Imperium (IMDb) – Thriller, USA, 2016 – Regie: Daniel Ragussis, Skript: Daniel Ragussis, Kamera: Bobby Bukowski, Musik: Will Bates, Copyright (Titelbild, Bildausschnitte, Trailer): Ascot Elite Home Entertainment
Review
Undercover unterwegs in der Welt der verklärten Ideologien und des zügellosen Hasses, die Gefahr von Rechts bekommt ein Gesicht. Wenn auch “nur” ein simpler, geradliniger Genrefilm, der weniger in Psychologie einsteigt, als durch Tempo und Spannung zu fesseln, ist IMPERIUM doch allein aufgrund seines generellen Anliegens, in einer Filmlandschaft, welche bärtige Araber nur allzu gern als alleiniges, bombenlegendes Feindbild staffiert, auch mal den schwelenden Terror von rechts zu thematisieren, ein willkommener, vielleicht gar wichtiger Film.
An den offiziellen Wegen vorbei rekrutiert von einer nervösen, ständig Kaugummi kauenden Vorgesetzten, welche meint aussagekräftige Informationen über Aktivitäten des rechten Sektors im Gebiet der amerikanischen Hauptstadt gesammelt zu haben und einen nuklearen Anschlag wittert, zieht es Daniel Radcliffe als Nate Foster tief hinein in die modrigen Arme des Nazi-Sumpfes. Anfangs noch unbedeutendes Leichtgewicht des C.I.A., nun über Umwege inmitten der aggressiven White Power-Bewegung angelangt, bleibt der Film nah bei ihm und es gelingt Radcliffe ihn zu stemmen.
Sein Spiel als zurückhaltender Undercover-Ermittler geht erstaunlich gut auf, weil er Nate einer Verwandlung unterzieht – zunächst noch leise und angepasst in einer Funktion als Analyst islamischen Terrors, verkauft Radcliffe uns ganz implizit Nate’s Wunsch nach mehr. Dann wandelt sich sein Bild rapide, als er in brenzligen Situationen am Rande zur Eskalation gegenüber misstrauischen Neonazi-Skins bestehen muss. Aggressivität, Stärke und unter der Oberfläche dennoch der Kampf gegen den kaum auszuhaltenden Druck nicht aufzufliegen. Trotz intensiver Vorbereitung und Kenntnis der rechten Szene könnte dies jede Sekunde passieren, Radcliffe lässt uns mitfühlen.
IMPERIUM bleibt durchweg nah an ihm, gewährt jedoch während seines stetigen Knüpfens neuer Kontakte ganz automatisch unangenehme Einblicke in die abstoßende Welt dieser grotesk-verklärten White-Power Nazi-Ideologie. Kampfbereite Skins auf den Straßen, Hassprediger in Radio und TV, paramilitärische Trupps, die im Wald aufrüsten. IMPERIUM versteht es verschiedene Gesichter einer schwelenden Bedrohung aufzuzeigen und ein ungutes Gefühl in der Bauchgegend zu platzieren – weniger über derbe, explosive Gewaltakte im Stil von AMERICAN HISTORY X, oder aktive Verbrechen der Faschos, viel mehr über eine Vielzahl kleiner Impressionen aus einen verborgenen Kosmos unter der Oberfläche, der beängstigende Ausmaße angenommen hat.
Die nur zu gern klein geredeten Strömungen der Rassisten, Faschisten und extrem-Nationalisten machen mobil und wachsen stetig – beklemmend, weil leider viel Wahres darin steckt, vor allem weil klar wird, dass die gewichtigen Vertreter der neuen Rechten schon lang nicht mehr in Bomberjacke und Boots Krawall machen, sondern als gebildete Anzugträger ihr Gift weit wirkungsvoller in die Welt sprühen.
Dramaturgisch und Story-seitig ist IMPERIUM dann zeitweise aber doch etwas zu simpel und einfach konstruiert, um ein gänzlich brillanter Film zu sein. Maßgebliche Bausteine der Handlung (bzw. Personen über die Nate sich Zugang zu gewissen Kreisen verschafft hat) werden einfach fallen gelassen oder komplett vergessen, sein schneller Aufstieg bis in höchste Kreise wirkt trotz einiger haarscharf an der Katastrophe entlang schrammender Ereignisse etwas zu reibungslos. Das kann man sicher auf die Goldwaage legen und verurteilen, oder sich durch die höllische Intensität besagter Konfrontationen und heiklen Gegenüberstellungen entschädigen lassen. Diese packen nämlich bis ins Letzte, so dass IMPERIUM unter Strich immer noch ein höchst gelungener Thriller ist. Und einer dessen Setting nachwirkt, weil es mit einer tiefen Skepsis für die ideologischen Strömungen der Gegenwart und Zukunft entlässt.
Wertung
7 von 10 hasserfüllten Parolen
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