Trailer © by ’84 Entertainment
Fakten
Jahr: 1996
Genre: Horror
Regie: Kevin Yagher (als Alan Smithee)
Drehbuch: Peter Atkins
Besetzung: Bruce Ramsay, Valentina Vargas, Doug Bradley, Charlotte Chatton, Adam Scott, Kim Myers, Mickey Cottrell, Louis Mustillo, Paul Perri
Kamera: Gerry Lively
Musik: Daniel Licht
Schnitt: Randy Bricker, Rod Dean, Jim Prior
Es istwar wieder so weit: der #horrorctober hat(te) gerufen. Was das ist und was das soll erfahrt ihr auf dieser Info-Seite (die auch alle Links zu meinen Filmbesprechungen im Rahmen des „Events“ enthält). Wer alles mitmacht, kann man auf dieser Info-Seite der CineCouch nachlesen. Ich habe 12 von 13 Filmen im Oktober geschafft, die 13 im November nachgeschoben und reiche nun das letzte Review nach. Film Nummer #13 war desaströs – lasst doch die HELLRAISER-Reihe einfach in Ruhe.
Review
Und weiter geht die Entmystifizierung des HELLRAISER-Mythos. Nachdem wir im zweiten Teil (zu) tiefe Einblicke in die Dimension des Schmerzes bekamen und im dritten die Figur des “Pinhead” durch seine unnötige Origin-Story gnadenlos an die Wand gefahren wurde, muss nun der sagenumwobenen Würfel, Portal in eine andere Welt und Hundepfeife der Cenobites, dran glauben. Wie es sich für jedes gute Horror-Franchise gehört (zumindest, wenn nach zahlreichen unnötigen Fortsetzungen die Ideen ausgehen) startet HELLRAISER: BLOODLINE im Weltall. Warum auch nicht – wo im gleichen Jahr Leprachaun und später sogar Jason ihr Unwesen trieben, dürfen auch Pinhead und seine Armada an Fleischerhaken und Folter-Ketten nicht fehlen.
Ein sichtbar angespannter junger Mann treibt, von einer hoch technisierten Kontrollzentrale aus, seltsame Experimente mit besagtem Würfel. Kurz vor dem vermeintlichen Gelingen, so deutet es zumindest sein Grad der Erregung an, wird die Raumstation in der er sich befindet jedoch von einer schwer bewaffneten Weltraum-Sondereinheit gestürmt. Schon schlecht, wenn man diesem ganzen Dimensionsreise- und Folterkram der letzten drei Filme gerade ein Ende machen wollte und einem selbst dabei, wie so oft, die Bürokratie einen Strich durch die Rechnung macht. Im folgenden Gespräch, welches der noble Herr, nun in Gewahrsam genommen, dazu nutzt der befehlshabenden Offizierin klarzumachen, dass ihr Eingreifen keine gute Idee war, wird über Rückblenden in mehreren Zeitebenen die Entstehungsgeschichte der Box aufgedröselt. Seine Ur-Ahnen sind’s gewesen – shame on them.
Ist das spannend? Nein. Will man das wissen? Viele Zuschauer sind dieser Illusion anscheinend erlegen, immerhin kamen Filmemacher schon bei HELLRAISER II: HELLBOUND auf die Idee, es wäre gut, das Unzeigbare in Bildform zu pressen – dafür ernteten sie unverständlicherweise sogar reichlich Lob. Was man jedoch nicht vergessen darf: Mit Arbeit (und Talent) kann man aus jeder Materie etwas herauskitzeln. Entmystifizierung hin oder her, jedes HELLRAISER-SEQUEL hätte also eine reale Chance gehabt. Das ärgerliche ist also eigentlich nicht, dass dem verhängnisvollen Würfel nun eine Background- bzw. Origin-Story verpasst wird, sondern vielmehr, dass diese in etwa so kreativ durchdacht ist, wie der erstbeste Gedanke, den irgendein weniger erfolgreicher Drehbuchautor aus der dritten Reihe beim wöchentlichen Saufen am Horror-Stammtisch zum Aufwärmen auf eine Serviette gekritzelt hat. Auf Teufel komm raus (haha, get it?) wird ein künstlicher Mythos erschaffen, schade nur, dass all diese Bemühungen falsch und verlogen wirken. Will man hier wirklich ein Universum formen? Nein! Der Stein des Anstoßes, also die Box, ist im Grunde völlig nebensächlich – Existenzgrund des Films ist einzig und allein, dem guten alten Pinhead auf Biegen und Brechen maximale Screentime zu bescheren. Sinn? Substanz? Qualitativ hochwertige Drehbuch-Arbeit? Nichts von alledem ist in diesem Werk zu finden, doch solange Pinhead hochgestochen faselt und ab und an ein Körper zerfetzt wird, scheint es den Machern vollkommen egal zu sein. “Pinhead schwingt bedeutungsschwanger große Reden – The Movie“ wäre vielleicht der treffendere Titel gewesen? Schleppend inszeniert (und da der Regisseur sogar seinen Namen zurück zog wohl nicht ohne Hindernisse), tischt BLOODLINE uns viel halbherzig dahin-geschluderten Unsinn auf, einzig existent um den Fans besagter Figur mehr vom gleichen zu servieren.
Dabei ist es schlicht nicht verständlich, wie die Macher (oder eben die, die ihnen rein redeten) dass viele schaurige, Raum für außerordentliche Kreativität bietende, Potenzial des Materials so sträflich außer Acht lassen. Ja, Pinhead avancierte in kürzester Zeit zum popkulturellen Phänomen, doch HELLRAISER war die Summe aus sämtlichen Figuren, dem Mythos und der beklemmenden Wirkung des geheimnisvollen Unbekannten, welches nun Sequel für Sequel mit beachtlicher Effektivität dekonstruiert wird. Von all diesen Qualitäten ist nichts mehr geblieben, stattdessen gibt es fürchterliche Dialoge, eine holprige Inszenierung und über weite Strecken gähnende Langeweile. Wenn dieser vierte Teil einer Reihe, die spätestens nach dem zweiten hätte eingestellt werden können, eins transportiert, dann höchstens ein Quäntchen Wissen, um das man nie gebeten hätte. Traurig, aber spätestens mit diesem Film ist der Titel HELLRAISER vollkommen in der Bedeutungslosigkeit versunken.
Wertung
2 von 10 an die Wand gefahrenen Filmreihen
Veröffentlichung
HELLRAISER: BLOODLINE ist in Deutschland (wie so viele Horror-Werke) der FSK zum Opfer gefallen und zwar ungeschnitten bei ’84 Entertainment in schönen Mediabook- und Hartbox-Editionen auf BluRay und DVD erschienen – sämtliche Fassungen sind jedoch indiziert. Unter FSK 16 kursieren geschnittene Fassungen.
Weblinks
IMDB
MOVIEPILOT
LETTERBOXD
Streamen: Werstreamt.es
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