Titelbild, Trailer & Bildausschnitte © by Capelight Pictures
Fakten
Jahr: 2004
Genre: Drama
Regie: Brad McGann
Drehbuch: Brad McGann
Besetzung: Matthew Macfadyen, Miranda Otto, Emily Barclay, Colin Moy, Jimmy Keen, Jodie Rimmer, Vanessa Riddell
Kamera: Stuart Dryburgh
Musik: Simon Boswell
Schnitt: Chris Plummer
Review
Von strikten (und endgültigen) Genre-Einteilungen halte ich zumeist nichts, da man durch ein bestimmtes Label immer auch eine bestimmte Funktionsweise vorgibt. Action muss krachen, Horror muss schocken, Drama muss bewegen. Aber auch ohne letzteres Label im Hinterkopf zu behalten wird in MY FATHER’S DEN schnell klar, worauf der Film hinaus will: eine bittere, tief-tragische Geschichte erzählen und somit wohl auch den Zuschauer bewegen. Und obwohl objektiv eigentlich alles rund läuft, hat Filemmacher Brad McGann es nicht geschafft den essentiellen Kern seines angestrebten Ziels frei zu legen – und mich damit tiefgehend zu berühren.
Alles dreht sich um die Aufarbeitung familiärer Probleme in der Vergangenheit und die Atmosphäre des Films hat mich am meisten überzeugt, da sich hier eine subtile Vorgehensweise auf die Fahne geschrieben wurde. Starke Aufnahmen aus denen eine einsame Verlorenheit spricht, wechseln mit intimen zurückgezogenen Momenten – der Soundtrack verstärkt das noch. Das Erzähltempo ist der ruhigen Stimmung angemessen gewählt, die Geschichte bekommt den nötigen Entwicklungsraum und die Charaktere können ihre Art nachvollziehbar entfalten – auch schauspielerisch machen die Beteiligten eigentlich alles richtig.
Obiges klingt zwar als Einstieg ganz positiv, stellt jedoch mehr eine Beschreibung der offensichtlichen Punkte dar. Die Kritikpunkte meinerseits liegen eher unter der Oberfläche: Trotz guter Charakterzeichnung entwickelt man einfach zu wenig (nämlich kaum) Bindung zu den Figuren und das ist wohl der maßgebliche Grund weshalb diese von Rückblenden und Stimmungen durchzogenen Geschehnisse mich unerwartet kalt ließen. Wenig hilfreich ist unter diesem Gesichtspunkt die hohe Laufzeit: Zu viel Totzeit zwischen intensiven Momenten lässt den aufkommenden Faden und die Charakterbindung immer wieder abebben. Durch die fragmentarische, nicht-chronologische Erzählweise bekommt man schnell den Eindruck einer komplexen, harten und verschachtelten Geschichte. Völlig entgegen der ursprünglichen Subtilität lenkt McGann die losen Fäden und Fragmente jedoch auf einen finalen, ganz, ganz großen Knall hinaus. Der ist dann gar nicht so laut wie erwartet und wirkt stattdessen ziemlich wirr und überkonstruiert. Ein zu üppiger Matsch aus familiären Verstrickungen und Ungewissheit, zu dem sich dann auch noch psychoanalytische Aufarbeitung von Verdrängung und Schuld gesellen. Etwas zu viel des guten, das hätte es nicht zwingend gebraucht.
Das ist natürlich, wie immer, mein rein subjektiver Eindruck, die vielen wohlgesonnenen Rezensionen sprechen eine andere Sprache. Doch für mich pendelt IN MY FATHER’S DEN zu sehr zwischen Subtilität und Überambitioniertheit, um ein stimmiges Ganzes zu formen und ist so leider trotz der heftigen Thematik nur ein mittelmäßiges “Drama” (da ist die Schublade nun also doch noch geöffnet worden).
[SPOILER ALERT]
Zuletzt noch eine Frage zum Verständnis, an diejenigen die den Film kennen: Als Celia bereits verschwunden war, fährt Paul mit seinem Bruder aus der Stadt heraus, richtet die Waffe auf diesen, erfährt dann aber die ganze Geschichte die er verdrängt hatte und ist total geschockt davon. Die letzte Szene ist demnach also imaginär (Celia kommt zu ihm, er offenbart ihr, was er ja eigentlich noch nicht wissen konnte und sie wandert “in die Freiheit”)?Oder bin ich mit der Chronologie verrutscht?
Wertung
6 von 10 Reisen in die bittere Vergangenheit
Veröffentlichung
ALS DAS MEER VERSCHWAND ist bei Capelight Pictures als BluRay und DVD erschienen. Die Discs kommen im Wendecover ohne FSK Logo.
Weblinks
IMDB
MOVIEPILOT
LETTERBOXD
Streamen: Werstreamt.es
Leihen: LOVEFILM
AMAZON (*) (falls ihr das Widget nicht seht, wird es von eurem Ad-Blocker gekillt):