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Horrorctober 2015, Film #6: The Hitcher (2007)


Titelbild & Trailer © by Universum Film GmbH


Fakten
Jahr: 2007
Genre: Horror, Thriller
Regie: Dave Meyers
Drehbuch: Eric Red , Jake Wade Wall
Besetzung: Sean Bean, Sophia Bush, Zachary Knighton, Neal McDonough, Jeffrey Hutchinson, Danny Bolero
Kamera: James Hawkinson
Musik: Steve Jablonsky
Schnitt: Jim May


Es ist wieder so weit: der #horrorctober hat gerufen. Was das ist und was das soll erfahrt ihr auf dieser Info-Seite (die auch alle Links zu meinen Filmbesprechungen im Rahmen des “Events” enthält). Wer alles mitmacht, kann man auf dieser Info-Seite der CineCouch nachlesen. Also haut die Zombies weg, packt die Kettensäge aus und lasst euch nicht mit frechen Geistern ein – fröhliches Gruseln!


Review
These: Weil es (zu viele( Filme wie das Remake von THE HITCHER gibt, sprechen (zu viele) Leute davon, dass Horror dumm, vorhersehbar und durchweg von schlechten Schauspielern verseucht wäre. Auch tragen solch plumpe Machwerke die Verantwortung für das gemeine Vorurteil, dass es im Horror lediglich um Gewalt, harsche Brutalität und blutrünstigen Mord geht. Sehr, sehr schade, hat das dunkelste aller Genres doch schließlich so viel mehr Aspekte und Facetten im Angebot und kann dem interessierten Filmfreund eine hohe Diversität und Stilbreite aufzeigen… sofern er nicht zu dümmlichen Filmchen “produced by Michael Bay” greift, denn nicht ein einziger möglicher Qualitäts-Aspekt hat es in diesen stumpfen Streifen geschafft.

Der Film entspricht nämlich genau dem, was immer wieder pauschal als denunzierender Vorwurf gebracht wird: wir sehen (abgesehen von Sean Bean) nur unterirdische un-Schauspieler, die mit den absoluten Mindestanforderungen, welche sich hier stellen, bereits haushoch überfordert sind und daher den dämlich geschriebenen plapper-Dialogen eine besonders haarsträubendere Glasur überziehen. Dazu dann Bean als unmotiviert handelnder Killer und die Abstinenz jeglicher, aber auch wirklich jeglicher Atmosphäre. Was genau passiert, und wem, und warum, ist so unendlich egal, dass jegliche ausführliche Beschreibung dem Ganzen eigentlich schon zu viel Wert zuspricht. Natürlich wäre es sinnfrei, weiter oben die typische Kritik am Genre zu kritisieren – kaum eine Story, blasse Figuren, schlechtes Skript, etc. – und sie nun selbst anzuwenden – doch die Verlockung ist da, treffen doch alle Vorwürfe gnadenlos zu. Da es aber im Horrorfilm um vollkommen andere Aspekte als Story, Charaktertiefe oder Plot geht – das WIE ist entscheidend – gilt es zu erörtern woran THE HITCHER so katastrophal scheitert. Erster Ansatz: das WIE wird hier mit Vollgas und einem vorher hektisch auf die Straße gezauberten 360° gegen die Wand gefahren.

Die Suche nach mysteriöser Stimmung, nicht zu verortender Bedrohung und (wenn wir uns etwas in Richtung Terror-Kino bewegen) auch einem gewissen Maß an emotionaler Folter gestaltet sich wenig ertragreich – in THE HITCHER gibt es stattdessen Lärm, “geile Karren”, endloses Geballer und einen Haufen Explosionen. Der Stoff aus dem der Horror ist. Nicht. Aber muss auch nicht, denn Auftragsregisseur Dave Meyers trifft gar keine Entscheidung was genau er hier eigentlich drehen will: Die ungewollte Zusammenkunft zwischen zwei Jugendlichen auf dem Weg zu ihren Freunden und einem mysteriösen Autobahn-Anhalter, der sich schnell als unangenehmer Zeitgenosse herausstellt, positioniert sich partiell in den verschiedensten Genres, hat einen Fuß in jeder Tür – Thriller, Terror-Kino und Suspense-Horror werden angeschnitten, gelingen tut nichts davon. Für Terror fehlt eindeutig die Härte (vom ersten Kontakt mit dem Hitcher abgesehen, sind wir nie konkret mit sadistischem Wahnsinn konfrontiert), für Thriller die Spannung (das Auftauchen des Hitchers basiert durchweg auf Zufällen, insofern wird nicht klar wann er bedrohlich wird, wann nicht und es kann immer alles passieren) und für regulären Horror ganz klar die dichte Stimmung (Dauerregen ist NICHT mit beklemmender Atmosphäre gleichzusetzen). Zwar legt Sean Bean sich mächtig ins Zeug, dem profillosen Killer ein Gesicht zu verleihen, doch rein mathematisch ist es ja nun mal so: zweimal nichts ergibt immer noch nichts. Aus wenig viel zu machen ist rechnerisch möglich, der Faktor muss stimmen, aus nichts alles zu machen, braucht hingegen ein Wunder…

