Film: Der Hobbit – Eine unerwartete Reise (2012)


Titelbild, Trailer & Bildausschnitte © by Warner Home Video


Fakten
Jahr: 2012
Genre: Fantasy, Roadtrip
Regie: Peter Jackson
Drehbuch: Fran Walsh, Philippa Boyens, Peter Jackson, Guillermo Del Toro
Besetzung: Ian McKellen, Martin Freeman, Richard Armitage, Ken Stott, Graham McTavish, William Kircher, James Nesbitt, Stephen Hunter, Dean O’Gorman, Aidan Turner, John Callen, Peter Hambleton, Jed Brophy, Mark Hadlow, Adam Brown, Orlando Bloom, Evangeline Lilly, Lee Pace, Cate Blanchett, Benedict Cumberbatch, Mikael Persbrandt, Sylvester McCoy, Luke Evans. Stephen Fry
Kamera: Andrew Lesnie
Musik: Howard Shore
Schnitt: Jabez Olssen


Review (BD/2D/24p)
Es fällt mir ein wenig schwer nach der Sichtung von DER HOBBIT eine klare Meinung zum gesehenen zu entwickeln. Vieles an Jackson’s nächstem Auftakt einer (vemreintlich) epischen Trilogie hat mir gefallen, einiges aber auch absolut nicht. Allumfassend werde ich das Gefühl nicht los, DER HOBBIT krankt vor allem an zwei Problemen: Jackson (vielleicht auch nur raffgierige Studiobosse, vielleicht auch schon Del Toro bei der langen Arbeit am zugrunde liegenden Skript) will insgesamt immer ein bisschen zu viel. Dem zu Grunde liegt jedoch ein recht überschaubares Buch, das der Aufplusterung auf gigantische Ausmaße einfach nicht genug Nährboden liefert. Zu wenig Inhalt also, aber dennoch mit Hang zum Bombastischen inszeniert. Keine gute Basis.

Natürlich muss als Vergleich HERR DER RINGE her halten – wie auch nicht, die Filme spielen im gleichen Universum Mittelerde, beinhalten Überschneidungen im Cast, kommen vom gleichen Autor der Vorlage, dem gleichen Regisseur und mit positionieren sich voll genereller Prequel-Ambition – doch da offenbart das Prequel die eine oder andere Veränderung, die sicher nicht jeden zu Freudensprüngen motiviert:

Maßgeblich fällt der Unterschied der Gestaltung ins Gewicht. In HDR hatte man immer (!) das Gefühl, alles, was auch nur im entferntesten möglich schien, wurde manuell umgesetzt und hinterher die Dinge animiert, die handgemacht unmöglich umsetzbar sind. Dadurch fühlte sich alles – innerhalb des abgesteckten Rahmens von Mittelerde – echt, authentisch und vor allem nachvollziehbar an. Im HOBBIT wird sich leider, wie nur allzu oft in den Nuller- und Zehner-Jahren, vollständig auf CGI verlassen – und die Resultate gestalten sich teilweise fürchterlich!

Der ober-Ork, die Wolf-Tiere der Orks und der Goblin-König sind wohl die extremsten Beispiele – ganz offensichtlich als animiert erkennbar, dadurch weder angsteinflößend, noch vollständig ernst zu nehmen – sie bilden jedoch nur die Speerspitze einer überbordenden Videogame-Optik, die durch seltsam kitschige Glättungs-Filter selbst reale Darsteller nach-animiert aussehen lässt. Leider orientiert sich Jackson eher an seiner unerträglichen Kitsch-Orgie THE LOVELY BONES als an der etablierten, greifbaren Optik der ursprünglichen Trilogie (welche lediglich im Elbenwald ähnlich weiche Konturen zuließ), im Resultat ist auch der Look von Mittelerde oft ein wenig überzogen – kilometerhohe Wasserfälle, purpurne Sonnenuntergänge, usw. Als man in HDR Saroman’s Turm, oder riesige Statuen aus einer alten Zeit am Horizont sah, hatte das beeindruckende Wirkung, hier verpuffen derart große Momente aufgrund ihrer Gewöhnlichkeit. Ob man diese Überzogenheit und den glatten Look mag, ist wohl Geschmackssache. Ich mag es nicht.

Die unendlichen Möglichkeiten des CGI-Wahns lassen Jackson zudem noch in eine weitere potentielle Falle tappen: völlig überzogene Action-Sequenzen. Da purzelt die Zwergenbande unbeschadet ein paar hundert Meter tief durch einen Stachel-gespickten Tunnel, Radagast rast mit seinem Bunny-Schlitten jenseits von Gut und Böse über Stock und Stein, alles ist immer groß, schnell und laut – Rettung kommt zudem immer in der letzten Sekunde und jede zweite Situation löst sich eher durch Glück als Verstand. Das ist vor allem ermüdend.

Als andere als ermüdend gestalten sich glücklicherweise die vielen Figuren. Bereits die vierzehn Zwerge (man hat sich alle Mühe der Welt gegeben, sie so verschieden wie nur möglich zu gestalten) sorgen immer wieder für Stimmung, nachdenkliche Momente und auch mal weise Worte. Zwar bleibt außer Thorin, Bombur und dem alten Weisen (dessen Name mir gerade entfallen ist) keiner so recht in Erinnerung, was dem Sequel eine enorme Bringschuld auferlegt, aber in Summe bietet die illustre Truppe reichlich Identifikationspotential. Dazu der immer sympatische Gandalf und der wirklich toll gespielte (und geschriebene) Bilbo in jungen Jahren.. Das passt!

Beachtlich ist zudem das Länge/Inhalt/Sehspaß-Verhältnis: in knapp drei Stunden passiert Stoff für maximal eineinhalb, Jackson nimmt sich alle Zeit der Welt, lässt Zwerge 20 Minuten zu Abend essen, Bilbo und Gollum ewig Rätsel raten (womit er eine fantastische Zusammenkunft und vielleicht die stärksten Momente des Streifens schafft) und dehnt auch sonst alles endlos in die Länge – trotzdem fühlt sich der Film (abgesehen von besagten Action-Einlagen) nie lang an. Erst recht nicht zu lang.

Wie gesagt, ein SCHWIERIGER Kandidat. Vielleicht bringt die Zweitsichtung ein klareres Bild, vielleicht stürzt der Film dann aber auch vollends ab? Bis dahin wurde ich sagen: Für sich genommen ist DER HOBBIT nicht ansatzweise so stark wie ein einzelner Teil der HDR-Trilogie, dafür fehlte es einfach an ikonischen Szenen und echter Epik. Die Hoffnung lagert jetzt auf dem zweiten Teil – wenn der alles richtig macht, fügen sich die zwei bzw. drei Filme hoffentlich zu einem gesunden Ganzen. Man ist gespannt (Edit: und wurde enttäuscht).


Wertung
5-6 von 10 zu langen Reisen voll umherpurzelnder Zwerge


Veröffentlichung
DER HOBBIT: EINE UNERWARTETE REISE ist bei Warner Home Video als 3D-BluRay, BluRay und DVD erschienen.


Weblinks
IMDB
MOVIEPILOT
LETTERBOXD
Streamen: Werstreamt.es (Extended)
Leihen: LOVEFILM
AMAZON (*) (falls ihr das Widget nicht seht, wird es von eurem Ad-Blocker gekillt):

5 Gedanken zu „Film: Der Hobbit – Eine unerwartete Reise (2012)“

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