Trailer © by Touchstone Pictures
Fakten
Jahr: 2000
Genre: Drama
Regie: Martin Scorsese
Drehbuch: Paul Schrader
Besetzung: Nicolas Cage, Patricia Arquette, John Goodman, Ving Rhames, Tom Sizemore
Kamera: Robert Richardson
Musik: Elmer Bernstein
Schnitt: Thelma Schoonmaker
Review
Wenn man an Scorsese denkt, dann sind direkt die Gangster-Epen – CASINO, GOODFELLAS vielleicht auch DEPARTED – und die großen Zeiten von DeNiro – RAGING BULL und TAXI DRIVER – präsent. Aber wenn man genau hinschaut, dann sind da zwischen diesen großen, als unantastbare Klassiker gehandelten Filmen in jeder Filmografie die kleinen unscheinbaren Perlen, denen der große Ruhm (leider) verwehrt blieb, die den großen Platzhirschen aber (wenn überhaupt) nur in Nuancen nachstehenden. So ein Film ist BRINGING OUT THE DEAD.
Scorsese zeigt hier mal wieder eine Seite seines geliebten New Yorks, die hässlicher kaum sein könnte: Dreckige Straßen, voll von Obdachlosigkeit und Verzweiflung – Junkies, Dealer, Gangbanger fixen und schießen sich und ihre Gegenüber gnadenlos über den Haufen – und mittendrin ein paar arme Seelen die versuchen zu retten was zu retten ist, die jeder ihre eigene, teils makabere Art gefunden haben mit diesem Ritt gegen Windmühlen umzugehen und die schlussendlich drohen daran zu zerbrechen.
Wie realistisch oder authentisch das hier gezeigte ist – das gnadenlos überfüllte Krankenhaus, die Sanitäter die ihre höheren Ziele bereits resigniert abgelegt haben und gemütlich die Treppen zum Patienten mit Kreislaufstillstand hochspazieren, anstatt wichtige Sekunden zu sparen, etc. – kann ich nicht einschätzen (nur hoffen, dass es bewusst übertrieben dargestellt ist). Für den Kern des Films, der ein tiefer Tauchgang in Frank’s Psyche ist, eine bittere und bewegende Abhandlung seiner Selbstzweifel und Schuldgefühle, tut das aber gar nichts zur Sache. Die Umstände verdeutlichen umso mehr was ihn quält und was ihm das Leben unerträglich macht.
Und diese Gefühlswelt kehrt Cage wirklich großartig nach außen. Wenn dieser Mann ein gutes Skript bekommt, richtig geleitet und vor allem in Zügel gelegt wird (was Scorsese ohne Frage getan hat), dann kann er und liefert. Und wie! Überzeugend, bewegend, authentisch. Nicholas, Nicholas, wenn du doch nicht jeden Mist annehmen würdest!
Abseits davon ein Maximum aus Nicholas Cage raus zu kitzeln, inszeniert Scorsese seinen Film unheimlich interessant, weil kontrastreich. Die Tristesse und Monotonie der nächtlichen Schichten im Krankenwagen ist genau als solche dargestellt, wechselt aber immer wieder mit überdrehten, musikalisch fröhlich untermalten Zeitraffersequenzen – Momente in denen die Fahrer sich bewusst motivieren weiter zu machen, nicht aus den Augen zu verlieren was Sie da tun und warum Sie es tun. Momente, die Momente bleiben, denn die nächste Ernüchterung kommt schnell, für Frank ist das glas schon lang nicht mehr halbvoll..
Inhaltlich, schauspielerisch und inszenatorisch richtig gut!
Wertung
8 von 10 geretteten Unfallopfern
Weblinks
IMDB
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3 Gedanken zu „Film: Bringing Out The Dead – Nächte der Erinnerung (2000)“