Dass dieses nicht eintreten kann, wenn der Film sich von vornherein mit dem Prädikat “Produced by Michael Bay” schmückt, ist heutzutage leider so sicher wie das Amen in der Kirche. Oder sicherer, denn wie die zweite Hälfte des Films zeigt, drückt der werte Herr Produzent dem Film so selten penetrant seinen Stempel auf, dass einige Einstellungen des Finales wie unverwendetes TRANSFORMERS-Material anmuten. Es werden schier sämtliche Produktions-Dollars in lauten Auto Verfolgungsjagden, Slomotion-Explosion (mit heroischer Musik) und vom Himmel geholten Helikoptern verbrannt, was uns dann gegen Ende dann vollends einen misslungenen Actionfilm beschert. Dass Bay-Filme in der Regel viel zu laut, dabei aber viel zu leer und unterm Strich einfach viel zu dumm sind, wissen wir. Aber er macht Actionfilme, da ist bereits das Grundrauschen höher. Ein Horrorfilm der viel zu laut, viel zu leer und viel zu dumm ist, stellt dagegen schon eine intensiveres Problem dar – mindestens “laut” passt eindeutig nicht in die Aufzählung hinein. Formell ist THE HITCHER leider vor allem laut und nervig.

Inhaltlich ist das Problem ein anderes: Das Skript wurde offensichtlich nicht auf einen stringenten Verlauf hin, sondern Ereignis-orientiert geschrieben. Wer einen Alptraum braucht, lässt die zwei Hauptfiguren einfach mal zehn Minuten nachdem sie mit einem Killer auf dem Beifahrersitz fertig wurden (und dabei ganz sicher den Adrenalinschub ihres Lebens erfuhren) am Steuer einschlafen. Klar, wer würde nicht erstmal so weit es geht vom Ort des Geschehens weg wollen, weil er völlig unter Strom steht? Wer Überraschungsmomente schaffen will, lässt den Hitcher immer und überall aus dem Nichts auftauchen, EGAL wie er da hin gekommen ist und EGAL wie er wissen konnte, dass seine Opfer zum jeweiligen Ort gereist sind. Und wer Explosionen braucht, der lässt den abgebrühten Hitcher auf absurdeste Weise selbst eiserne Handschellen Sprengen, um den Transport-Van in dem er sitzt zum Überschlag zu zwingen. Bei aller kreativen Freiheit: Das ist alles vollkommen beliebig und macht  so elementar keinen Sinn, dass auch der toleranteste, gegen Unsinn immune Filmfreund irgendwann nur noch den Kopf schüttelt. Hier fehlt ein roter Faden, eine klare Linie und die Entscheidung für irgendetwas konkretes – entweder bierernst oder over-the-top, entweder realistisch oder sinnfrei-comichaft, entweder Actionfilm oder Terror-Streifen. So ist der Film, genau wie alles andere auf dem Michael Bay steht: nichts. Ein achtzigminütiges, leeres Nichts voll schlechter Musik und wildem Geballer. Übel.


Wertung
1 von 10 aus dem Nichts auftauchenden Messerschlitzern


Veröffentlichung
THE HITCHER ist bei Universum Film GmbH (teilweise in gekürzten Fassungen) als BluRay und DVD erschienen.


Weblinks
IMDB
MOVIEPILOT
LETTERBOXD
Streamen: Werstreamt.es
Leihen: LOVEFILM
AMAZON (*) (falls ihr das Widget nicht seht, wird es von eurem Ad-Blocker gekillt):

2 Gedanken zu „Horrorctober 2015, Film #6: The Hitcher (2007)“

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