Fakten Jahr: 2010 Genre: Thriller, Neo-Noir Regie: Thomas Arslan Drehbuch: Thomas Arslan Besetzung: Misel Maticevic, Karoline Eichhorn, Uwe Bohm, Rainer Bock Kamera: Reinhold Vorschneider Musik: Geir Jenssen Schnitt: Bettina Blickwede
Review Berlin. Es regnet unaufhörlich. Eine bedrückende Synthie-Fläche wummert irgendwo, kaum merklich, tief unter dem konstanten Plätschern des Wassers auf der Friedrichstraße. Lang sind wir Teil dieser statischen Einstellung. Reine Beobachtung, keine Musik, keine Worte, keinerlei weitere Information – nur das Leben dabei beobachten, wie es ziellos vor sich hin fließt. (Neuer) deutsch(sprachig)er Genrefilm #5: Im Schatten (2010) weiterlesen →
Review WE ARE LEGION ist ein Dokumentarfilm, der dem ein oder anderen vielleicht wirklich etwas erzählen kann, was er bis dato noch nicht wusste, oder zumindest einen etwas differenzierteren Blick auf ein Phänomen liefert, dass medial recht heftig diabolisiert wird.
Vor einigen Jahren, zur Zeit der ersten großen Wikileaks-Enthüllungen, ging der Name das erste Mal durch die Massenmedien: Anonymous. Von besagten Medien als “kriminelle Hacker-Vereinigung”, “Cyber-Terroristen”, oder ähnliches bezeichnet, machte das Kollektiv, dessen Sinnbild schnell die Guy Fawkes-Maske wurde, zunächst Schlagzeilen durch das Plattmachen der Server von PayPal und verschiedenen Kreditkartenanbietern (welche WikiLeaks den Geldhahn zugedreht hatten). DDoS-Angriff hieß es, schnell erklärten uns (schon wieder) besagte Medien, was es damit auf sich hatte und zeitig wurden die ersten Stimmen wirklicher “Hacker” und Netzwelt-Aktivisten laut, die die Hände über dem Kopf zusammen schlugen, mit den von ihnen als “Skript-Kiddies” bezeichneten “L(ow)O(rbit)I(on)C(anon)-Terroristen” in einen Topf geschmissen werden. Dokumentation: We Are Legion – The Story Of The Hacktivists (2012) weiterlesen →
Review Verdammte Axt, das war haarscharf – fast wär die Buxe voll gewesen!
Ich weiß nicht ob ich jemals (außer wahrscheinlich bei meiner VIEL zu jungen ALIEN-Erstsichtung) beim Genuss eines Horrorfilms passagenweise so dermaßen gespannt und beunruhigt gewesen bin? Herzrasen, zusammenzucken, Gänsehaut, schreckhaftes Umdrehen weil Schatten (der Bäume vor dem Fenster) an der Wand tanzen – und danach ein, sich klein fühlender, verstörter jacker, der wieder 10 Jahre alt ist und Angst im Dunkeln hat und schlecht schläft und sich wünscht jetzt nicht gerade in einer düsteren, nächtlichen Wohnung noch fünf Meter zum Lichtschalter gehen zu müssen. Holy Shit, hat SINISTER mich abgeholt und eiskalt erwischt. Irgendetwas darin muss einen speziellen Punkt in meinem Hirn angesprochen haben. Film: Sinister (2012) weiterlesen →
Review Diese Episode des TATORT, oder zumindest die Verantwortlichen in der ARD haben sich den “Etikettenschwindel 2014”-Award bereits am 01. Januar verdient!
