Film: Star Wars Episode III – Die Rache der Sith (2005)


Trailer © by 20th Century Fox & Disney


Fakten
Jahr: 2005
Genre: Computerspiel, Ungewollte Komödie
Regie: George Lucas
Drehbuch (falls man es so nennen kann): George Lucas
Besetzung: Hayden Christensen, Natalie Portman, Ewan McGregorChristopher LeeSamuel L. JacksonFrank OzIan McDiarmidTemuera Morrison
Kamera: David Tattersall
Musik: John Williams
Schnitt: Ben Burtt


Review
Gemeinhin wird EPISODE III – REVENGE OF THE SITH als der “beste” Vertreter – was bei den meisten Filmfans, die sich einen kritischen Blick auf die Prequel-Trilogie erlauben, so viel wie “erträglichste” bedeutet – der sinnfreien Lucas’schen Chaos-Orgien angesehen und punktet im Gegensatz zu den Vorgängern angeblich durch dichte Atmosphäre und ein starkes Finale. Ich tanze hier offensichtlich ein wenig aus der Reihe. Der unbändige Drang, alles was mit STAR WARS zu tun hat von Grund auf mögen zu wollen, existiert in mir nicht, ich beurteile ohne Nostalgie-Bonus was ich auf dem Schirm sehe und im Resultat empfinde ich EPISODE III leider als die Definition eines vollkommenen, in epischem Ausmaß gescheiterten filmischen Desasters.

Die Handlung macht von vorn bis hinten unter keinem nur erdenklichen Gesichtspunkt Sinn. Nie. Würde man die Szenen trennen und in beliebiger Reihenfolge wieder zusammen setzen, würde das Gezeigte nicht mehr oder weniger aufeinander aufbauen, als EPISODE III es in der “korrekten” Fassung tut. Verschwörung, Rat, Klonkriege, Beschützen, grotesker Dialog, Doppelagent, Sinneswandel, Obi-Wan fliegt von A nach B, Mace Windu kloppt sich hier ein wenig und dann ist Lava. Wer hier was will und warum genau, ist in einem Maße ausgewürfelt, dass die Kinnlade runter klappt. Der Plot, sofern man diese Anhäufung von Aktionen tatsächlich so nennen will, gestaltet sich wirr bis zum Anschlag und nie handeln Figuren auch nur aus den simpelsten Gründen. Motivation bedeutet hier: “wir müssen am Ende bei Darth Vader landen”. Mehr liefert Lucas nicht. 

Dabei hätte die Prequel-Trilogie es doch eigentlich, dank fanatischer Fans, gar nicht so schwer gehabt – einen jungen, aufbrausenden Anakin mehrfach vor eine schwere Entscheidung stellen, ein paar charismatische Bösewichte mit den richtigen Verlockungen vor seiner Nase wedeln lassen, die ihm nahestehenden Jedis im entscheidenden Moment die falschen Entscheidungen treffen lassen und niemand aus der verzeihenden STAR WARS-Community hätte sich über die Origin von Darth Vader beschwert.

So weit die Theorie. Die Praxis sieht anders aus.

George Lucas scheint in seinem Greenscreen-Größenwahn bei der Erschaffung dieses Trilogie-Finales endgültig vergessen zu haben, dass Menschen (oder Jedis, oder Siths, oder jedes andere denkende Wesen) Dinge in der Regel nicht ohne Grund tun. An sich ein simples Ding – Ursache und Wirkung. Hat man dieses System verstanden, sollte schnell klar werden, dass es in puncto Motivation gewisse Abstufungen gibt. Beispiel: Ich gehe zum Supermarkt und kaufe etwas zu essen? Ausreichender Grund: Ich hatte Hunger. No big deal. Anderes Beispiel: Ich töte jeden Menschen, der mir in den letzten 10 Jahren heilig war, plus alle Kinder, die diesen Leuten nahe standen und auf dem Weg dahin alles und jeden, der mir über den Weg läuft? NICHT ausreichender Grund: Ich hatte gerade schlechte Laune, weil ich noch etwas warten muss, bis ich zum Jedi-Meister aufsteige und ein beliebiger Kanzler, den ich seit ein paar Monaten (als Job!) schützen soll, befielt mir diesen Genozid. Wer würde da nicht wild los slashen?

