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Film: Mutant Girls Squad (2010)


Titelbild, Trailer & Bildausschnitte © by Ascot Elite Home Entertainment


Fakten
Jahr: 2010
Genre: Splatter, Trash, B-Movie
Regie: Tak SakaguchiNoboru Iguchi, Yoshihiro Nishimura
Drehbuch: Noboru IguchiJun Tsugita
Besetzung: Yumi SugimotoSuzuka MoritaTak SakaguchiYûko TakayamaKanji TsudaCay IzumiAsami
Kamera: Shu G. Momose
Musik: Kou NakagawaTakashi Nakagawa
Schnitt: Yoshihiro NishimuraTakeshi Wada


Review
“Liebe Fans aus Deutschland. Bitte genießt MUTANT GIRLS SQUAD, während ihr Bier trinkt und Würstchen esst”. In diesem kleinen Vorwort des gut gelaunt grinsenden Yoshihiro Nishimura, einem von drei Regisseuren des Films, schwingt geradezu perfekt die Einstellung mit, die er selbst in Bezug auf das Werk hat: Nimm’s locker, hab Spaß und ergötze dich an der Fülle absurder Ideen. Man tut gut daran, als Zuschauer dieser 90 Minuten geballten Over-The-Top Irrsinns, eben diese lockere Attitude zu teilen, denn todernst an ein überzogenes Trashfest, dass sich selbst nicht eine Sekunde ernst nimmt, ran zu gehen, führt selten zu einem harmonischen Miteinander. Obwohl derartige Pauschalisierungen an sich immer gefährlich sind, ist MUTANT GIRLS SQUAD mal wieder einer dieser Filme, die in der vorliegenden Form einfach nur aus Japan kommen können. Der immense Splatter-Faktor, die ständigen sexuellen Anzüglichkeiten und nicht zuletzt die Schulmädchen- und Krankenschwester-Uniformen – Zitat der Hauptdarstellerin Yumi Sugimoto “Ich glaube schon, dass die drei Regisseur etwas pervers sind.“ – sowas kann man nicht imitieren, sowas kommt halt aus Japan. Aber Schritt für Schritt.


Drei Regisseure taten sich 2009 zusammen, um ursprünglich eine Reihe Kurzfilme voll abgedrehter Ideen zu verwirklichen, die Chemie stimmte und der Plan zu einem Spielfilm aus drei Segmenten, jedes von einem der drei Filmemacher umgesetzt, entstand. Die grobe Prämisse: Rin, ein braves, schüchternes Schulmädchen (Uniform: Check!), bemerkt an ihrem 16. Geburtstag seltsame Veränderungen an sich, ihre Eltern eröffnen ihr, dass sie zu einer alten Mutanten-Rasse gehört, werden jedoch direkt von der Regierung getötet, woraufhin sie sich einer Vereinigung derartiger Mutanten anschließt, um Rache zu nehmen. Mehr braucht es nicht – die Story ist simpel, knackig und vor allem sowieso nicht mehr als das notwendige Gerüst für eine wilde Achterbahnfahrt aus knuffigen Effekten, Blut-Fontänen und vollkommen absurden Ideen.

Da die drei Kapitel trotz konstanter kreativer Zusammenarbeit tatsächlich mehr oder weniger aus der Feder von je einem Regisseur stammen, sind in der Wirkung, den Schwerpunkten und auch dem Gore-Faktor nicht unwesentliche Unterschiede zu verzeichnen. Segment eins – “Das Erwachen” – stammt von Tak Sakaguchi (bis jetzt vor allem als Schauspieler bekannt und im Film als Kisaragi, der als Frau geschminkte Anführer der Mutanten-Organisation, vertreten) und setzt sowohl auf körperliche Action mit Martial-Arts-Einlagen und reichlich Stunts, wie auf bizarrste Ideen, die ersten schwabbeligen Gummi-Requisiten und immensen Fun-Splatter. Von der ersten Minute an, ist der Ton gesetzt – MUTANT GIRLS SQUAD ist in allen Belangen so konstant drüber, dass es Filmfreunden mit Hang zur exzessiven Übertreibung schwer fallen wird, im Stuhl zu bleiben. Die kleine Rin ist zwar zunächst noch mächtig überfordert mit ihrer neusten Errungenschaft, der Todeskralle, braucht aber nach der Enthauptung ihres Vaters (dessen Kopf als Kuchengarnitur weiter das Geschehen kommentiert) keine fünf Minuten, um dazu über zu gehen, ganz Garnisonen an Angreifern nieder zu mähen – läuft.

