Film: The Help (2011)


Trailer © by Walt Disney Studios / Touchstone Pictures


Fakten
Jahr: 2011
Genre: Drama, Gesellschaftskritik
Regie: Tate Taylor
Drehbuch: Tate Taylor (Vorlage: Kathryn Stockett)
Besetzung: Emma Stone, Viola Davis, Octavia Spencer, Bryce Dallas Howard, Jessica Chastain, Ahna O’Reilly, Allison Janney, Anna Camp, Chris Lowell, Sissy Spacek
Kamera: Stephen Goldblatt
Musik: Thomas Newman
Schnitt: Hughes Winborne


Review
Man sieht es in letzter Zeit immer häufiger: Wichtige, mal aktuelle mal historische, teils sogar bedrückende, brutale und schreckliche Themen werden in Filmen in unterhaltsam-leichte, Farb-durchflutete Gewänder gekleidet – leicht konsumierbar, schick anzusehen und ohne desaströsen Effekt auf den Rezipienten. Da schreien wir, die wir doch an ernste Themen intuitiv den Anspruch von kargem Realismus, beklemmender Atemlosigkeit und einem monströsen Klos im Hals hegen, erst einmal laut auf: Skandal! Weichspülung! Feel-good! Mainstream-Soße!

Bei genauerer Überlegung schadet es jedoch nicht, diese negative Abwertungshaltung zu hinterfragen und ein Stück weit zu überdenken: Gibt es nur einen richtigen Weg für die Erzählung unangenehmer Dinge? Ist es nicht vielleicht – orientiert am Zielpublikum – in manchen Fällen sogar geschickter (im Sinne von Härte) etwas weniger dick aufzutragen, um im Endeffekt nicht vollkommen zu verstören, sondern durch punktuelle, unangenehme Akzente zum Nachdenken anzuregen? Wer den x-ten von Trier hinter sich hat und bewusst vergleichbare Werke sucht, ist es gewohnt durchgeprügelt, fordernd provoziert und malträtiert zu werden. Wer ab und an mal irgendeinen Film ansieht nicht und ist (wie die Rezeption solcher Seelenqual-Werke immer wieder zeigt) sehr schnell überfordert.

Lange Rede, die auf folgendes hinaus will: THE HELP ist einer dieser Filme und wählt in meinen Augen einen Weg der Erzählung, welcher einer von vielen und somit in Ordnung ist. Im Fokus stehen die Rassentrennung und der offen gelebte, die Gesellschaft parasitär durchziehende, unvorstellbar tief verankerte Rassismus in den USA der 50er und 60er Jahre – eingewoben ist dies in eine mal dramatische, mal niedlich-lustige (Jessica Chastain weist hier definitiv typischen Comic-Relief-Charakter vor – das tut sie allerdings großartig) und eben nur marginal beklemmende Story. Würden die kurzen Momente, in denen unmissverständlich die menschenverachtende Art und Weise der damaligen weißen Oberschicht gezeigt und angeprangert wird fehlen, wäre THE HELP wahrscheinlich eine romantisierend-träumerische Frechheit, doch obwohl Autor und Regisseur Tate Taylor bei weitem nicht alles richtig macht – speziell zum Ausklang der Geschichte vielleicht sogar doch noch den falschen Ton anstimmt – stimmen über weite Strecken Maß und Balance des Gezeigten.

Auch Viola Davis erledigt ihren Job wirklich toll und spielt eine von vielen Dienstmädchen, die in den Villen arroganter Damen für Haushalt, Kindererziehung, Kochen und auch sonst eigentlich alles zuständig sind – als Dank jedoch nicht wie Menschen (oder wenn überhaupt als Menschen dritter Klasse), sondern wie räudige Hunde behandelt, völlig unterbezahlt und bei jeder Gelegenheit mit Füßen getreten werden. Die grenzenlose Dummheit, mit der die feinen Damen ihre Dienstmädchen beispielsweise als “gefährlichen Krankheitsherd” bezeichnen, auf der anderen Seite jedoch – die eigene Unfähigkeit nicht zur Schau stellen wollend – eben diese Frauen ihre eigenen Kinder erziehen lassen, erzeugt mindestens Wut, eher tiefe Verachtung für einige Menschen und die anerkannten gesellschaftlichen Zustände dieser Zeit. Natürlich muss man sich eines Faktes bewusst sein: es gab sicher nicht nur zwei Extreme, sondern auch etwas dazwischen! In THE HELP gibt es besagte Damen und Herren, diese sind “böse Menschen” und es die Menschen, welche afroamerikanischen Mitbürger als gleichwertig ansehen, diese sind die “guten Menschen” – allerdings herrscht keinerlei Nuanciertheit. Nicht sonderlich realistisch – wie sehr Taylor es (nicht) schafft, oder zumindest daran interessiert ist, realistische Charaktere und Zustände zu zeigen, mag trotzdem aus heutiger, europäischer Sicht unmöglich zu beurteilen sein – sowas können Historiker und Zeitzeugen. Die Message bezüglich Rassismus und Gleichbehandlung wird jedoch auf den Punkt klar, also folgt als Fazit: Mission erfüllt und der leichte Humor plus bunter Optik ist vergeben.

Letzteres – die visuelle Gestaltung, sowohl auf Seite der liebevollen Kulissen, wie auch Kostüme, etc. – ist sehr gelungen. THE HELP ist einfach schön anzusehen und wirkt wie ein nostalgisch romantisiertes Fenster in die Gestaltung der gezeigten Zeit. Ergänzt durch die soliden Schauspielleistungen der meisten Beteiligten (die nur selten ein Bisschen übers Ziel hinaus schießen) und den guten Fluss der Erzählung, fühlen sich die zweieinhalb Stunden definitiv nicht lang an. Ein bisschen weniger Kitsch und eine etwas klarerer Transport des inhaltlichen Fazits (lediglich ein gewagtes, offen sprechendes Buch hat nämlich NICHT urplötzlich den Rassismus beendet) und THE HELP wäre richtig gut – so bleibt ein Zuckerwatte-umschmiegter Blick auf die Zustände der damaligen Zeit, der im Kern gerade noch genügend bitter schmeckt.


Wertung
6-7 von 10 grenzenlos dummen High-Society Ladies


Weblinks
IMDB
MOVIEPILOT
LETTERBOXD
Streamen: Werstreamt.es
Leihen: LOVEFILM
AMAZON (*) (falls ihr das Widget nicht seht, wird es von eurem Ad-Blocker gekillt):

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