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Fakten
Jahr: 2011
Genre: Gesellschaftskritik, Amoklauf
Regie: Bobcat Goldthwait
Drehbuch: Bobcat Goldthwait
Besetzung: Joel Murray, Tara Lynne Barr, Mackenzie Brooke Smith, Melinda Page Hamilton, Rich McDonald, Maddie Hasson
Kamera: Bradley Stonesifer
Musik: Matt Kollar
Schnitt: David Hopper, Jason Stewart
Review
Im Kern von GOD BLESS AMERICA steckt ganz, ganz viel wahres – über die Gesellschaft und ihre schleichende Verrohung, über den Verfall von Moral, von zwischenmenschlicher Toleranz, von essentiellen Werten. Auch über die tägliche Flut an vollkommener Idiotie die uns umgibt, etc., etc.
Dass einige Uhren im modernen Alltag mittlerweile leider so krank, wie hier angeprangert ticken, ist jedoch alles andere als ein Geheimnis, da medial besonders diese Schattenseiten des Daseins mit hoher Präferenz ausgeschlachtet werden. Ich bin mir sicher, dass jeder halbwegs reflektierte Mensch (ich gehe so weit und zähle mich auch zu dieser Gattung) sich dieses Faktums bewusst ist. Ob masochistischer Seelen-Striptease und öffentliche Anprangerung in Casting-Shows oder Dschungel-Schrott, der tägliche Bullshit den die BILD-Zeitung uns als Journalismus verkaufen will, oder die Glorifizierung von C-Celebrity-Knallchargen zu Halbgöttern – das alles ist verachtenswert trivialer Mist und kann einem entweder richtig auf den Senkel gehen, oder einfach nicht zur Kenntnis genommen, oder vor Freude sprudelnd bejubelt werden – wie man damit umgeht ist egal, bewusst ist es jedem.
Nun zum Problem dieses Films. So wahr dessen Kern definitiv ist, so unbeholfen, plump und nah an der Verbitterung ist leider die Darreichung der Kritik an diesen Zuständen – sofern man, was Bobcat Goldthwait hier abliefert überhaupt als Kritik bezeichnen kann, denn Kritik beinhaltet eigentlich Reflektion – etwas was hier in keinem erkennbaren Maße stattgefunden hat. Stattdessen wird im großen Stil Frust abgelassen und dabei in einem grob undifferenzierten Rundumschlag auf ALLES, was nicht mehr wie vor 40 Jahren in den “good old days” ist eingedroschen, bis das Blut in Fontänen spritzt. Hier glänzt nicht intelligente Satire, hier lässt lediglich eine traurig verbitterte Person – ob der Protagonist oder Autor/Regisseur der ihn erdachte, das kommt aufs selbe hinaus -ganz gehörig Dampf ab und missbraucht dabei alles und jeden als Aufhänger zum Sturm gegen jegliche Charakteristika der Neuzeit. Fatal dabei: Der Film verkauft uns Symptome eines Problems als Ursache. Der Konsument als Schuldner, die Macher bleiben bis kurz vor Schluss nur Nebensache.
Aber kann man Stumpfsinn mit Stumpfsinn bekämpfen?
Ich glaube nicht. Und da GOD BLESS AMERICA den selben Stumpfsinn, wie die von ihm gegeißelten Formate bietet, ohne nur einen Moment intelligent oder gewitzt mit ihm zu spielen, finde ich das Werk in logischer Konsequenz genau so uninteressant wie die Dschungel-Deppen und Co.
Abgesehen vom fragwürdig abzielenden Inhalt, hat der Streifen auch noch rein inszenatorisch kolossale Probleme: Eine ungeschriebene Grundregel des Drehbuchschreibens und Filmemachens, sollte doch sein uns zu ZEIGEN was rüberkommen soll und es uns nicht bloß dauerhaft zu erzählen. Diese “Regel” missachtet Goldthwait hier mehrfach, eigentlich dauerhaft sträflich. Wir sehen z.B. unsere Hauptfigur minutenlang ihrem Kollegen erzählen, warum denn alle so böse sind und warum doch die ganze Gesellschaft nur noch bergab geht, aber DAS WEIß ICH SCHON! Und wüsste ich es nicht, hätte die Vorabends-TV-Tortur des werten Herren es mir klar und deutlich gezeigt und er es gewiss nicht nochmal artikulieren müssen.
GOD BLESS AMERICA wäre gern knallharte Gesellschafts-Satire, ein zynisch-kontroverses Kind seiner Zeit und psychologischer Erklärungsansatz zugleich. Im Endeffekt ist es nichts davon – nicht messerscharf, nicht schwarzhumorig, nicht an die Basis gehend und dadurch über weite Strecken unlustig, primitiv und verdammt irrelevant.
Wertung
4 von 10 plumpen Wutausbrüchen
Veröffentlichung
GOD BLESS AMERICA ist bei EuroVideo Medien GmbH im Rahmen der Reihe Kino Kontrovers als BluRay und DVD erschienen. Im Bonusmaterial befinden sich: Interviews mit Bobcat Goldthwait, Joel Murray und Tara Lynne Barr, Hinter den Kulissen, Audiokommentar mit Bobcat Goldthwait, Joel Murray und Tara Lynne Barr, Entfernte/Erweiterte Szenen, Outtakes, HDNet: Ein Blick auf God Bless America, Musikvideo Roxy and Frank, Deutscher Kinotrailer, Booklet mit Essay zum Film. Die Discs kommen im Wendecover ohne FSK Logo.
Weblinks
IMDB
MOVIEPILOT
LETTERBOXD
Streamen: Werstreamt.es
Leihen: LOVEFILM
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