Archiv der Kategorie: Tatort

Sonntag / 20.15 / Volkamschirm

Tatort: Der Schöne Schein (2011)


Trailer © by ARD


Fakten
Jahr: 2011
Genre: Krimi, Thriller
Regie: René Heisig
Drehbuch: Susanne Schneider
Besetzung: Eva Mattes, Sebastian Bezzel, Stefan Gubser, Ursina Lardi, Andreas Pietschmann, Samuel Weiss, Johann von Bülow, Katrin Bühring
Kamera: Cornelia Wiederhold
Musik: Oli Biehler
Schnitt: Martina Butz


Review
Ein Regisseur mit ungewöhnlichem, kurvenreichem Werdegang, dreht einen visuell ungewöhnlichen TATORT. Passt irgendwie. René Heisig fing nämlich mal ganz anders an: Als studierter und kurzzeitig praktizierender Mediziner. Dann ging es zum Film – lieber spät als nie – und das war offensichtlich nicht die schlechteste Entscheidung.

Begutachtet man nämlich seinen 2011er TATORT-Beitrag DER SCHÖNE SCHEIN, so fällt – ganz den, um eine futuristisch anmutende Schönheitsklinik angesiedelten Ereignissen angemessen – ein ausgeprägter Sinn für Ästhetik ins Auge. Heisig weiß seine Kamerafrau zu lenken, hat Gespür für Einstellungen und überzeugt durch ungewöhnliche Aufnahmewinkel, schlüssige Montage und kreatives, wenn auch zu dezentes Spiel mit Licht und Farben. Tatort: Der Schöne Schein (2011) weiterlesen

Tatort: Zwischen den Ohren (2011)


Episode © by ARD


Fakten
Jahr: 2011
Genre: Komödie, Krimi
Regie: Franziska Meletzky
Drehbuch: Christoph Silber, Thorsten Wettcke
Besetzung: Axel Prahl, Jan Josef Liefers, Anna BullardJudith EngelAlain BlazevicChristine UrspruchFriederike KempterMechthild GroßmannClaus Dieter ClausnitzerFelix Vörtler
Kamera: Eeva Fleig
Musik: George Kochbeck
Schnitt: Jürgen Winkelblech


Review
Der Münsteraner TATORT nutzt sich immer mehr ab. Leider. Thiel und Boerne-Chemie, wie man sie kennt und mag – relativ wenig Fall, relativ viel Kommissar – sieht man hier zwar immer wieder auflodern, aber nicht in der Konsequenz, die sonst den Münsteraner TATORT gefährlich nah vor dem völligen Klamauk positionierte.

Stattdessen sind unsere zwei Protagonisten viel allein unterwegs, an verschiedenen Enden der Ermittlungen, oder ihren privaten Angelegenheiten zugewandt: Boerne in die High-Society eingetaucht, aber lonely at the top, Thiel in ständiger Hoffnung doch endlich das aufgezeichnete Fußballspiel seines Lieblings-Vereins gucken zu können, ohne das Ergebnis zuvor gespoilert zu bekommen, etc. – daraus entstehen mal wieder schöne, aber auch ungewohnt nachdenkliche Momente.  Tatort: Zwischen den Ohren (2011) weiterlesen

Tatort: Feuerteufel (2013)


Trailer © by ARD


Fakten
Jahr: 2013
Genre: Krimi
Regie: Özgür Yildirim
Drehbuch: Markus Busch
Besetzung: Wotan Wilke Möhring, Petra Schmidt-Schaller, Sebastian Schipper, Achim Buch, Bernhard Schütz, Lo Rivera, David Berton, Philipp Baltus
Kamera: Matthias Bolliger
Musik: Christoph Kaiser, Julian Maas
Schnitt: Sebastian Thümler


Review
Hier brennen jede Nacht die Autos-Mautos, Diggah

Ah ja. So, so. Verstehe. Nicht dass ich so merkwürdige Formulierungen noch nicht im “echten Leben” gehört oder gelesen hätte, allerdings war ich bis jetzt immer klar der Meinung, dass derartig wundersamer Webslang noch nicht in den Alltag Einzug gefunden hätte. Sowas schreibt vielleicht mein nach Hamburg gezogener, dauerspaßender Kumpel Max Mustermann augenzwinkernd auf Facebook, aber sonst?

Fazit: Ich werde alt, so redet man nämlich scheinbar tatsächlich in den Hamburgäar-Gheddo-Streets, Allär! Genauso sagt der gemeine Hamburger selbstverständlich auch nach jedem Satz “Diggah” und genauso soll überhaupt alles in diesem TATORT-Debüt wirklich exakt wie “in echt” auf dem Asphalt der Straße sein. Ein Anspruch der Möhring’s Debut als Kommissar in so katastrophalem Ausmaß das Genick bricht, dass es nicht mal mehr nötig ist, sich kritische Gedanken zur Authentizität der dargestellten Hamburger Ghetto-Kids machen zu müssen.

Selten hat sich die Leistung eines Top-Darstellers mehr nach erkennbarem Schauspiel, nach auswendig gelernt, nach aufgesetzt angefühlt. Selten ist eine Figur dank (bewusst) sparsam gesetzten Einblicken in ihre Vergangenheit und Privatleben so flach und charakterlos zurück geblieben. Selten ist ein Kriminalfall dank Realitätsnähe und Vermeidung von filmischer Übertreibung noch öder über den Schirm geflimmert. Tatort: Feuerteufel (2013) weiterlesen