Film: Der Hypnotiseur – Hypnotisören (2012)


Trailer © by Prokino


Fakten
Jahr: 2012
Genre: Schwedenkrimi, Psychothriller
Regie: Lasse Hallström
Drehbuch: Paolo Vacirca
Besetzung: Tobias Zilliacus, Mikael Persbrandt, Lena Olin, Helena Af Sandeberg
Kamera: Mattias Montero
Musik: Oscar Fogelström
Schnitt: Sebastian Amundsen, Thomas Täng


Review
So sieht das also aus, wenn Wohlfühl-Romantik-Drama-Märchenkitsch-Whatever-Spezialist Lasse Halström einen waschechten Schweden-Krimi auf die Leinwand (oder doch nur die nordischen Fernsehschirme?) bringt. Aus lichtdurchflutet und verträumt, wird düster und gefühlskalt, die Suche nach Liebe ersetzt er durch die Suche nach einem bestialischen Mörder. Und gescheiterte Beziehungen gibt es auch noch.

Thriller gehen immer, Lasse Hallström auch, da war es nur eine Frage der Zeit, bis ich mir HYPNOTISÖREN anschauen würde – dass die BluRay weniger als ein Jahr nach Release bereits für 3-4 Euro zu haben war, stimmte mich zwar als Käufer glücklich, impfte aber direkt etwas Skepsis ins Köpfchen: “Hat die TATORT-Nation schlichtweg kein Interesse an sowas, weil jeden Sonntag Abend die eigenen TV-Krimis über den Screen flimmern, oder sagt der Preis gar etwas über die (in dem Fall mangelnde) Qualität aus?”. Da ich schon öfter fantastische Filme auf BD für 3-4 Euro geschossen hatte, habe ich mir da nicht weiter Gedanken darum gemacht. Erst gucken, dann urteilen. Als vorgezogenes Fazit nach der Sichtung kann ich nun sagen, dass HYPNOTISÖREN ganz sicher kein Film ist, den man partout meiden sollte, ein großer Wurf sieht aber anders aus.

Inszenatorisch ist die kleine Geschichte um einen geheimnisvollen Mörder, dessen Identität nur der schweigende, traumatisierte Sohn der abgeschlachteten Familie aufdecken könnte, stark umgesetzt. Hallström findet sich auf der finsteren Seite des Gefühlsspektrums gut zurecht, setzt spärliche Beleuchtung, die Nacht als Dauer-Kulisse und reichlich Kunstblut effektiv ein, um eine bedrohlich-mysteriöse Grundstimmung zu erzeugen. Das fesselt und sorgt für Spannung, der Puls gehte einige Male hoch und die szenische Taktung ist durch gekonnten Schnitt im Fluss. Auch die angerissene Psychologie des titelgebenden Hypnotisörs bekommt audiovisuell eine fühlbare Entsprechung (auch wenn sich HYPNOTISÖREN nicht recht entscheiden kann, wer nun eigentlich Protagonist ist), sein Konflikt findet sich in der dunkelgrauen Tristesse der Bilder wieder, das vereiste Stockholm steuert seinen Teil bei. So weit alles gelungen.

Aber Krimis sind ein Genre, bei dem der Inhalt nicht unwesentlich zur Gesamtqualität beiträgt. Fragen wie “macht das Sinn?”, “geht das auf?” und in letzter Instanz einfach “kaufe ich das?” sind ständige Begleiter. Düstere Stimmung, brachiale Gewalt, etc. müssen einen verständlichen Ursprung finden, Selbstzweck bringt nichts. Und auf dieser Seite stimmt in HYPNOTISÖREN leider wenig. So lange die Figuren noch blind vor sich hin stolpern, die Lösung entfernt im Dunst verborgen liegt, ist alles in Ordnung, je mehr sich jedoch Hinweise, Ahnungen und Indizien zu etwas handfestem verdichten, umso haarsträubender wird es – den Gipfel bildet ein hochgradig hahnebüchenes pseudo Hollywood-Actioner-Finale, das sowohl im Plot, wie auch der hypnotisch-gelungenen Grundstimmung nur als fatal deplatzierter Fremdkörper empfunden werden kann.

Kein gutes Skript! Figuren tauchen auf, verschwinden wieder und sind abseits des Falls mit den Protagonisten in privaten Angelegenheiten vernetzt, haben aber keinerlei Funktion, geschweige denn Einfluss auf deren Charakter- oder die generelle Plotentwicklung. Ständig passieren Dinge ohne Nutzen und verebben im Sande – besonders da der Film für zwei Stunden eine recht simple, geradlinige Handlung bietet, hätte in Skript oder Schneideraum gut der Rotstift angesetzt werden können, um ein wenig zu straffen. Außerdem wäre die unnütz vergeudete Zeit anderweitig gut angelegt gewesen, denn die angerissenen psychologischen Dillemata der Beteiligten bewegen sich in Regionen von flach bis nicht nachvollziehbar und hätten weit mehr Tiefe vertragen können. Alles überflüssiges Beiwerk, dass die Stringenz der Krimi-Erzählung unangenehm aufweicht – das wäre verkraftbar, sofern das Skript die finale Aufklärung des Falls punktgenau an den Mann brächte. Fehlanzeige – der große Twist wird so schlecht vorbereitet, dass statt des großen Aha-Effektes nur ein noch größeres Fragezeichen aufpoppt, sobald enthüllt wird wer hier mit wem eigentlich was genau wollte.

Eine Auflösung ohne Fundament, auf wackligen Beinen, geradezu stümperhaft etabliert. Ob die Roman-Vorlage ähnlich dünn geschrieben ist, oder bei der Adaption ein falscher Fokus gesetzt wurde, mag ich nicht zu beurteilen, Fakt ist, dass das vorliegende Geflecht aus Rache, Kummer und Wahn hinten und vorne nicht passt. Schade, denn inszenatorisch hat Hallström gezeigt, dass ihm auch finstere Stoffe lägen – beim nächsten Mal also etwas stimmigeres Material, dann kann das was werden.


Wertung
5 von 10 losen Plot-Enden ohne Sinn


Weblinks
IMDB
MOVIEPILOT
LETTERBOXD
Streamen: Werstreamt.es
Leihen: LOVEFILM
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