Film: Flucht ins 23. Jahrhundert – Logan’s Run (1976)


Trailer © by Warner Home Video


Fakten
Jahr: 1976
Genre: Dystopie, Science-Fiction
Regie: Michael Anderson
Drehbuch: David Zelag Goodman
Besetzung: Michael York, Jenny Agutter, Richard JordanRoscoe Lee BrowneFarrah FawcettMichael Anderson Jr.Peter Ustinov
Kamera: Ernest Laszlo
Musik: Jerry Goldsmith
Schnitt: Bob Wyman


Review
Sie sind einfach schön, diese handgemachten und detailreichen Kulissen, die “Außen”aufnahmen welche so wundervolle Erinnerungen an die geklebten Landschaften und Modelle von Großvaters Modelleisenbahn wecken, dazu viele bunt blinkende Knöpfe in den Schaltzentralen der 70er Jahre-Zukunftsvisionen, “futuristische” Kleider, Gebäude, Fahrzeuge… Die Liste ist endlos und ich kann nur eins sagen: ich steh drauf.

Weil es auf mich einen Charme ausübt, dem ich mich kaum entziehen kann – irgendwo zwischen kreativ, verspielt und naiv gemittelt, holen die Macher von LOGAN’S RUN teilweise wirklich das absolute Maximum aus den Möglichkeiten ihrer Zeit heraus. Durch gekonnten Einsatz von Licht und Kamera, unterlegt mit einem psychedelisch, oldskool-krautigen Soundtrack, welcher nur so vor Experimentierfreude der Elektronik-Pioniere strotzt, wird hier über weite Strecken eine sehr intensive und mitreißende, zeitweise fast psychotische Atmosphäre geschaffen. 

Wie üblich für klassische Science-Fiction, besteht das Fundament des gezeigten Szenarios aus einer bitteren Gesellschaftsprognose, die uns zum Glück sehr symbolisch gezeigt (nicht bloß erzählt) wird. Zur Glückseligkeit verdammt, werden die Bewohner dieser, vollständig von der Außenwelt abgeschlossenen Stadt des 23. Jahrhunderts in einem vermeintlichen Utopia – reell jedoch einer ausgeprägten Form der Diktatur – gefangen gehalten. Freude haben, fröhlich sein, freie Liebe, keine Not zu arbeiten.  Das alles hält an bis sie 30 werden, dann ist Sense und vom Versprechen “renewt” (Wiedergeboren) zu werden getrieben, pilgern die jungen Männer und Frauen freiwillig über die sprichwörtliche Schwelle zum Abgrund. Doch wartet da tatsächlich ein neues Leben? Wer es nicht herausfinden möchte versucht zu fliehen, muss aber damit rechnen von GeStaPo-artigen “Sandmen” direkt terminiert zu werden. Das totale Glück?

Eben eine solche Terminierung direkt zu Beginn des Films macht klar, dass es nicht die Spezial-Effekte sind, die an LOGAN’S RUN in die Jahre gekommen sein könnten. Ein “Runner” wird erschossen und anschließend von einer schwebenden Säuberungs-Drohne per Strahlung zersetzt. Von der optischen Umsetzung dieses Prozesses kann sich selbst ein Cronenberg der 90er Jahre noch etwas abschneiden. Allerdings fallen auf inhaltlicher/narrativer Ebene (ein wenig) die Jahre ins Gewicht. Möglicherweise, denn es ist schwer einzuschätzen, ob LOGAN’S RUN vielleicht auch damals schon schlichtweg ein wenig zu langatmig und gemütlich inszeniert war? Es sind (spätestens nach erfolgter Flucht) das äußerst ruhige Tempo und die häufige Zahl an (zu) simplen Dialogen, in denen sich unsere zwei Protagonisten die Welt erklären lassen, die die zweite Film-Hälfte etwas zäh werden lassen.

Trotzdem macht Regisseur Michael Anderson hier mit seiner Inszenierung vieles richtig und schuf einen Film, der weit über oberflächliche Schauwerte und die obligatorische Romanze hinaus geht, Fragen stellt und zur Reflektion anregt. Nicht schön, dieser dystopische Terror!


Wertung
7 von 10 silbernen Wach-Robotern


Veröffentlichung
FLUCHT INS 23. JAHRHUNDERT ist bei Warner Home Video als BluRay und DVD erschienen.


Weblinks
IMDB
MOVIEPILOT
LETTERBOXD
Streamen: Werstreamt.es
Leihen: LOVEFILM
AMAZON (*) (falls ihr das Widget nicht seht, wird es von eurem Ad-Blocker gekillt):

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