Da wird einem ein Trailer vorgesetzt, der eine rasante, düster-harte, sogar blutige – also durchweg abgründige Episode verspricht. Gefesselte Frauen, Panik, harte Schläge, gehetzte Ermittler. Und was passiert? Richtig: Nix! Tatort: Türkischer Honig (2014) weiterlesen →
Review [ZARTE SPOILER enthalten] Endlich mal wieder etwas brauchbares aus dem Hause Soderbergh. Nachdem er zuletzt mit seiner Schlaftablette CONTAGION weltweit viral Langeweile verbreitete und sich selbst dann auch noch mit dem Totalausfall HAYWIRE toppte, kann sein Pharma-Verschwörungs-Psycho-Thriller SIDE EFFECTS nun endlich wieder besänftigen und zunehmend verblassende Erinnerung an Soderbergh’s frühere Größe vor dem Entschwinden retten.
Zum einen behandelt die Story von Drehbuchautor Scott Z. Burns (der ironischerweise auch schon für besagten CONTAGION verantwortlich war) ein aktuelles und heikles Thema: fatale Nebenwirkungen von Psychopharmaka in Verbindung mit deren rasant wachsendem Konsum. Zum Anderen macht Soderbergh’s diffus-unscharfer, von Farbfiltern dominierter Stil hier nun tatsächlich auch wieder Sinn – es geht um Unklarheit, um Blackouts, um Schlafwandeln, später dann auch um Komplotte und Verschwörungen – alles undefinierte Zustände also, deren emotionale Unklarheit hier durch (die von Soderbergh selbst geführte) Kamera und den (ebenfalls von ihm umgesetzten) Schnitt zusätzlich intensiviert werden.
Worum geht es: Als der Psychologe Jonathan Banks einer hoffnungslosen Patientin, deren Mann gerade aus dem Knast zurück ist, ein neues, von der Industrie als Testmuster in den Markt gedrücktes Medikament verschreibt, beginnt sie zu schlafwandeln. Bliebe es nur dabei, wär der “Side Effect” tolerierbar, doch Emily tut im weggetretenen Zustand etwas schlimmes. Etwas sehr schlimmes. Und das lässt sich schnell zum Medikament zurückführen, also zwangsweise auch zur Verantwortung von Dr. Banks. Ging hier wirklich alles mit rechten Dingen zu? Es folgt eine spannende Aufklärungsjagd, die Schuldfragen klären und Licht ins Dunkel bringen soll.
Positiv sticht hier ganz klar Rooney Mara hervor, die facettenreich und eindringlich die verschiedenen Stadien und Zustände der Emily verkörpert. Auch Jude Law liefert übersolide ab und so wirkt SIDE EFFECTS über weite Teile fesselnd und aus einem Guss. Zumindest, bis die ersten Schatten langsam weichen. Was wie ein großangelegter Komplott aus rechtlicher Unterdrückung und gekonnter Vertuschung der Pharma-Konzerne beginnt, mutiert leider auf den twistreichen letzten Metern in ein geradezu banales Konstrukt aus enttäuschten Liebeleien und konspirativen Rachegeschichten. Nicht der vermutete Rundumschlag gegen die modernen Aktions-Mechanismen einer milliardenschweren, profitorientierten Pharma-Industrie, sondern viel, viel kleiner auf der Skala angesiedelt. Von der Sache her ist das kein Beinbruch, wäre Z. Burns und Steven Soderbergh doch ein etwas weniger platt-verkrampftes Lüften des Vorhangs gelungen und all dies in ein, klüger als nach TATORT-Leier durch-exponiertes Geständnis verpackt worden.
Zum Glück betreffen diese Kritikpunkte nur das letzte Viertel des ohnehin in 100 Min. knackig erzählten Films, massive Abzüge in der B-Note hagelt es dafür aber gewiss – denn Atmosphäre, Inszenierung und Schauspiel hätten für einen richtigen Kracher getaugt.
Wertung 7 von 10 fremdgesteuerten Blackouts
Veröffentlichung SIDE EFFECTS ist bei Universum Film & Wild Bunch Germany als BluRay und DVD erschienen. Die Discs kommen im Wendecover ohne FSK Logo.
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