Weiter geht es mit Segment zwei – “Die Revolution” – von Noboro Iguchi, der zuvor bereits mit ROBO-GEISHA und MACHINE GIRL in exakt die selbe Kerbe Film schlug. So weit man davon sprechen kann, formen sich die Charaktere des Mutanten-Squads (Todeskralle trifft auf Vogelfrau und Octopussy), der Kampf gegen die Regierung nimmt Fahrt auf und die ersten visuellen Ideen gehen daneben. Ein Beispiel: Die Mutation einer von Rin’s Mitstreiterinnen spricht Bände, die Gute ist nämlich in der Lage eine Motorsäge aus ihrem Hintern zu schießen, um dann rückwärts-gebückt ihre Feinde zu zermetzeln. Ähm. Ja. Kommt zwar später, genau wie die ebenso beknackten Boob-Katanas ihrer Kollegin, noch fulminant zum Einsatz und immerhin kann man der Guten beim Einsatz ihrer “Waffe” unters Röckchen gucken (Höschen: Check!), ist aber dennoch definitiv eine der gescheiterten Ideen des Films. Auch sonst fehlt dem Kapitel trotz herrlich trashiger Kostüme und reichlich Szenenwechseln ein wenig der Fluss.

Zum Finale folgt das exzessiv(st)e Segment drei – “Der Aufstand” – vom Anfangs erwähnten Yoshihiro Nishimura. Man könnte erwähnen, dass dieser als Maskenbildner und Effekt-Spezialist in bald 100 Produktionen mitgewirkt hat (u.A. Shono Sion’s LOVE EXPOSURE und SUICIDE CIRCLE), wahrscheinlich gibt es aber eine bessere Vorstellung des zu erwartenden Massakers, wenn man sich noch mal vor Augen ruft, dass der humorvolle Herr mit der Glatze auf dem Regiestuhl für TOKYO GORE POLICE verantwortlich war. Die Erinnerung an den Film einfach auf Mutanten abstrahieren, dann stimmt das Bild von MUTANT GIRLS SQUAD.

Alles in Allem macht der Film unheimlich viel richtig, denn wann immer möglich werden Kostüme und Mutationen aus Gummi gebastelt, was einen köstlich-trashigen Charme generiert, strotzt vor Ideenreichtum und gestaltet sich in regelmäßigen Abständen als Bewährungsprobe für die Bauchmuskulatur – zu absurd sind die Regierungs-Soldaten, die ihre Maschinengewehr-Salven durch Pimmel-artige Nasen-Verlängerungen schießen, zu bekloppt ist es, wenn Bäckersfrauen in einer missglückten Rock’n’Roll Einlage zu Fleischbaguettes verarbeitet werden, zu extrem stehen alle Regler auf 11, egal ob sie das bösartige Lachen der Villains steuern, oder doch nur den Druck der (wahrscheinlich zehntausende Liter verschießenden) Kunstblut-Fontänen. Weil das ganze enorm humorvoll umgesetzt wurde (als Rin zum Beispiel in den verlassenen Straßen ihres Ortes Heerscharen von Angreifern platt gemacht hat, rollt unschuldig ein Tumbleweed durchs Bild) und zu jeder Sekunde den Spaß versprüht, den alle Beteiligten beim machen hatten, verzeiht man auch gern, dass MUTANT GIRLS SQUAD sich gehen Ende ziemlich zieht, weil er sich doch zu sehr im reinen Abriss verliert und so im eigentlichen Finale bereits Übersättigung eingesetzt hat. Die endlosen Keilereien verlieren ihren Reiz und auch der über-Endboss, der durch sein Äußeres, das Verspritzen von Muttermilch-Säure aus überdimensionierten Brüsten und zuletzt einen bizarren Blut-Ejakulations-Cumshot, endgültig jegliche Zweideutigkeit der über-sexualisierten Anspielungen über den Jordan schickt, weiß nicht mehr so recht zu begeistern. Schade, denn etwas balancierter hätte die Freude an schwabbelnden Tentakel-Armen, gespaltenen Körpern und zelebrierter Comichaftigkeit ganz sicher überwogen – so bleibt eher verhaltene Begeisterung.

