Trailer © by Le Figaro
Fakten
Jahr: 1988
Genre: Kurzfilm, Komödie, Satire
Regie: David Lynch
Drehbuch: David Lynch
Besetzung: Harry Dean Stanton, Frederic Golchan, Jack Nance, Tracey Walter, Michael Horse, Leslie Cook
Kamera: Frederick Elmes
Musik: Manuel Rosenthal
Schnitt: Scott Chestnut
Review
Im Jahr 1988 fragte das französische Magazin LE FIGARO einige namhafte Regisseure (neben Lynch unter anderem Werner Herzog und Jean-Luc Godard) verschiedenster Nationalitäten für ein spannendes Projekt an: THE FRENCH AS SEEN BY… Der Name war Programm und das Magazin wies die Filmemacher an, ohne jegliche Einschränkungen einen Film über ihre Sicht auf Frankreich zu drehen.
David Lynch wählte für sein resultierendes Werk THE COWBOY AND THE FRENCHMAN den skurril-komischen Weg. Kennt man seine Biografie, seine sonstigen Filme, oder ihn als Person aus Interviews nicht, könnte man in den ersten Momenten vielleicht noch denken, dass hier ein Depp mit ziemlich beschränkter Sichtweise am Werk war, dessen Bild der Freunde von jenseits des großen Teichs ausschließlich von dümmlichen Schubladen und Klischees bestimmt ist. Es braucht jedoch (wenn überhaupt) nur einen weiterführenden Gedanken, um sich der eigentlichen Intention des Kurzfilms bewusst zu werden.
Da nicht nur der titelgebende Franzose durch die Baskenmütze, den Bart, sowie Schnecken, Käse und Froschschenkel im Gepäck wirklich maßlos überzeichnet ist, sondern ihm durch den ebenfalls titelgebenden spuckenden, nuschelnd-fluchenden und vor allem nicht gerade mit Weitblick gesegneten Cowboy ein gelungenes Gegenstück vor die Nase gesetzt wird, entsteht gekonnt eine humorvolle Satire: Lynch (der durch seinen kurzen Lebensabschnitt in Salzburg alles andere als einen Klischee-verklärten Blick nach Europa besaß) tritt eben nicht besagte Stereotypen breit, sondern greift Eigenarten auf, überspitzt sie ins Extrem und hält geschickt den Leuten den Spiegel vor, die aus Unwissenheit eben diesen Unsinn für bare Münze und gültige Wahrheit halten.
Das Resultat ist so befremdlich wie amüsant. Mitten im “wilden Westen” nehmen ein beinahe tauber Cowboy und seine zwei Schergen einen dahergelaufenen Franzosen gefangen. Wo der her kommt, oder warum der in voller Montur durch die Prärie läuft? Who cares! Bis sie begriffen haben, mit wem oder was sie es zu tun haben, vergeht nicht wenig Zeit, als dann jedoch ein amerikanischer Ureinwohner und eine Wagenladung nette Damen zu der Gruppe stoßen, kann die Völkerverständigung ihren Lauf nehmen – Liebe, Wein und der Duft der Nacht, auf dass die Sprachbarrieren von bizarren Gesangseinlagen niedergerissen werden.
Höchst schräg, dieser 22minütige Film und für Lynch-Fans sowohl köstlich anzuschauen, wie auch der Beweiß dass der Herr trotz allem Hang zur Düsterness schon immer einen gesund ausgeprägten Humor hatte.
Wertung
7 von 10 texanischen Lasso-Tricks
Weblinks
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