Für George Lucas scheint Anakin’s grundlegende, für das STAR WARS-Universum essentielle Entscheidung, ob er bei den Jedis bleiben, oder sich der dunklen Seite der Macht anschließen soll, in ihrer Tragweite etwa so weit zu reichen, wie die Unschlüssigkeit, ob man Broccoli, oder doch eher Blumenkohl zum Schnitzel essen möchte. Zwar passierte bereits in der gesamten Prequel-Trilogie meist nur irgendetwas, in Lucas’ Sicht anscheinend audiovisuell beeindruckendes – die Filme sind inkonsistente Aneinanderreihungen von isolierten Szenen, in denen es zwar schön bunt zu geht, die aber weder aufeinander aufbauen, noch den gleichen Regeln gehorchen, noch Aussagen über das Innere ihrer Figuren treffen – doch was hier vor sich geht entzieht sich jeder Beschreibung. Denn nicht nur ist es schlimm genug, dass im Abschluss nicht wirklich klar wird, warum Anakin zu den Sith wechselt, sondern vermittelt Lucas uns von vornherein (und über die gesamte Laufzeit) niemals ein Gefühl dafür (und somit verständliche Gründe), warum er ÜBERHAUPT darüber nachdenken sollte. Weil der Imperator Charisma hat? Ähm, ja, das wird es wohl sein.

Also: Wieso diese elementare Sinnkrise? Wieso diese heftige Gewalt? Wieso? Die Antworten bleiben im Dunst der Unkenntnis versteckt, denn Lucas’ einziges Mittel uns handlungsrelevantes zu vermitteln – am laufenden Band die Figuren das Offensichtliche aussprechen zu lassen – bewerkstellig noch nicht mal, die Gründe für die Geschehnisse auf der Primärebene (z. B. warum ständig Person X an Ort Y muss) zu transportieren. Figuren reden und reden (sofern sie gerade nicht als Computer-Inkarnation Lichtschwerter schwingen), aber transportiert wird nichts.

Doch nicht nur, dass diese Dialoge (und die reichhaltig platzierten Oneliner) einen absoluten Tiefpunkt erreicht haben und wirklich jeder Satz im schlimmsten Sinne denk- und zitierwürdig ist (“So love has blinded you?” vs “I have the high ground” vs “random EPISODE II quote”), vor allem sind Handlung und Figuren so weit zu einem sinnentleerten Vehikel für CGI-Action verkommen, dass man den Geschehnissen beim geringsten Anflug von kritischer Reflektion nur noch Unverständnis entgegen schleudern kann. Wie gesagt, Anakin wirft ALLES, wofür er JEMALS einstand von einem Moment auf den anderen über Bord – weil es ihm befohlen wird. Moment… Was bitte? Oder war der Grund doch eher, dass er davon TRÄUMT Padmé zu verlieren (wir erinnern uns, das war die, die er in EPISODE II durchweg nur abfällig aufs Korn nahm)? Es macht einfach keinen Sinn.

Und dann gehen gestandene Jedis wie Fallobst zu Boden (nachdem sie unverletzt seit Jahren in Klonkriegen gegen ganze Armeen kämpfen) wenn das Drehbuch es braucht, obwohl sie zwei Szenen zuvor Killer-Kampfmaschinen, die 4 Lichtschwerter gleichzeitig benutzen, besiegen konnten. Und dann verfällt Padmé dem ollen Anakin endgültig, weil er nun nicht nur ganze Wüstenstämme ausgerottet hat, sondern auch eine ganze Jedi-Akademie an Kindern – und wir wissen ja, dass Völkermord die kleine Padmé heftig anturnt. Und dann hüpfen Yoda-Flummis und CGI-Anakins wie die Gravitations-befreiten Teleporter-Männchen durch die Gegend, ohne dass irgendeine Einstellung auch nur noch den Hauch von etwas realem (meint: greifbarem) vermittelt.