Dennoch ist MUTANT GIRLS SQUAD ein großer Spaß, der zwar noch größer hätte sein können, allerdings stellvertretend für ein Genre steht, dass gern noch viel stärker nach Deutschland herüber schwappen dürfte, weil man es – wie gesagt – in der Form eigentlich nur in Japan findet. In illustrer Runde, die Nishimura’s Anweisungen nach, Bier und Würstchen in rauen Mengen zu sich nimmt, funktioniert das Ding sicher noch ein Stückchen besser – probiert es mal.


Wertung
5-6 von 10 amputierten Riesen-Brüsten


Veröffentlichung
MUTANT GIRLS SQUAD ist fünf Jahre nach seinem Erscheinen in Japan nun bei Ascot Elite Home Entertainment als BluRay und DVD erschienen. Die Discs wurden mit reichlich Bonusmaterial bestückt (7 Interviews mit Cast und den Regisseuren, ein Making-Of von 30 Minuten, ein Kurzfilm-Prequel zur Origin zweier Figuren, diverse Trailer, Q&A Videos der Filmpremieren, etc.) und kommen im Wendecover.


Weblinks
IMDB
MOVIEPILOT
LETTERBOXD
Streamen: Werstreamt.es
Leihen: LOVEFILM
AMAZON (*) (falls ihr das Widget nicht seht, wird es von eurem Ad-Blocker gekillt):

4 Gedanken zu „Film: Mutant Girls Squad (2010)“

  1. Ah danke für die Tipps…kenne ich alle noch nicht.

    Im Geiste von TOKYO GORE POLICE kann ich noch THE MACHINE GIRL von Noboru Iguchi empfehlen, lustiges Gesplattere, natürlich wieder mit Mädels in Schuluniformen
    Auf “Schnittberichte” kann man sich einen guten Eindruck holen, wobei ich den Kommentar bei Minute 57 zum Schiessen finde: “Ein schon ziemlich ramponierter Bad Guy wird weiter von Ami niedergeschossen”….es folgen ein paar Bilder von dem Baddie, und in der Tat, er ist wirklich schon ziemlich “ramponiert”, lol…

    Und Pflichtprogramm ist natürlich der auch von Tamino hochgeschätzte STORY OF RICKY, vorzugsweise in der bekloppten deutschen Synchro; double the fun !!!!

    Beispiel aus dem Gedächtnis:
    Ricky geht bei seiner Einlieferung fast nackt durch einen Metalldetektor. Es piepst wie verrückt.
    WÄRTER 1: “Was ist das???”
    WÄRTER 2: ” Das sind die Patronen, die noch in seinem Körper stecken.”
    WÄRTER 1: “Was soll das? Wieso lässt du die nicht herausholen?”
    RICKY (knirscht durch die Zähne): “Souvenirs!”

  2. Verrückte Japaner.
    Diesmal besonders abgedreht.
    Aber wahrscheinlich wird diese Art Film immer einen Punkt in meinem Herzen treffen, alleine aus dem Grund dass so ein Film in 1000 Jahren aus keinem anderen Land kommen kann.

    Bei diesem Film fand ich die ewigen “sexuellen” Anspielungen allerdings ein wenig öde – wie so ne Hollywood Pipi Kacka Komödie in Splatter; ich finde das einfach nie lustig, das wirkt auf mich immer verklemmt.

    Über weitere Japan Trash Film Tipps würde ich mich freuen, denn ich kenne noch nicht alle

    1. Sehe ich ähnlich, auch für mich hat sich das ziemlich abgenutzt und war zu sehr in your face: “Guckt mal, wir bringen überall Brüste, Pimmel und Ejakulations-Analogien ein!”. Dennoch hatte ich von einigen Durststrecken im Film abgesehen eine gute Zeit.

      Was derartigen Blutrausch betrifft, kann ich leider (noch) nicht wirklich viele Tipps (außer denen im Review) geben. Was irre japanische Filme betrifft, empfehle ich aber immer gern den skurrilen SYMBOL, ganz groß ist auch der Haar-Horror EXTE, oder generell das meiste von Shono Sion (ich halte LOVE EXPOSURE ja für das einzige wahre Epos des 21. Jahrhunderts). Ich grübel nochmal, falls mir was einfällt, liefere ich es nach

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