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Film: World War Z (2013)


Titelbild, Trailer & Bildausschnitte © by Paramount Home Entertainment


Fakten
Jahr: 2013
Genre: Zombiefilm, Apokalypse, Roadtrip
Regie: Marc Forster
Drehbuch: Matthew Michael Carnahan, Drew Goddard, J. Michael Straczynski, Damon Lindelof
Besetzung: Brad Pitt, Mireille Enos, Daniella Kertesz, Matthew Fox , David Morse, Fana Mokoena, Konstantin Khabenskiy, Moritz Bleibtreu, Sterling Jerins
Kamera: Ben Seresin, Robert Richardson
Musik: Marco Beltrami
Schnitt: Roger Barton, Matt Chesse


Review
Die Welt geht unter und DU willst mitmachen?! Kein Problem: Ein kleiner Biss für dich, doch ein großer Biss für die durchdrehende Zombie-Menschheit! RAGE-Virus trifft T-Virus trifft XYZ-Virus und das alles irgendwo zwischen CONTAGION-Pandemie und globaler “2012” mega-über-super Apokalypse.

Tatsächlich musste ich während meines gestrigen Kinobesuches mehrfach Sätze wie: “Irgendwie ist das Emmerich’s 2012 – nur mit Brad Pitt und in besser” denken. Mag daran liegen, dass die globale Apokalypse in WORLD WAR Z nicht nur hintergründig auf den Screens und Rechnern der militärischen Einsatzzentralen stattfindet, sondern wir ein Teil von Protagonist Gerry Lane’s unfreiwilliger Reise über den Globus werden – mit ihm die Kontinente abgrasen, um eine Lösung gegen all die infizierten Untoten (ja, WWZ ist Zombie- UND Infiziertenfilm in einem) zu suchen.

Diese Involviertheit ist wohl die größte Stärke von Marc Forster’s Mix aus stiller Sinierung über das Schicksal unserer Spezies und großangelegter Krawall-Party. Ob in den ersten Minuten, im stockenden Verkehr Philladelphia’s, oder auch später, als den armen Seelen klar wird, dass ihr Flug in die Wahrheit bloß ein Flug ins Nichts war – in gewissen Momenten überträgt sich die Stimmung der Protagonisten direkt auf den Zuschauer. Man ist voll drin – mitfiebern vorprogrammiert.

Zum Auftakt liefert Forster einen wirklich gelungenen, fast einzigartigen Start: Stau in der Stadt. Im Radio seltsame Meldungen von sich verbreitenden Epidemien in Asien. Die Stimmung wird unruhig. Helikopter kreisen. Bewegung, entferntes Dröhnen, ein Knall. Konfusion. Chaos. Wahnsinn.
Wie Forster in dieser Eröffnungsszene das aufkeimende Gefühl der Ungewissheit, der auflodernden Angst und Orientierungslosigkeit im (sehr wohl das Kommende voraus-ahnenden) Zuschauer einpflanzt, ist nah an meisterhaft und lässt auf einen ganz großen audiovisuellen Trip hoffen.

Leider hält WORLD WAR Z im weiteren Verlauf keinefalls, was uns diese erste Viertelstunde verspricht. Zwar zeigt das Drehbuch einige mutige Ansätze (wie eine umgekehrte Dramaturgie – WWZ beginnt mit Action am Maximum und wird im weiteren Verlauf immer ruhiger und langsamer) und bringt etliche radikale Tempo- und Intensitätswechsel unter, trotzdem bleibt die zweite Hälfte weit hinter ihren Möglichkeiten zurück. Zunehmend klafft ein tiefer Krater zwischen der (anfangs deckungsgleichen) “erwünschten” und der “tatsächlich erzielten” Spannung. Der Film gleicht einer Achterbahn, in der nach jeder Kurve die gleiche Attraktion wartet. Beim ersten Mal noch Top, beim zweiten Mal in Ordnung, doch ab dem dritten Mal sinkt die Begeisterung exponentiell. Das gipfelt darin, dass das eigentliche große Finale (was ebenfalls recht mutig gestaltet ist, da NICHT laut, NICHT übertrieben und NICHT auf Totalmaximum getrimmt) kaum noch zu mehr, als neutraler, unbeteiligter Betrachtung einlädt. Der emotionale Link ist zu diesem Zeitpunkt bereits vollständig verloren gegangen, das Pulver wurde zu früh verschossen.

