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Fakten
Jahr: 2013
Genre: Fantasy
Regie: Peter Jackson
Drehbuch: Fran Walsh, Philippa Boyens, Peter Jackson, Guillermo Del Toro
Besetzung: Ian McKellen, Martin Freeman, Richard Armitage, Ken Stott, Graham McTavish, William Kircher, James Nesbitt, Stephen Hunter, Dean O’Gorman, Aidan Turner, John Callen, Peter Hambleton, Jed Brophy, Mark Hadlow, Adam Brown, Orlando Bloom, Evangeline Lilly, Lee Pace, Cate Blanchett, Benedict Cumberbatch, Mikael Persbrandt, Sylvester McCoy, Luke Evans. Stephen Fry
Kamera: Andrew Lesnie
Musik: Howard Shore
Schnitt: Jabez Olssen
Review (Kino/3D/48p)
Wie erzeugt man Spannung?
Sicher gibt es darauf unzählige Antworten, unendliche Möglichkeiten und etliche Wege, um den Zuschauer in den Sessel zu bannen und vor Anspannung beinahe zerbersten zu lassen. Aber wenn man es auf den essentiellen Kern herunterbricht, kommt man wahrscheinlich zu folgender Essenz: Es muss, zumindest angedeutet, das Gefühl vorherrschen, dass eine reelle Chance für den/die Protagonisten besteht, aus der Situation in der sie sich gerade befinden auch mal NICHT heil heraus zu kommen. Natürlich wissen wir alle, dass die großen Hollywood-Schinken uns nicht den Erfolg ihrer Helden vorenthalten werden, aber dennoch muss bei aller Vorhersehbarkeit zumindest über kurze Strecken die Illusion bestehen, dass es vielleicht in genau diesem Film ausnahmsweise nicht so sein wird. Gegner müssen den Eindruck erwecken, in der Lage zu sein unseren Helden wirklichen Schaden zuzufügen – das gilt für alle Formen von Filmen, egal ob diese Überlegenheit sich nun körperlich, geistig, spirituell, oder wie auch immer äußert – tun sie das nicht, folgt recht schnell das absolute Gegenteil zur Spannung: Ermüdung.
Und genau deswegen ist THE HOBBIT: DESOLATION OF SMAUG über weite Strecken leider nur eins: Unglaublich ermüdend.
An den generellen filmischen Problemen, hat sich im Vergleich zum ersten Teil nicht wirklich viel geändert, es wäre demnach völlig ausreichend (und legitim) die Kritiken und Reviews von damals unverändert zu diesem Nachfolger zu veröffentlichen: Mittelerde sieht immernoch zu cheesy, animiert und übertrieben aus, der Inhalt des Buchs ist nach wie vor mit Szenen, die dem Film keinerlei inhaltlichen Mehrwert, sondern ausschließlich glatte CGI-Schauwerte hinzufügen, künstlich aufgeblasen, die Zwerge bleiben weiterhin bis auf Thorin völlig profillos und leer und die hinzugedichteten Handlungsstränge reißen nach wie vor nicht vom Hocker (kleine Ausnahmen bestehen). Doch ein Unterschied ist die immer weiter überbordende Übertriebenheit, mit der Jackson sein (gnadenlos auf ein solches hin getrimmtes) Epos inszeniert.
Die Actionsequenzen in DESOLATION OF SMAUG sind mittlerweile wirklich in Bay’schen Dimensionen angesiedelt und man darf so weit gehen, Peter Jackson als neuen König auf den Thron der CGI-Megalomanie zu setzen. Doch trotz aller unglaublicher Geschwindigkeit, durchdachter Choreografie, und wahnsinniger Taktung, ist diese viele Action (gefühlt besteht der Film zu zwei Dritteln daraus) niemals das, was sie so essentiell sein müsste: Mitreißend und spannend. Alles ist laut, wild, durcheinander, doch in all der gigantischen Größe nicht ein bißchen beeindruckend – das entscheidende Etwas fehlt, wie bei einem unglaublich komplex gefertigten Rennwagen, der den packenden Thrill eines 350 km/h Rennens in sich trägt, jedoch ohne Gaspedal ausgeliefert wird. Auf Anhieb trügerisch beeindruckend, doch unterm nur Strich enttäuschend und absolut sinnlos.
Horden von Orks, die alle ganz böse und brutal aussehen, werden in wildesten Bewegungs-Abfolgen im Handumdrehen wie Fallobst umgemäht: von den Zwergen, die selbst ohne wirkliche Waffen und in Fässern gefangen nie ernsthaft in Gefahr erscheinen, von Elben, die scheinbar die Über-Lebewesen schlechthin sind – bei dem was Legolas und Tauriel hier aufs Parkett zaubern, bleibt die Frage im Raum stehen, warum sie ein paar Mittelerde-Jahre später in HERR DER RINGE nicht alleinig ausreichten, um Mordor zu erobern? – oder von Gandalf, der mit seinem Zauberstab wohl schlichtweg alles und jeden zur Strecke bringen kann. Was sind das für Orks? Für Dilettanten? Für Nichtskönner? Und wie soll so das Gefühl aufkommen, unsere Protagonisten würden mal in echte Bedrängnis geraten?
