Horrorctober 2014, Film #2: The Exorcist (1973)


Trailer © by Warner Home Video


Es ist #horrorctober!
Was das ist und wer da mit macht, könnt ihr auf dieser Sammelseite der Cinecouch nachlesen. Wer meinen textuellen Ergüssen zum dunkelsten aller Genres regelmäßig beiwohnen will, kann natürlich diesen Blog hier, aber auch gern meiner Letterboxd-Liste, oder mir auf Twitter folgen. Nun zum Film…


Fakten
Jahr: 1973
Genre: Horror
Regie: William Friedkin
Drehbuch: William Peter Blatty
Besetzung: Ellen Burstyn, Max von Sydow, Linda Blair, Lee J. Cobb, Kitty Winn, Jack MacGowran, Jason Miller, William O’Malley
Kamera: Owen Roizman
Musik: Krzysztof Penderecki
Schnitt: Norman Gay, Evan A. Lottman


Review
Und alle so “Yeah” und ich so “Nee, lass mal!”

Wenn von allen Seiten “Klassiker”, “Meisterwerk”, etc. gebrüllt wird, ist es grundsätzlich schwer, neutral an einen Film ran zu gehen. Außerdem war ich fest davon überzeugt THE EXORCIST früher mal gesehen (und gemocht) zu haben und wollte mir gestern Abend nur kurz einen kleinen Grusel-Trip bei William Friedkin abholen, um dann in die kollektiven Lobeshymnen einzustimmen. Kurz: sollte eine sichere Bank werden. Erste Verwunderung bescherte mir bei der Auswahl auf Watchever schon die Laufzeit von über zwei Stunden. Wieso denn so lang? Horrorfilmchen sind meist völlig zu recht (sehr) kurz. Da dachte ich aber noch, der Film hätte dafür sicher seine Gründe.

Jetzt weiß ich jedoch, dass mindestens 30 dieser 120 Minuten jeglicher Daseinsberechtigung entbehren. Der Film beinhaltet bergeweise szenischen Ballast und man könnte ihn problemlos auf 90, wahrscheinlich sogar 80 Minuten herunter schneiden. Es beginnt zunächst noch ziemlich intensiv – Max von Sydow befindet sich auf Ausgrabungen im Nordirak und fördert eine seltsame kleine Teufels-Statue zu Tage, etwas an ihr ist bedrückend, es ist aber schwer zu sagen was. Im weiteren Verlauf seines Aufenthaltes wirkt alles ein wenig von der Realität entrückt – die tollen Aufnahmen in Verbindung mit dem markerschütternden, atonalen Streicher-Score liefern eine dichte, unheilvolle Atmosphäre.

Etwa nach zehn Minuten wechselt die Handlung dann nach Georgetown in den USA und (so hart das auch klingen mag) die nur selten unterbrochene Durststrecke des restlichen Filmes beginnt. Wir lernen die Figuren kennen, Friedkin versucht ab und zu durch Score und schräge Kamerawinkel eine seltsame Atmosphäre zu generieren, aber es dauert einfach alles VIEL zu lang! So werden diese Momente nicht zu einer dauerhaft anhaltenden Spannung verbunden, sondern verlaufen im Sande. THE EXORCIST wirkt deshalb recht wenig (bis gar nicht) auf die Psyche ein und lässt die kleinen Spitzen, die in der Inszenierung doch ab und an für emotionale Furore sorgen, ohne Anschlusstempo verpuffen. Ein Horrorfilm muss auch, nein, GERADE bevor der Dämonen-Quatschkram losgeht eine dichte Atmosphäre aufbauen, die einem eine Heidenangst vor dem nächsten Frame einimpft. Da hat THE EXORCIST für mich gänzlich versagt. Man munkelt diese viele leere Zeit wurde für Charakterentwicklung genutzt. Aha. Weiter im Text.

Als die kleine Regan dann langsam beginnt die ersten “Symptome” ihrer teuflischen Besessenheit nach außen zu tragen, wird es kurzzeitig echt beklemmend. Kinder, die seltsame Dinge tun, sind immer (!) creepy und Linda Blair spielt das wirklich gut – schade nur, dass dieses Potential ebenfalls wieder sehr schnell fallen gelassen wird. Und zwar zu Gunsten von reißerischer Schleim-, Grunz- und Obszönitäts-Effekthascherei. “Your mother sucks cocks in Hell, Karras, you faithless slime!” OMG! WTF! So offensive! Nicht!

Mein Problem ist hier folgendes: Hätte man das kleine Mädchen viel mehr gelassen wie sie ist, nämlich menschlich, aber eben besessen – keine Dämon-Kontaktlinsen, keine tiefe Männerstimme – wäre das wahrscheinlich tatsächlich gruselig und vor allem besser abzukaufen gewesen. Wahrscheinlich sogar doppelt so irre, wie ihre ersten Verhaltens-Aussetzer in der Mitte des Films. In der Art wie Friedkin es hier umsetzte, schwingt leider massiv eine unfreiwillige Komik mit, die mich erst noch belustigt, dann nur gelangweilt hat.

Sicher war das in den Siebzigern, besonders aufgrund der religiösen Thematik, radikal, provokant, was auch immer. Bringt mir aber jetzt nichts – für mich bleibt nur ein ungewollt komischer, nicht gruseliger, viel zu langer Film (mit fantastischem Soundtrack), dessen Figuren mich genauso wenig wie die gängigen Abziehbilder in Schockern von der Stange interessierten. Schon das zweite “Meisterwerk” von Friedkin, welches in meinen Augen GANZ weit von diesem Label entfernt ist. Exorzismus-Filme sind wohl einfach alle Mist – da kann man nix machen.


Wertung
5 von 10 ausgekotzten Schleimpfützen


Weblinks
IMDB
OFDB
MOVIEPILOT
ROTTEN TOMATOES
LETTERBOXD
Streamen: Werstreamt.es
Leihen: LOVEFILM
AMAZON (*) (falls ihr das Widget nicht seht, wird es von eurem Ad-Blocker gekillt):

3 Gedanken zu „Horrorctober 2014, Film #2: The Exorcist (1973)“

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