Trailer & © by Universal Pictures Germany
Fakten
Jahr: 2012
Genre: Thriller, Action
Regie: Oliver Stone
Drehbuch: Shane Salerno, Don Winslow, Oliver Stone
Besetzung: Aaron Taylor-Johnson, Taylor Kitsch, Blake Lively, Benicio Del Toro, John Travolta, Salma Hayek, Emile Hirsch
Kamera: Daniel Mindel
Musik: Adam Peters
Schnitt: Joe Hutshing, Stuart Levy, Alex Marquez
Review
So richtig schlecht ist SAVAGES nicht, von einem guten und stimmigen Film jedoch meilenweit entfernt. Solide Umsetzung von altbekanntem geht anders und neues fügt er dem Genre (bzw. den Genres aus denen er ein Mashup darstellt) schon mal gar nicht zu – Lockere Gras-Ticker, die bloß ihr (zu 99%) schönes Leben leben möchten, fiese und ultra-brutale Cartel-Gangster, die sich über Leichen in den Markt drängen, usw. – die alte Leier aus dem Drug-Game. Das alles angesiedelt um zwei Buddys, die völlig verschieden sind, sich nur anmotzen, aber ihr Leben lang zusammen durch dick und dünn gehen – wieder die alte Leier.
Zwar wirkt die Figuren-Konstellation auf Anhieb nicht ganz 08/15 (weiblicher Cartel-Boss und ein Ticker-Duo, ungleich zusammengesetzt aus einem Greenpeace/heile Welt/Neo-Hippie-Pazifisten und einem ultraharten, gefühlslosen Veteranen-Killer), an der Umsetzung krankt es aber doch enorm. Die zwei Buddys sind ein einziges Klischee und weichen in keiner ihrer überschaubaren Eigenschaften auch nur einen Zentimeter vom für sie abgesteckten Raster ab. Auch auf Seite der Gangster wird meterdick aufgetragen, um auch keinen Zweifel aufkommen zu lassen, dass die fiesen Burschen nichts anderes als das personifizierte Böse, der Alptraum eines jeden Bürgers, sind.
Seien es fröhlich belustigte Cabrons, die lauthals lachend der Verbrennung eines Verräters beiwohnen, der über-finstere Voll-Psychopath Lado – dessen Figur sich leider aufgrund immer gleichbleibender Verhaltensweisen, die wirklich ausschließlich auf die Anhäufung von brutalen Bosheiten beschränkt sind, sehr schnell abnutzt und beginnt ihre Wucht zu verlieren, oder was auch immer. Nichts passt so richtig, was sehr schade ist, denn Benicio del Toro spielt wirklich großartig – leider lässt seine Figur eben diese Größe nicht zu und auch Salma Hayek haucht der “Patin” Elena das maximale Maß an möglichem Leben ein. Das streckenweise grenz-debile Drehbuch lässt beide immer wieder zu Anhäufungen an Fremdscham verkommen, da können die Darsteller geben was möglich ist, es verpufft, funktioniert nicht. Eindeutig völlig verschenkt ist John Travolta (der ja kann, wenn er denn darf bzw. will): Sprüche am Fließband, oberschlaues Grinsen und der oft gesehene Master-Obercool reichen lang nicht hin – im Resultat nimmt man ihm weder Angst, noch Respekt in den brenzligen Situationen ab. Und die zwei (oder von mir aus drei) Hauptfiguren? Taylor Kitsch bringt seine Zerissenheit wirklich gut rüber. Über den Rest reden wir nicht, die sind mit “Wargasms” beschäftigt.
Inszenatorisch ist SAVAGES ziemlich unbalanciert und zeitweise so plump, dass der geneigte Zuschauer in Unverständnis schwimmt: Das soll ein gestandener Hollywood Regisseur verzapft haben? Da muss, anstatt das ganze in Bildern zu zeigen, die für sich sprechen, tatsächlich erst einmal eine Uschi (zu der man nach 10 Sekunden natürlich noch gar keinen Bezug hat) mindestens 15 Minuten aus dem Off erklären worum es eigentlich geht? Das ist uninspiriert, lahm und (m.M.n.) auch völlig anfängerhaft (ähnliche Ideenlosigkeit bezüglich der Einführung durfte ich vor kurzem auch bei DARK SHADOWS “bewundern” – was ist denn nur mit den Altmeistern los?). Nach diesen 15 Minuten war ich mir sicher der Film wird nach der Sichtung den Totenkopf nicht nur in Form mexikanischer Masken tragen, denn zum überflüssigen Off-Gesabbel (vor dem man bereits eine ganz, ganz, Gänkhztah-mäßig fiese Hinrichtung erleben durfte) gesellten sich direkt die drei Klischee-Figuren, der Drogen-Plot wird eingefädelt und das alles wirkte einfach nur platt und dümmlich!
Im weiteren Verlauf fängt sich SAVAGES einigermaßen, ist aber nie wirklich spannend, nie so böse wie er (auch durch seine explizite, aber höchst unnötige Gewaltdarstellung) sein will und kann mit seiner ultra-durchgestylten Optik auch nicht viel raus reißen. Immer wieder werden ganze Passagen im großen Stil aufgebauscht und verlaufen (anstatt irgendeine Wirkung zu entfalten) im völligen Nichts (Beispiel: O ist. in der Mall, die Cartel-Thugs beschatten sie, die Musik wird immer dramatischer, das Szenario vermeintlich bedrückender. Und was passiert? Im Endeffekt bezahlt sie ihre Klamotten und fährt mit ihrem MINI-Cooper (S natürlich, sie hat ja Kohle) nach Hause. Ohne dass überhaupt ein Gefühl der Beklemmung entstand. Hä? Thrill ist was anderes! Dinge dieser Art passieren ständig und zwischen den relevanten Szenen sitzt zudem noch eine Menge Füllmaterial – Resultat: immer wieder trübe Passagen, die sich mächtig hinziehen – welches wohl dem Zweck der Charakter- bzw. Story-Zeichnung dienen soll. Gezeichnet wird aber nur bis auf das Niveau von Strichmännchen.
Nur gemeckert und all dies klingt ganz schön desaströs, so schlimm ist es dann doch nicht, denn SAVAGES schafft es zwischenzeitlich immer wieder in seiner (eindeutig zu üppig bemessenen) Laufzeit (knapp) an der Grenze zum Ärgernis vorbei zu rasseln. Wenige stimmige Momente (z.B. die Gespräche von Elena und O. oder der Überfall auf den Auto-Korso) ziehen den Karren gerade noch so aus dem Dreck. Allerdings fällt mir auf die Frage, ob der Film mir denn irgendetwas gegeben hat, sehr schnell und glasklar eine Kurze Antwort ein: NEIN! Dafür ist dieses Machwerk zu uninteressant und künstlich in die Länge gezogen.
Wertung
4 von 10 ultrabrutalen Enthauptungen
Veröffentlichung
SAVAGES ist bei Universal Pictures Germany als BluRay und DVD erschienen.
Weblinks
IMDB
MOVIEPILOT
LETTERBOXD
Streamen: Werstreamt.es
Leihen: LOVEFILM
AMAZON (*) (falls ihr das Widget nicht seht, wird es von eurem Ad-Blocker gekillt):
Fand den auch nicht so dolle .. völlig überschätzt.
Ich glaube, dass ich den heute sogar noch mehr abstrafen würde (das Review ist ja fast 3 Jahre alt)!