Trailer © by Alive AG / Busch Media
Fakten
Jahr: 2011
Genre: Dokumentation, Gesellschaftskritik
Regie: Ron Fricke
Drehbuch: Ron Fricke
Kamera: Ron Fricke
Musik: Marcello De Francisci, Lisa Gerrard, Michael Stearns
Schnitt: Ron Fricke, Mark Magidson
Review
Ich bin überwältigt – auch noch Tage nach Genuss dieses “Dokumentarfilms”!
Was der Filmemacher Ron Fricke hier erschaffen hat, ist eine verblüffend tiefgehende Studie über die Spezies Mensch und ihren Umgang mit sowohl sich selbst, wie auch dem Planeten auf dem sie haust. SAMSARA will UNS in allen denkbaren Facetten zeigen – den nötigen Abstand schaffen, den wir scheinbar brauchen, um zu erkennen was alles richtig und was alles vollkommen aus dem Ruder gelaufen ist. Im Laufe der eineinhalb-stündigen Bilderflut weicht das Staunen immer mehr einer zentralen Erkenntnis: scheinbar braucht es, bei all dem täglichen, stündlichen, minütlichen Kreisen um uns selbst, die hier gewählte Distanz, um das Offensichtliche zu erkennen – SAMSARA hat diese Distanz und ist dennoch emotional so nah dran, dass es teilweise weh tut.
In welchem Verhältnis stehen wir zu unserer Welt?
Dieser Frage geht Ron Fricke nach und schafft recht schnell zu vermitteln, dass die Antwort viel zu vielseitig ist, um sie in eine kurz und knappe Formulierung zu pressen. Es gehört mehr dazu. Mehrere Blickwinkel, mehrere Wahrheiten, mehrere Quintessenzen. Und daher ist SAMSARA bemüht jede nur erdenkliche Facette des Lebens zu zeigen: Beeindruckende Natur der verschiedensten Kontinente und Menschen die mit ihr im totalen Einklang leben, denen Spiritualität und Erkenntnis genügen. Auf der anderen Seite moderne Millionen-Metropolen im Zeitraffer, Fabriken, die Menschen wie Ameisen in Tausendschaften beschäftigen, um die Gier nach Konsumgütern zu stillen. Freude, Leid, Luxus,Armut, Umweltverschmutzung, Massentierhaltung – ungeschönt greift Fricke dies alles auf und reichert diese Eindrücke immer wieder mit Portraits von Menschen sämtlicher Herkunft, Schichten und ganz offensichtlich auch politischen Überzeugungen an, die uns durch Blicke ansprechen und sagen: “Das bin ich, ein winziger Teil des Ganzen und doch so wichtig wie jeder andere auch.”. Es wird sofort klar, dass der Film nicht bloß die malerischsten Kulissen dieser Erde auf Film bannen möchte, um ästhetische Sehnsüchte von in grauen Städten gefangenen Träumern zu befriedigen, sondern an der Ambivalenz des menschlichen Daseins interessiert ist, zeigen will, dass dem Schönen leider immer auch das Hässliche gegenübersteht.
Ich übertreibe nicht, wenn ich behaupte ich hätte die Kraft der Bilder selten stärker empfunden. Sie erreichen hier eine Wirkung, der keine verbale Narration der Welt das Wasser reichen kann und direkt erwächst aus dem gekonnt hervorgerufenen Wechsel von geradezu berührend intensiver audiovisueller Vereinnahmung und heftigster, emotional treffender Abstoßung eine umfassende Nachdenklichkeit: Wieso gehen wir mit einer Welt die so rein und schön sein kann so fürchterlich sorglos und ausbeuterisch um? Wieso werden Menschen zum Wohl anderer Menschen mit Füßen getreten? Wieso wollen alle immer mehr, obwohl ein bisschen weniger genauso reichen würde? Der Fragenkatalog ist endlos und unterm Strich liefert Fricke mit SAMSARA keinerlei Antworten – nur reichlich Denkanstöße zum menschlichen Dasein, die im Kern allesamt mit Nachdruck zur Selbstreflektion aufrufen – und zeigt auf, dass die Probleme der Erde ihre Ursache in einem System haben, welches größer ist, als dass man mit dem Finger auf einzelne zeigen kann, um “den Schuldigen” zu benennen. Jeder ist irgendwie ein Teil von allem und tut was er tut – wie die besagte Ameise, verloren in stetigem Wuseln.
Jeden Tag.
Tag für Tag.
Von Anfang bis Ende.
Weil jeder irgendwie leben will.
Und wenn SAMSARA irgendwie dazu beiträgt, dass auch nur ein Teil der Zuschauer mal drüber nachdenkt WIE sie dieses Leben eigentlich leben, hat der Film schon ein Bisschen was erreicht. Bei mir hat es funktioniert!
Wertung
9 von 10 unglaublichen Kamera-Einstellungen
Weblinks
IMDB
MOVIEPILOT
LETTERBOXD
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