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LP: Joe Meek – I Hear A New World (1960)


Quelle: funkyfreshbro YouTube-Kanal


Wer denkt, dass verspielte, experimentelle Musik wär ein Phänomen der Neuzeit wäre, denkt a) nicht weiter als vorgestern und kann sich b) durch die Musique Concrète, durch Pioniere ohne Scheuklappen wie Serge Gainsbourg, durch Krautrock und hunderte andere Strömungen und Künstler eines Besseren belehren lassen. Einer dieser Künstler ist Joe Meek – dessen experimentell-elektronische Klangreise I HEAR A NEW WORLD aus den frühen 60ern wurde bereits 1991 mit anderer Tracklist und nun erneut re-released. Abgefahren! LP: Joe Meek – I Hear A New World (1960) weiterlesen

Film: Eine Insel namens Udo (2011)


Trailer © by Warner Home Video


Fakten
Jahr: 2011
Genre: Komödie, Satire
Regie: Markus Sehr
Drehbuch: Markus SehrClemente Fernandez-Gil
Besetzung: Kurt Krömer, Fritzi Haberlandt, Bernd MossKari KetonenJan-Gregor KrempMaja BeckmannCarsten Strauch
Kamera: Daniela Knapp
Musik: Steven SchwalbeTobias Wagner
Schnitt: Stefen Schmitt


Review
Kurt Krömer ist in meinen Augen einer der großartigsten und zynischsten Bühnenfiguren, die dieses Land vorzuweisen hat, entsprechend euphorisch habe ich damals auf die Ankündigung, dass Kurt einen Film drehen wird reagiert. Noch viel euphorischer stimmten mich die News, dass Krömer damals zur Vorpremiere im heimischen Kino vor Ort sein würde.

Kurt Krömer in the house – Pflichtprogramm! Adrett gekleidet – dieses mal leider ohne Hose Modell “rumänischer Nuttenpreller” – dafür mit dem üblichen trocken-schwarzen Humor bewaffnet, hat er den Saal vor dem Film eine halbe Stunde entertainet und war (natürlich) absolut zum Brüllen. Alles gut soweit, EINE INSEL NAMENS UDO fand ich danach jedoch einfach nur okay, mehr leider nicht.  Film: Eine Insel namens Udo (2011) weiterlesen

Film: Haze (2005)


Titelbild, Trailer & Bildausschnitte © by Rapid Eye Movies


Fakten
Jahr: 2005
Genre: Horror, Survival
Regie: Shin’ya Tsukamoto
Drehbuch: Shin’ya Tsukamoto
Besetzung: Shin’ya Tsukamoto, Takahiro Murase, Takahiro Kandaka, Masato Tsujioka, Mao Saito, Kaori Fujii
Kamera:  Shin’ya Tsukamoto
Musik: Chu Ishikawa
Schnitt: Shin’ya Tsukamoto


Review
Aufgewacht. Beängstigendes Dröhnen überall. Angst. Verstörende Schreie. Panik. Beklemmende Enge. Orientierungslosigkeit. Schmerzen. Aber woher sind wir gekommen? Und wohin in diesem kargen, unwirklichen Labyrinth?

48 Minuten Laufzeit sind im filmischen Sinne äußerst kurz. Gerade so ein mittellanger Film. Doch in Angesicht dieser verstörenden, von Anfang bis Ende maximal fordernden Reise durch morbide Phantasien von Hölle, Verlorenheit und Qual und der tiefen Immersion die sie hervorruft, erscheinen sie 1) endlos und 2) trifft DIY-One-Man-Army Tsukamoto genau die Entscheidung, bei der andere Filmemacher zu häufig hadern: er lässt den Film nur so lange gehen, wie er gehen muss, um sein Anliegen auszuerzählen. Das ist kurz? Egal, es reicht trotzdem, denn HAZE strahlt eine Eiseskälte aus und geht tief im Hirn auf Penetrationstour – erfolgreich: jede Synapse die zur Rezeption dieses Films herangezogen wird, reicht danach erstmal zur Erholung den gelben Schein ein. Auch wenn ich mich gegen den Begriff eigentlich sträube (weil er zu unpräzise ist und somit nichts sagt): Viel zu durchgeknallt ist das dargebotene, um es entspannt anzusehen und danach unbeirrt im Tagesprogramm weiterzumachen.