Und es sind nicht nur die Orks, auch Horden von Riesenspinnen werden von Tauriel als Fingerübung vor dem Frühstück abgemurkst, und spätestens als unsere Zwergenbande es tatsächlich auf einen Kampf (!) mit dem, ihnen körperlich mindestens tausendfach überlegenen Smaug ankommen lassen, fällt das letzte Bißchen Suspension of disbelief in sich zusammen. I don’t buy that! Wenn dies möglich war, ist danach alles möglich – wahrscheinlich hätten die Zwerge auch mit Axt und Schwert den Todesstern gesprengt, hätte man sie nur gelassen.
Abseits dieser massiven Probleme auf Seite der Action krankt DESOLATION OF SMAUG an zwei weiteren Punkten: Der Vorgänger AN UNEXPECTED JOURNEY wusste seine erzählerische Leere noch einigermaßen durch einen gesunden Fluss zu überspielen. Die Gruppe war immer in Bewegung, ständig wechselten die Kulissen, die Landschaften, die Begegnungen – so kam trotz der zu langen Laufzeit relativ wenig Langeweile auf. Dem ist hier nicht so. Nach der ersten Hälfte des Films, sind die Zwerge in der Seestadt angekommen, der Rest der Handlung beschränkt sich auf diese Stadt und den einsamen Berg neben ihr. Durch diesen Wegfall der Ortsvariation fällt sehr schnell auf, wie wenig Jackson doch in dieser üppigen Länge eigentlich zu erzählen hat. Nichts, quasi. So ermüdend.
Und zuletzt – das ist wohl mehr persönliche Präferenz – ist es schon fast ärgerlich, wie Jackson die schönsten Szenen des Buches wahlweise gestrichen, oder umgeschrieben bzw. verkürzt hat. Sicher haben sich nicht wenige im Vorfeld besonders auf die Ankunft bei Beorn gefreut. Ein Segment des Buches, welches durch üppigen Humor überzeugt und zudem den einzelnen Zwergen (endlich) mal eine Bühne verschafft, um sich in kleinen Solo-Darbietungen (zumindest etwas) aus dem bärtig-haarigen Pulk herauszuheben. Von diesem notwendigen Charme ist nichts zu spüren. Ärgerlich. Auch wie die Waldelben Bilbo im Düsterwald locken, hätte ich gerne gesehen (obwohl die Episode im Düsterwald hier insgesamt noch eine der gelungeneren Passagen ist). Und so weiter. Andere tolle Szenen (wie das erste Eintreten Bilbos in den Berg), die im Buch unheimlich emotional sind, werden als 10sekündige Randnotiz abgehandelt. Und der Drache Smaug (der scheinbar bei der Allgemeinheit reichlich punktet) ist zwar optisch gelungen, aber seine eigentlichen Charaktereigenschaften erkennt man überhaupt nur, wenn man mit der Vorlage vertraut ist – sein unendlich in die Länge gezogenes Gespräch mit Bilbo, dreht sich ewig im Kreis, wodurch jegliche Chemie der Figuren sich im Sande verläuft. So verdammt ermüdend.
DESOLATION OF SMAUG ist ein aufgeblasener, viel zu langer Streifen, der außer den fragwürdigen Schauwerten seines fürchterlichen Computerspiel-Looks leider so gut wie gar nichts zu bieten hat. Ab und zu kommt der Ansatz von Emotion auf, aber meist knallt es dann schon wieder laut und alles ist vergessen. Kein gelungenes Sequel zu einem ebenfalls wenig gelungenen Vorgänger, der aber wenigstens noch als eigenständiger Film bestehen konnte, wogegen DESOLATION OF SMAUG irgendwo mittendrin anfängt und irgendwo mittendrin aufhört, ohne auch nur zu versuchen als eigener Film zu funktionieren. Das war wirklich nichts, den Abschluss der Reihe schenke ich mir.
Wertung
4 von 10 aufgeblasenen Videogame-Actionszenen
Veröffentlichung
DER HOBBIT: SMAUGS EINÖDE ist bei Warner Home Video als 3D-BluRay, BluRay und DVD erschienen.
Weblinks
IMDB
MOVIEPILOT
LETTERBOXD
Streamen: Werstreamt.es (Extended)
Leihen: LOVEFILM
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Ein Gedanke zu „Film: Der Hobbit – Smaugs Einöde – Desolation Of Smaug (2013)“