Die gesamte Inszenierung ist Opfer von CGI-Gigantismus der allerschlimmsten Sorte – entweder Menschen wirken wie in ein Computerspiel gesetzt, oder Computerspielfiguren in einen Realfilm verpflanzt – letzteres eher selten, weil eigentlich immer alles CGI ist. Nicht ein einziger Shot fließt, fügt sich organisch zusammen und wirkt wie aus einem Guss. Lucas’ Ansatz, einzig durch Schauwerte zu beeindrucken versandet, weil CGI zu dieser Zeit noch Dekaden davon entfernt war, Umgebungen, etc. in dieser enormen Dichte wirklich glaubhaft zu rendern – außerdem sollte doch jedem klar sein, dass lediglich MEHR Lichtschwerter nicht zwingend auch MEHR Awesomeness bringen. Auch nicht MEHR Raumschiffe in den bis zur totalen Sättigung vollgestopften Bildern der eröffnenden Raumschlacht. Viel heißt nicht gut. Dazu kommen noch Wookies mit Tarzan-Schreien, ein Computer-Villain mit beknacktem Akzent und Reitechsen deren Bewegungen wohl einen der schlimmsten Physik-Engine-Fails der Blockbuster-Geschichte verkörpern – die Liste an schrecklichen Momenten ließe sich endlos aufreihen.

Untermalt wird dieses Sammelsurium aus dauerhafter Leere und erzählerischem Unsinn von einem überdramatischen Dauer-Scoring, welches durchweg eine tief tragische Schwere und Bedeutsamkeit vermitteln soll, die jedoch zu keinem Moment eine adäquate Entsprechung in Szenen oder Bildern findet. Der zugrundeliegende Trugschluss geht davon aus, dass EPISODE III automatisch schwer und bedeutsam ist, sehen wir doch schließlich wie Anakin Skywalker zu Darth Vader wird. Falsch. Auch ein STAR WARS Film muss sich eine derartige Gravitas verdienen und das gelingt EPISODE III (leider!) zu keiner Sekunde. Wenn es mal nicht allzu schmerzhaft zugeht, wirkt der Zirkus eher ungewollt komisch und ziemlich grotesk. Unfassbar was dabei heraus kommt, wenn einst geniale Filmemacher, die über die Jahre vollkommen die Bodenhaftung verloren haben, mit kompletter kreativer Freiheit Projekte umsetzen.

Dieser Film ist so durch und durch kaputt, da bleibt nur ein Fazit: NOOOOOOOOO!


Wertung
1 von 10 vollkommen desaströsen Drehbüchern


Veröffentlichung
STAR WARS EPISODE III – DIE RACHE DER SITH ist bei 20th Century Fox als BluRay und DVD erschienen.


Weblinks
IMDB
MOVIEPILOT
LETTERBOXD
Streamen: Werstreamt.es
Leihen: LOVEFILM
Amazon (*) (falls ihr das Amazon-Widget nicht seht, wird es von eurem Ad-Blocker gekillt):

6 Gedanken zu „Film: Star Wars Episode III – Die Rache der Sith (2005)“

  1. Das ist der einzige Teil, den ich bisher nur einmal, eben damals im Kino, gesehen habe. Ich fand ihn ziemlich toll und war mitgerissen von der Handlung. Ist inzwischen aber auch schon wieder 10 Jahre her und eine Wiederholungssichtung steht noch an. Also von der gesamten alten Trilogie, die ich durchaus wohlwollend in Erinnerung habe. Bin gespannt, ob ich deine Kritikpunkte (habe z.B. auch die Second Unit dazu gehört) dann besser nachvollziehen kann…

    1. Hab vor dem verfassen dieses Rants noch mal geschaut, was ich eigentlich zu EPISODE II geschrieben hatte und da stand ein ähnlicher Kommentar von dir drunter. Rewatch steht also noch aus – traust du dich etwa nicht

  2. Also den dritten empfand ich, verglichen mit I und II, doch noch recht anschaubar. Wobei deine Kritikpunkte auch für jemanden, der den Film als “okay” bezeichnet, allesamt nachvollziehbar sind, und auch deine Genrebezeichnung triffts eigentlich ganz gut

    1. Für mich nehmen die kontinuierlich ab. Ich denke mein Hauptproblem ist hier, dass die Handlungen nicht motiviert sind, aber immer drastischer werden. Innerhalb von 10 Minuten im Film wird Anakin vom schützenden, größtenteils moralisch denkenden Menschen ZUM MASSENMÖRDER Das ist so ein unglaubliches WTF! Und weil es von I zu III immer mehr CGI wird, finde ich es immer mehr doof!

    1. Dann bin ich gespannt, was du an SW E. III verteidigen möchtest? “Geile Action? Oder doch eher “Ist doch STAR WARS, da darf man das nicht so eng sehen”?

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