Trailer © by Tiberius Film
Fakten
Jahr: 1999
Genre: Thriller, Gangsterfilm
Regie: Johnnie To
Drehbuch: Yau Nai-Hoi, Laurent Courtiaud, Julien Carbon
Besetzung: Andy Lau, YoYo Mung, Lau Ching-Wan, Waise Lee, Kelly Lin, Suet Lam, Ruby Wong, Hui Shiu-Hung
Kamera: Cheng Siu-Keung
Musik: Raymond Wong
Schnitt: Chan Chi-Wai
Review
Ein Mann steht an der Kante eines Hochhausdaches und schaut nachdenklich in die Ferne – die Kamera folgt ihm, umkreist ihn, schwebt und tanzt in atemberaubender Höhe über den pulsierenden Straßen Hongkongs. In eben diesen Straßen wird eine Bank von einem schwer bewaffneten SoKo der Polizei umstellt. Der Score pulsiert, jeder Kamerawinkel sitzt, jeder Schnitt ist perfekt getimed, eine flimmernde, unheilvolle Stimmung voller Verbrechen liegt in der Luft.
Bereits in diesen ersten Minuten voller unheimlich gekonnt fotografierter Bilder und vereinnahmender Musik, macht Vielfilmer Johnnie To auf nonverbale Art und Weise klar, dass auch sein 1999er Film RUNNING OUT OF TIME wieder ein interessantes, handwerklich herausragendes Werk werden wird, dass er erneut fesseln und begeistern wird.
Der Plot beginnt und aus den anfänglichen losen Fäden entsteht schnell ein grobes Bild einer verschachtelten Story aus Rache, Angst und Vergeltung, aber genauso Freundschaft, Sympathie und Mut. Nahtlos reiht sich diese postmoderne Verknüpfung der Stile zwischen der hohen Menge weiterer bärenstarker To-Streifen ein, die unter dem Deckmantel des stylischen Hongkong-Thrillers ein wildes Genre-Mashup erschaffen.
Wer ist hier “der Gute”, wer “der Böse”?
Wem ist zu trauen, wer ist zu verachten?
Wer hat die richtigen Beweggründe, wer agiert selbstsüchtig und voller Hochmut?
Viele Fragen zur Moral in einer verkommenen Gesellschaft, die Johnnie To und sein langjähriger Drehbuchautor Nai-Hoi Yau in einer geschickten Gratwanderung abarbeiten. RUNNING OUT OF TIME sagt uns: Schau zwei Mal hin, denn nicht immer ist jemand das, was er auf Anhieb zu sein scheint. Da wird der Gangster zum edlen Ritter, der Cop zum schmierigen Egoisten und plötzlich, als die Fronten geklärt zu sein scheinen, wirft eine seltsam unkonventionelle Freundschaft all die Erkenntnis wieder über den Haufen, zeigt unbekannte Seiten, der vorher so eindeutig einzuordnenden Figuren und richtet den Fingerzeig auf die wirklichen Bad-Guys.
Dieses Spiel mit den Charaktereigenschaften ist sehr gelungen, aber trotz Verschachtelung und kleineren Überraschungen bleibt der Film auf der Story-Seite recht simpel. Das mag in manchem Werk ein Problem sein, jedoch nicht in den Inszenierungen des Johnnie To. Was an simpler Genre-Story für den ein oder anderen Zuschauer an Defiziten entsteht (eine Frage der Sichtweise), wird zum einen durch den To-eigenen, absolut einzigartigen Tone ausgeglichen – harte, greifbare Action steht im dauerhaften Wechsel mit mal unterschwelligem, mal fast Slapstick-haftem Humor, mal herrscht eisige Kälte und dennoch kommt das Gefühl nie zu kurz – zum anderen durch das mitreißende Schauspiel von Andy Lau, Ching Wan Lau und co.
Die Mischung macht es und hier stimmt sie. Toller Thriller – und irgendwie auch weit mehr als das!
Wertung
7 von 10 an der Nase herum geführten Cops
Weblinks
IMDB
MOVIEPILOT
LETTERBOXD
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Ein Gedanke zu „Film: Running Out Of Time – Am Zin (1999)“