber formuliert DEATH WISH die Beweggründe des Vigilanten nachvollziehbar aus und macht einen psychologischen Prozess sichtbar? Prangert er die Unfähig- bzw. Untätigkeit der Polizei genügend an, als dass die willkürliche Selbstjustiz eines ursprünglich Waffen verabscheuenden Bürgers tatsächlich als der letzte Ausweg erscheint? Ganz sicher nicht. Ob die moralische Haltung des Werks noch vertretbar ist, muss jeder für sich entscheiden.
Spannend an dem Thema der Selbstjustiz ist doch folgende Frage: “Was muss (insgesamt!) alles passieren, damit ein “normaler” Mensch bis zum Äußersten geht?”
Klar, Gewalt erzeugt Gegengewalt, Auge um Auge, Zahn um Zahn – der brutale Mord an der Ehefrau, plus der Vergewaltigung der Tochter (mit Trauma als Folge) des Protagonisten, sind an sich schon mehr als Grund genug, um irgendwann die Sicherungen durchbrennen zu lassen. Da muss man irgendwie mit umgehen und wird entweder zum Monster (Bronson) oder zieht den Schwanz ein (wie sein Oberwürstchen von Schwiegersohn). Etwas stutzig macht mich jedoch die Spontanität mit der hier der Wandel vom einen Extrem ins Andere passiert – ein wenig mehr Frustration über den Justizapparat hätte der Glaubwürdigkeit nicht geschadet. So vertraut Bronson’s Figur Paul Kersey anfangs noch fest der Polizei, wird jedoch vom Waffennarr aus Arizona quasi im Nebensatz umgestimmt und beginnt, zurück in NYC, die Straßen vom Abschaum zu säubern. Wahllos. Kaltblütig und eben aus dem Nichts heraus.
Durch den geradezu genialen, psychedelisch-experimentell angehauchten Jazz- und Klassik-Soundtrack von Herbie Hancock (Spotify), bekommt der Film allerdings noch eine deftige Schippe Atmosphäre und liefert einige sehr beklemmende und kaltblütige Szenen. 70er Kino hatte einfach einen besonderen Charme und DEATH WISH ist im Resümee ein zwar sehr reißerischer, aber dennoch gelungener Film – man muss halt etwas reflektierter an ihn herangehen und die moralische Position, dass Gewalt die Lösung ist, als streitbar hinnehmen. Letzteres schadet aber generell nicht, denn inwiefern die klar als Verbrechen dargestellte Mordlust des werten Herren hier verwerflicher ist, als die Welt rettende Helden, die in Hollywood meist als strahlend gut gezeigt sind, aber trotzdem Hundertschaften von Menschen umbringen, sei dahin gestellt.
Ob es natürlich noch vier (!) Fortsetzungen brauchte? So rollt der Dollar…
Wertung
6 von 10 reaktionären Weltsichten
Weblinks
IMDB
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