Ein weiteres Problem ist der filmische Fluss, denn dieser will einfach nicht aufkommen. Sehr Episodenhaft fühlt sich die Umrundung des Globus an, was fehlt ist eine sinnvolle und stimmige Vernetzung der Episoden – viele Stimmungswechsel (zum Ende hin sogar ein vollständig neuer Anstrich der visuellen Gestaltung) formen kein gesundes Ganzes, sondern wirken autonom, isoliert aber nicht stark genug, um voll zu überzeugen.

Ohne Frage bietet WORLD WAR Z beeindruckende Schauwerte: Die Luftaufnahmen der Städte in denen Millionen von Infizierten wie wahnsinnig rennen, graunhafte Szenarien die unser Verständnis von Zivilisation radikalst auf den Kopf stellen, im Subtext von vollkommener Auswegslosigkeit und Endgültigkeit durchzogen, gehören klar zu den stärksten Momenten des Films. Ein wenig bitter stößt dabei auf, dass diese Rudel-artige Bewegung der Infizierten/Untoten die einzige Bedrohung ist, die sie ausstrahlen. WORLD WAR Z funktioniert nicht als Horrorfilm. In keiner Sekunde. Stattdessen kommt inmitten der sterilen Unblutigkeit immer wieder, im Genre oft kaum vermeidbare, unfreiwillige Komik auf.  Zähneklappern, Fauchen, Zucken – das alles funktioniert nur sehr bedingt und in homöopathischen, hier überschrittenen Dosen.

Allerdings werden wir Zeuge einer äußerst nuancierten, auf den Punkt gespielten Leistung von Brad Pitt. Der Mann macht alles richtig, ist immer voll präsent und lenkt die Rezeption der Geschehnisse gekonnt in definierte Bahnen – teils nur über ausdrucksvolle Blicke. Nicht umsonst spart Forster nicht an Close-Ups und rückt Pitt auf dem Level einer One-Man Show in den Fokus. Wer außer ihm eigentlich noch dabei war, wird schändlich unter den Tisch gekehrt – interessiert nicht, Pitt ist hier der Star. Das talentierte Gesichter wie David Morse, Mireille Enos oder Matthew Fox zusammenaddiert unter fünf Minuten zu sehen sind, schmerzt schon ein wenig.

Allerdings leidet WORLD WAR Z unter dem völlig inflationären Einsatz von Wackelkamera (und ich bin da wirklich resistent), seiner repetitiven und auf Dauer ermüdenden Auf-und-Ab-Dramaturgie, dem holprigen, nicht stimmigen Gesamtbild und vor allem zu wenigen Projektionsflächen, die für totale emotionale Involviertheit bitter nötig wären. Sollte uns das wirklich kalt lassen, wenn die Welt auf den Abgrund zu rollt und der eine, der sie bremsen könnte, ganz knapp vor dem Scheitern steht? Ich denke nicht.

Gute Ansätze (solide Action, außergewöhnliches Verhalten der Zombies, teilweise sehr direktes Feeling) reichen sich mit Leerlauf und einer nahezu absurden Auflösung die Klinke in die Hand. Trotzdem ist WORLD WAR Z keine Zeitverschwendung. Nur leider eben auch nicht der ganz große Wurf.


Wertung
6 von 10 ausgeflippten Zombie-Horden


Veröffentlichung
WORLD WAR Z ist bei als 3D BluRay, BluRay, VoD und DVD erschienen. Im Bonusmaterial der BluRay befinden sich: Der Ursprung, Blick auf die Wissenschaft, WWZ: Die Produktion – Ausbruch, Die Reise beginnt, Hinter der Mauer, Tarnung.


Weblinks
IMDB
MOVIEPILOT
LETTERBOXD
Streamen: Werstreamt.es
Leihen: LOVEFILM
AMAZON (*) (falls ihr das Widget nicht seht, wird es von eurem Ad-Blocker gekillt):

2 Gedanken zu „Film: World War Z (2013)“

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