Titelbild & Trailer © by Universal Pictures Germany
Der #horrorctober (was das ist, erfahrt ihr auf dieser Info-Seite, die auch alle Links zu meinen Filmbesprechungen im Rahmen der „Events“ enthält, oder auf dieser anderen Info-Seite der CineCouch) ist längst vorbei, ich habe im Laufe des Monats 10 von den geplanten 13 Filmen geschafft und schiebe nun die Reviews so fix es geht hinterher. Zum Schreiben kam ich im Oktober nämlich wirklich kaum…
Fakten
Jahr: 1991
Genre: Horror, Abenteuer, Gesellschaftskritik
Regie: Wes Craven
Drehbuch: Wes Craven
Besetzung: Brandon Quintin Adams, Everett McGill, Wendy Robie, A.J. Langer, Ving Rhames, Sean Whalen, Bill Cobbs, Kelly Jo Minter, Jeremy Roberts
Kamera: Sandi Sissel
Musik: Don Peake
Schnitt: James Coblentz
Review
Ohne Frage ist Wes Craven (auch) dafür bekannt, seine abgedrehten Horror-Szenarien oft mit einer gehörigen Prise schwarzem Humor bzw. Absurdität zu würzen. Er scheint sich voll bewusst zu sein, dass er da streng genommen ziemlich seltsames Zeug inszeniert und verpackt es daher mit einer auflockernden Portion Augenzwinkern (ohne dabei die notwendige Ernsthaftigkeit aus dem Blick zu verlieren). Nicht dass ein morbider Albtraum-Slasher wie NIGHTMARE dadurch maßgeblich weniger creepy wäre, doch das Spiel mit der gesunden Übertreibung sorgt für einen ganz eigenen Charme, der neben der erwünschten Horror-Wirkung regelmäßig auch für erleichternde Erheiterung sorgt.
Ein derart krudes Mischmach an Eindrücken, Stilen und Marschrichtungen, wie er es in THE PEOPLE UNDER THE STAIRS auf die Leinwand zauberte, ist mir dennoch – weder aus seiner, noch einer anderen Feder – bis jetzt nicht untergekommen. Erschütternde Gewalt-Szenarien und -Ausbrüche, die von Kindesmisshandlung, über Folter, bis zum gorigen Ausweiden unvorsichtiger Opfer reichen trennen auf dieser Achterbahnfahrt der Gefühle teils nur einzelne Schnitte von einem locker-leichten Kinder-Abenteuer mit Zwillen-Schüssen und Faustschlägen in die Klöten (denen tatsächlich nur noch der “Boing”-Sound fehlt). What the hell?
Regelrecht fassungslos (und dabei hochgradig gebannt) klebte ich am Schirm, um dem schwierigen Weg des jungen, tatsächlich maximal 12jährigen Protagonisten “Fool” zu folgen, der doch eigentlich nur die ungerechten Machenschaften eines abzockerischen Vermieter-Pärchens aufdecken wollte, doch ehe er sich versah in einem blutigen Strudel aus inzestuösem Wahnsinn, roher Gewalt, Ganzkörper-Gimp-Suits, ausgestochenen Augen und perverser Qual landete. Richtig gehört, der Protagonist ist noch ein Kind (und dennoch Ziel des abgedrehten Psychopathen-Duos), vielleicht sollen Kinder sogar auch (zu Teilen) die Zielgruppe darstellen, doch letzteres lässt sich in einem Werk, dass in sozialkritischem Polit-Ton startet, sich in blutigem Psycho- und Gore-Horror verfranst, nur um schlussendlich in einer sehr ungewöhnlichen Schatzsuche zu Gipfeln, wirklich schwer sagen.
Ohne Frage ein einzigartiger, höchst ungewöhnlicher Film, der immer wieder, gerade wenn man denkt man hätte alles gesehen, noch einen drauf setzt. Wie einige Jahre später SCREAM, führt Craven auch hier schon weite Teile des bedienten Subgenres ad absurdum, lässt aber wohlwollend den Freiraum dieses Werk wahlweise bierernst zu nehmen, oder als lautes, überbordendes Fest zu feiern. Wie auch immer man es angeht, das Mosaik aus Horror, Kinderfilm, Abenteuer und völlig abgedrehtem Psychothriller bleibt ein seltsames Kuriosum der ganz eigenen Art, welches von Slapstick-Quatsch über Spukhaus-Tropes bis hin zu plausiblen Allegorien auf die Unterdrückung der ärmeren schwarzen Schichten in den USA durch “den weißen Mann”, einfach alles zulässt. Eine Explosion der Motive – und allein dafür muss man THE PEOPLE UNDER THE STAIRS bereits mögen.
Wertung
7 von 10 irrsinnigen Ausrastern im Latex-Outfit
Veröffentlichung
DAS HAUS DER VERGESSENEN ist bei Universal Pictures Germany als BluRay und DVD erschienen.
Weblinks
IMDB
MOVIEPILOT
LETTERBOXD
Streamen: Werstreamt.es
Leihen: LOVEFILM
Amazon (*) (falls ihr das Amazon-Widget nicht seht, wird es von eurem Ad-Blocker gekillt):
Persönlich war ich immer der Meinung, dass dies ein guter Horrorfilm “für Kinder” wäre. Jetzt nicht für allzu junge Blagen, aber gerade diese leicht surreale Goonies-/modernes Märchen Atmosphäre der Handlung, gepaart mit positiven Lektionen über gemeinsame Stärke und sich-nicht-von-zwielichten-Personen-zu-illegalen-Aktivitäten-überreden-lassen, passen da schon irgendwie ganz gut. Ausserdem ist der ganze sexuelle Kram gleichermaßen so überdreht oder nur angedeutet, dass junge Zuschauer das Meiste davon gar nicht kapieren werden.
Auf jeden Fall plausibel. Ich selbst kann und will mich einfach nicht entscheiden müssen, was hier mal angedacht war, weil ich die Facetten im Film als zu unterschiedlich empfinde. Schlussendlich ist es zum Glück ja auch egal – ich hab ihn nun gesehen, bin kein Kind mehr und er hat funktioniert. Jetzt bräuchten wir mal ein Referenz-Kind