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Comic: Kris Oprisko – Clive Barker’s The Thief Of Always (2005)

Titelbild & Bildausschnitte © by IDW Publishing


Ein wenig Horror darf nicht fehlen, erst recht nicht, wenn die Tage so kurz sind. Dass man den wahren Horror dann eher zwischen den Zeilen suchen muss, wenn Clive Barker auf dem Cover steht, kam zwar unerwartet, die Qualität des Buches schmälerte es jedoch nicht.



Clive Barker’s The Thief Of Always (ComicbookDB) – StoryClive BarkerKris Oprisko, Artwork/ColorGabriel Hernández Walta, Genre: Fantasy, Horror, Coming-Of-Age, Label: IDW Publishing, 2005, Umfang: ca. 150 Seiten, Gelesen: Dezember 2016, Digital, Englisch


Plot
Gelangweilt vom tristen Schulalltag folgt der junge Harvey im tiefen Grau des Februars einem obskuren fliegenden Mann in ein geheimnisvolles Haus jenseits eines geheimen Nebels – ein Ort, wie sich herausstellen wird, an dem jeder Traum eines Kindes in Erfüllung geht. Die eigentliche Welt verschwimmt vor Freude und Harvey vergisst vor Spaß die Zeit, doch je mehr er das urige “Holiday House” und dessen Bewohner (sowohl Bedienstete, wie auch andere Kinder) kennenlernt, umso stärker scheint etwas im Argen zu liegen. Als der Versuch in die Realität zurückzukehren als regelrecht aussichtslos scheitert, beginnt Harvey die Motive des ominösen Mr. Hood anzuzweifeln.


Review
Die britische Horror-Ikone Clive Barker ist nicht gerade für seichte Kost bekannt – mit THE THIEF OF ALWAYS wagte er sich 1992 jedoch erstmalig auf unbekanntes Terrain und bediente ein jüngeres Publikum. Dass der (vermeintlich) harmlose Stoff auch für Erwachsene taugt, zeigt Kris Oprisko’s Adaption zur Graphic Novel. Zwar bildet der Traum eines wohl jeden Kindes die Basis – ein Leben in Saus und Braus, täglich Weihnachtsfeste an denen jeder nur erdenkliche Wunsch in Erfüllung geht, keine Sorgen, keine Schule, keine nervigen Eltern, die unnütze Vorschriften machen – doch braucht es nicht viel Kombinationsgabe, um die Ereignisse genügend allegorisch zu lesen, so dass sich weitaus düstere Gefilde auftun. 

Kinder mit süßen Verlockungen an einen (für sie geheimen) Ort gelockt, dort durch Bespaßung Vertrauen aufgebaut und als dann doch irgendwann die Sehnsucht nach dem alten Leben aufkommt, schließt sich die Schlinge endgültig und das Unheil nimmt seinen Lauf – da klingeln natürlich sämtliche Alarmglocken. Barker (bzw. Oprisko) betten die Geschichte zwar in reichlich ausufernder Fantasy ein, auch ein angenehm skurriler Humor fehlt nicht, doch geizt die Erzählung nicht mit Andeutungen zwischen den Zeilen, die uns stetig klar machen, was für unangenehme Dinge wir hier eigentlich Augen haben. In die, für derartige Themenkomplexe essentielle Psychologie der Figuren steigt das Buch in nur knapp 150 Seiten dabei überraschend tief ein – wir bleiben nah bei Harvey und haben Teil an seiner Freude, seinen Ängsten und seiner Verzweiflung.

Walda’s grobes, fast skizzenhaftes Artwork, inklusive im Verlauf zunehmend entsättigter Colorierung, scheint dabei ein passender Weg, um die morbiden Themen auf glanzlose, aber dennoch ansprechende Art darzureichen. Dröge wirkt THE THIEF OF ALWAYS nämlich trotz abgetönter Farben keineswegs – sowohl den vier Schergen im Holiday House, allesamt grundverschieden und herrlich bizarr entworfen, wie auch der Umgebung und den Ereignissen beim täglichen Halloween, oder schlussendlich Harvey’s Flucht, wohnt ein ausufernder Ideenreichtum inne, der der fantastischen Natur der Story gerecht wird. Schaudrig-schön ist das entstandene Gesamtwerk und wird sowohl Barker, wie auch der Gattung des Kinderbuches gerecht – ein ungewöhnlicher Spagat.


Weblinks
IDW
COMIXOLOGY
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