Wahrscheinlich steht und fällt der Film mit den ersten paar Sekunden: Ein unbekannter wacht in einer dunklen, kalten und klaustrophobischen Umgebung auf. Verwundet und unfähig sich an ein “Vorher” zu erinnern. Kalte Betonwände, erdrückende Enge, der einzige Weg geht tiefer rein. Film: Haze (2005) weiterlesen

Film: Praxis Dr. Hasenbein (1997)


Titelbild & Trailer © by Universum Film GmbH


Fakten
Jahr: 1997
Genre: Satire, Nonsens, Komödie, Trash
Regie: Helge Schneider
Drehbuch: Helge Schneider
Besetzung: Helge Schneider, Peter Berling, Andreas Kunze, Horst Mendroch, Bernhard Sondermann, Werner Abrolat, Carina Berns, Carlos Boes, Bernd Jungkurth, Bodo Österling, Peter Thoms, Andrea Rottmann, Norbert Losch
Kamera: Serge Roman
Musik: Helge Schneider
Schnitt: Andrea Schumacher


Review
“Wir sind die 5 vom Waisenhaus und Tante Uschi gibt einen aus, für jeden eine Currywurst, nur der Carlos hat noch Durst… Wir sind die 5 vom Waisenhaus und Tante Uschi gibt einen aus, für jeden Eis mit Sahne, nur Bodo will Banane… Wir sind die 5 vom Waisenhaus und Tante Uschi gibt einen aus, für jeden einen Stinkekäse nur Annegret kriegt Mayonaise”

Stinkekäse und PRAXIS DR. HASENBEIN, das gehört zusammen und die meisten – selbst Helge-Schneider-Fans – erinnern sich bei diesem Film wohl lediglich an eine Komponente: den miefigen Gestank einer unerträglich lahmen Reise in die Mottenkiste. PRAXIS DR. HASENBEIN schmeckt wie Käsefüsen. Nach Stinkekäse? Doch, wie heißt es so schön: “LECKER, Papa! Stinkekäse!”. Ja, und lecker ist sie, diese Ode an die Einsamkeit, diese nachdenkliche Abhandlung über die Tristesse der Klein(st)stadt, diese kritische Auseinandersetzung mit den Problemen und Hürden alleinerziehender Elternteile. Film: Praxis Dr. Hasenbein (1997) weiterlesen

Film: Die Stunde des Wolfs – Vargtimmen (1968)


Titelbild, Trailer & Bildausschnitte © by STUDIOCANAL


Fakten
Jahr: 1968
Genre: Mystery, Psychologischer Horror, Drama
Regie: Ingmar Bergman
Drehbuch: Ingmar Bergman
Besetzung: Max von Sydow, Liv Ullmann, Gertrud Fridh, Ingrid Thulin, Erland Josephson, Georg Rydeberg
Kamera: Sven Nykvist
Musik: Lars Johan Werle
Schnitt: Ulla Ryghe


Review
In Bezug auf Ingmar Bergman konnte ich an mir selbst ein interessantes psychologisches Phänomen beobachten: Ich kannte bis jetzt noch gar nichts von ihm, allerdings habe ich (in Filmforen, Kritiken, Netzwerken und aus dem Munde Filmkundiger Bekannter) viel, sehr viel, eigentlich nur gutes über seine Filme gehört. So viel Gutes, und vor Allem meist aus Filmkundigen Quellen, deren Geschmack ich als wesentlich “anspruchsvoller” als meinen eigenen ansehen würde, dass diese vielen Lobeshymnen mit der Zeit den exakt gegenteiligen Effekt auf mich hatten: Ich hatte zunehmend Respekt, eine wachsende Distanz, beinahe Angst davor mich endlich mal an sein Werk heranzuwagen. Eine gen unendlich strebende Erwartungshaltung, obwohl man überhaupt keine Ahnung hat was es genau ist, das einen erwartet, kann etwas lähmend wirken.
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