Titelbild, Trailer & Bildausschnitte © by Alamode Film
Fakten
Jahr: 2010
Genre: Romanze, Tragikkomödie
Regie: Philip Seymour Hoffman
Drehbuch: Robert Glaudini
Besetzung: Philip Seymour Hoffman, Amy Ryan, John Ortiz, Richard Petrocelli, Tom McCarthy, Daphne Rubin-Vega
Kamera: W. Mott Hupfel III
Musik: Grizzly Bear
Schnitt: Brian A. Kates
Review
Der Abspann ist jetzt erst zwei Minuten zu Ende und ich habe das dringende Gefühl etwas in die Welt zu schreien: Das hier – JACK GOES BOATING – ist wohl der wunderbarste romantisch-tragisch-schöne Film, den ich bis jetzt sehen durfte. Ich bin absolut hin & weg! Wie schön kann ein Liebesfilm sein, wenn er die richtigen Töne wählt und die falschen vermeidet? Wie viel kann eine kleine Geschichte über tiefe und echte Freundschaft geben, ohne überhaupt viel sagen zu müssen? Wie feinfühlig und filigran kann sich die Inszenierung der Gefühlswelt einer Figur gestalten? Genial.
Das Philip Seymour-Hoffman vor der Kamera ein wahres Genie ist, ist absolut unumstritten – ich gehe so weit ihn als den (für mich) aktuell größten amerikanischen Charakterdarsteller zu bezeichnen – und dieser Film (während dessen Sichtung ich gar nicht wusste, dass er eben auch VON Hoffman ist) zeigt mir direkt und ohne Zweifel, dass er in punkto Regie in eine ähnlich starke Richtung tendiert.
Nicht dass die Geschichte um vier, allesamt leicht verschrobene und aus der Wirklichkeit entrückte Menschen (die durchweg schauspielerisch wirklich charmant und überzeugend gespielt sind) nur als Geschichte (also auf Drehbuch-Ebene) funktionieren würde – auch rein inszenatorisch, durch die Wahl der Perspektiven, die unsagbar starke Musikwahl (der großartigen Band Grizzly Bear), den gekonnten Schnitt, die “Visualizations” von Jack und die damit einhergehenden Blenden, findet Hoffman genau den richtigen Weg. Durchweg haben diese 90 Minuten etwas in mir auslösen können: ein leichtes Schmunzeln, weil Jack’s weltfremde Art, seine lähmende Hilflosigkeit oft etwas nahezu niedliches an sich hat, sowie tiefes Mitgefühl, immer dann wenn die Dinge sich überschlagen, oder ein warmes, angenehmes Schwelgen im Positiven, weil JACK GOES BOATING unheimlich lebensbejaend wirkt. Weil er auf angenehmste Art zeigt was zwischen Menschen am wichtigsten ist – kein Kitsch, kein Riesendrama, keine kullernden Tränen, theatralischen Schreie und schmachtenden Blicke – nein, einfach echte Nähe und Emotion und somit das schönste was zwischen zwei Menschen bestehen kann, in visuelle Reinform gebracht.
Wenn ein Film es schafft einen wahnsinnig schönen Moment zu erzeugen, obwohl man lediglich Zeuge wird, wie ein Freund einem anderen Freund das Schwimmen beibringt, dann macht er einiges richtig. Die Unaufgeregtheit mit der Hoffman diese kleine Geschichte erzählt, führt dazu dass Kleinigkeiten zu den wahren Highlights werden – der Fokus wandert auf alltägliches, was vielleicht banal scheint, doch im Kern mehr Wert ist, als jedes aufgeblasene (und dennoch hohle) Konstrukt der typischen Hollywood-Romanzen.
In 2010 gab es JACK GOES BOATING.
In 2011 dann PERFECT SENSE.
In 2012 THE PERKS OF BEING A WALLFLOWER.
Es scheint mit dem romantischen Film tatsächlich bergauf zu gehen, weil in den kleinen Werken eine Rückbesinnung auf das ehrliche Gefühl geschieht, ohne dabei zu sehr ins karge, zu reale zu driften – da besteht Hoffnung auf weitere unverkitschte Emotionen im Kino der 10er Jahre. Sehr schön.
Wertung
9 von 10 entspannten Bootsfahrten zum kennenlernen
Veröffentlichung
JACK IN LOVE ist bei Alamode Film als BluRay und DVD erschienen. Im Bonusmaterial befinden sich: Interviews, Trailer.
Weblinks
IMDB
MOVIEPILOT
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Streamen: Werstreamt.es
Leihen: LOVEFILM
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